In der Grafschaft Bentheim konnte ein bedeutendes Zeichen für die Zukunft des Handwerks gesetzt werden. Bei einer emotionalen Lossprechungsfeier in Nordhorn erhielten 65 frisch ausgebildete Gesellinnen und Gesellen ihre Urkunden, welches trotz der aktuellen Herausforderungen im Handwerkswesen einen Lichtblick darstellt. Die Veranstaltung zog rund 250 Gäste an, darunter der neue Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, Andreas Nünemann.
Betonung der Bedeutung von Ausbildung
Kreishandwerksmeister Heiko Ensink nutzte die Gelegenheit, um die Relevanz einer soliden Ausbildung in den Mittelpunkt zu rücken. „Der Stellenwert einer handwerklichen Ausbildung ist im Vergleich zu akademischen Wegen noch nicht hoch genug“, betonte Ensink. Er appellierte an die Gesellschaft, dass sich die Perspektive ändern müsse: „Wir sollten nicht nur darauf abzielen, dass jeder studiert, sondern dass jeder den Beruf ergreifen kann, der zu ihm passt.“ Diese Botschaft ist besonders wichtig im Hinblick auf den herrschenden Fachkräftemangel, der den Handwerkssektor belastet.
Wirtschaftliche Herausforderungen anpacken
Die Lossprechungsfeier fand in einem Kontext statt, in dem der Handwerksmeister aktuelle wirtschaftliche Problematiken zur Sprache brachte. Eng stehende Themen wie steigende Baukosten, hohe Steuerlasten und eine überbordende Bürokratie machen die Situation für viele Handwerksbetriebe zunehmend schwierig. „Wir müssen diesen Herausforderungen mit Optimismus und Tatkraft begegnen“, mahnte Ensink. Diese Anregung kommt zu einer Zeit, in der viele Handwerker darüber nachdenken, wie sie ihr Geschäft zukunftssicher gestalten können.
Innovative Impulse für die berufliche Bildung
Ein vielversprechender Entwicklungsansatz, dem Ensink eine hohe Bedeutung beimisst, ist der „Campus Berufliche Bildung“. Gemeinsam mit der Wirtschaft, Schulen und Hochschulen wird in Nordhorn an einem Innovationszentrum gearbeitet, das den Fokus auf digitale Bildung legt. Insbesondere Building Information Modelling (BIM) wird eine tragende Rolle in der Ausbildung zukünftiger Handwerkskräfte spielen.
Praktika als Schlüssel zur Attraktivität des Handwerks
Ein weiterer Lösungsvorschlag zur Stärkung des Handwerks besteht in der Einführung von Praktika im Schulalltag, sowie einer niedersachsenweiten Praktikumsprämie. Diese sollte, ähnlich wie in anderen Bundesländern, das Interesse an handwerklichen Berufen fördern. Ensink sieht hierin einen notwendigen Schritt, um auch jungen Menschen die attraktiven Karrierewege im Handwerk näherzubringen.
Handwerk im digitalen Zeitalter
Eckhard Stein, Präsident der Handwerkskammer Oldenburg, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass das Handwerk trotz seiner langen Tradition nicht vor der digitalen Transformation haltmachen wird. „Künstliche Intelligenz wird uns helfen, aber das Handwerk wird nicht verschwinden“, erklärte er. Bei all diesen Themen sei es wichtig, dass die neuen Gesellinnen und Gesellen nicht nur als Arbeitskräfte, sondern als aktive Gestalter ihrer Branche auftreten.
Abschließend bedankte sich Stein bei den Ausbildungsbetrieben und Lehrern für deren Einsatz und ermutigte die Absolventen zur ehrenamtlichen Mitgestaltung ihres Sektors, um ihre Kompetenzen und Netzwerke auszubauen. Diese Empfehlungen schauen nicht nur auf den individuellen Karriereweg, sondern auch auf die wesentliche Rolle, die der handwerkliche Sektor in der Gesellschaft spielt.
Insgesamt zeigt die Lossprechungsfeier der Grafschaft Bentheim, dass die Zukunft des Handwerks in der Region von engagierten und gut ausgebildeten Fachkräften abhängt, die bereit sind, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen und ihren Beruf zu einem erfüllenden Teil des Lebens zu machen.