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Baywa: Umsatzrückgang und Sorgen unter Ebersberger Landwirten

Die finanzielle Krise der Baywa, die im ersten Halbjahr 2024 zu einem drastischen Umsatzrückgang führte und die Hauptakteure der Landwirtschaft im Landkreis Ebersberg betrifft, zeigt die weitgehende Unabhängigkeit der örtlichen Bauern, die alternative Strukturen zur Lagerung und Vermarktung ihrer Erzeugnisse geschaffen haben.

Die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Baywa AG, einem bedeutenden Agrarhändler mit Sitz in München, haben weitreichende Auswirkungen, auch auf die Landwirte im Landkreis Ebersberg. Ein Umsatzrückgang von 15 Prozent im ersten Halbjahr 2024 hat den Gewinn des Unternehmens drastisch auf null reduziert. In einem Jahr, in dem der Umsatz noch bei beeindruckenden 24 Milliarden Euro lag, sind die Turbulenzen nun ein brisantes Thema für die lokale Agrarwirtschaft.

Verbindung zwischen Landwirten und Baywa

Die Baywa hat sich über viele Jahre hinweg als wichtiger Partner für die Landwirtschaft etabliert. Sie liefert nicht nur Saatgut, Dünger und Landmaschinen, sondern ist für viele Landwirte auch als Abnehmer von Getreide von Bedeutung. Dennoch äußern sich Landwirte im Landkreis Ebersberg skeptisch über die Rolle des Unternehmens in ihrer Region. Matthias Vodermeier, der Bauern-Kreisobmann aus Neufarn, hat Bedenken geäußert, dass die Baywa als Abnehmer für Getreide vor Ort nicht relevant ist.

Ein Schreiben des Bauernverbands

Der Bauernverband hat in einem aktuellen Rundschreiben auf die Situation bei der Baywa hingewiesen. Darin wird betont, dass Getreide, das an die Baywa geliefert wird, unter Eigentumsvorbehalt steht. Dies bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz des Unternehmens das gelieferte Getreide nicht in die Konkursmasse hineingezogen wird. Roman Loidl, ein Milchbauer aus Moosach, berichtet, dass trotz dieser Information die Baywa keine nennenswerte Infrastruktur im Landkreis besitzt, da das nächste Erfassungszentrum in Wolnzach liegt.

Alternative Absatzwege und lokale Unabhängigkeit

Die Landwirte im Landkreis Ebersberg haben alternative Absatzmöglichkeiten gefunden. So übernehmen lokale Brauereien wie Schweiger in Markt Schwaben und Wildbräu in Grafing einen Großteil der Braugerste, die in der Region angebaut wird. Diese Entwicklung zeigt die Unabhängigkeit der Bauern, die sich auch in der regionalen Vermarktung bewegen. Ein weiteres Beispiel ist das Lagerhaus in Feldkirchen, das 2007 von mehr als 130 Landwirten aus dem Münchner Osten übernommen wurde. Dieses Lagerhaus wird nun von einer neu gegründeten Gesellschaft verwaltet und spielt eine zentrale Rolle in der Vertriebskette der Bauern.

Missmut über die Entwicklungen

Franz Lenz, ein Biolandwirt aus Zorneding, hebt hervor, dass die Lagerhäuser der Baywa in der Region aufgelöst wurden, was die Abnehmerposition des Unternehmens schwächt. Der Verlust solcher Infrastrukturen könnte die Zukunft der Agrarwirtschaft im Landkreis Ebersberg gefährden, obwohl die Bauern durch Selbstorganisation und Kooperation zunehmend unabhängiger werden.

Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Situation und die Reaktionen der Landwirte, wie wichtig lokale Strukturen und Alternativen für die Landwirtschaft sind. Die Entwicklung der Baywa, als einstiger Riese im Agrarhandel, könnte langfristig einen positiven Trend der Selbsthilfe und Regionalität unter den Bauern im Landkreis Ebersberg anstoßen.

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