Euskirchen

Gerichtsprozess um Boateng: Kämpft die Mutter von Kasia Lenhardt?

Im Berufungsprozess vor dem Berliner Kammergericht kämpft die Mutter der verstorbenen Kasia Lenhardt gegen Jérôme Boatengs Äußerungen über ihre Tochter, die sie als unwahr und verletzend empfindet, während dieser bereits wegen Körperverletzung verurteilt wurde und die rechtlichen Auseinandersetzungen die Debatte über postmortale Persönlichkeitsrechte im digitalen Zeitalter anheizen.

In einer emotionalen Auseinandersetzung rund um den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng und die verstorbene Kasia Lenhardt hat sich der Rechtsstreit um Äußerungen über die Beziehung zwischen den beiden weiter zugespitzt. Der Fall hat nicht nur rechtliche, sondern auch gesellschaftliche Dimensionen, die in der zeitgenössischen Debatte über den Umgang mit postmortalen Persönlichkeitsrechten zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Hintergründe des Rechtsstreits

Der Streit erreichte eine neue Phase, als die Mutter von Kasia Lenhardt beim Berliner Kammergericht eine Unterlassungsklage einlegte. Am 14.00 Uhr des kommenden Donnerstags wird das Gericht über diese Klage beraten. Bereits im November 2022 hatte das Berliner Landgericht Boateng untersagt, bestimmte Aussagen zu tätigen. Die Mutter fordert die Unterlassung von insgesamt sechs Äußerungen, die sie als unwahr und schädlich für das Andenken ihrer Tochter empfindet.

Die Bedeutung des Falls für die Gesellschaft

Der Rechtsstreit berührt essentielle Fragen über das postmortale Persönlichkeitsrecht. Dieses Recht schützt die Ehre und den guten Ruf einer verstorbenen Person, ist jedoch im digitalen Zeitalter komplexer geworden. Laut dem Rechtsanwalt der Klägerin, Markus Hennig, sollten die Hürden für Hinterbliebene gesenkt werden, damit sie rechtzeitig gegen unwahre Äußerungen vorgehen können. „Die bisherige Rechtsprechung trägt dem digitalen Zeitalter nicht Rechnung“, so Hennig, und verdeutlicht damit die Notwendigkeit einer Reform in diesem Rechtsbereich.

Das öffentliche Interesse und Proteste

Vor dem Gerichtsgebäude wird es am Donnerstag zudem eine Kundgebung mit dem Titel „Demo gegen Gewalt gegen Frauen“ geben. Etwa 60 Teilnehmer werden von der Berliner Polizei erwartet. Diese öffentliche Demonstration thematisiert nicht nur den aktuellen Fall, sondern auch die breitere Problematik von Gewalt und Missbrauch, von denen viele Frauen betroffen sind.

Der Kontext der Äußerungen

Boateng hatte in einem umstrittenen Interview, das kurz nach der Trennung von Lenhardt veröffentlicht wurde, über seine damalige Beziehung gesprochen. Diese Äußerungen wurden seitens der Klägerin als verfälschend und schädlich für das Bild ihrer Tochter angesehen. Die Anwältin von Boateng hatte in der ersten Instanz betont, dass der Spieler die Interviewäußerungen bedauere, was jedoch nicht die Wogen glättete.

Konsequenzen für Boateng

Zusätzlich zum laufenden Verfahren in Berlin sieht sich Boateng auch mit weiteren rechtlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Ein kürzlich ergangenes Urteil des Landgerichts München I bezieht sich auf eine Verurteilung wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Es wurde eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 5000 Euro ausgesprochen, die nur im Falle eines Verstoßes gegen gerichtliche Auflagen zu zahlen ist. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat jedoch Revision gegen dieses Urteil eingelegt, was den Druck auf Boateng erhöht.

Der Fall wirft viele Fragen auf, von den Herausforderungen, die Familien und Hinterbliebene im Umgang mit der Erinnerungs- und Ehrenwahrung ihrer verstorbenen Angehörigen haben, bis hin zu den schwierigen rechtlichen Landschaften, die sich in der digitalen Ära präsentieren. Die kommenden Verhandlungen und öffentlichen Diskussionen werden zeigen, inwieweit sich in dieser Thematik Veränderungen ankündigen.

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