Reichling (dpa/lby) – In einer bemerkenswerten Aktion haben Aktivisten von Greenpeace im oberbayerischen Reichling, in unmittelbarer Nähe zum malerischen Ammersee, ihre Stimme gegen eine bevorstehende Erdgasbohrung erhoben. Am frühen Morgen wurden auf dem geplanten Bohrgelände zehn Bäume gesetzt, um ein starkes Zeichen zu setzen: «Bäume statt Bohrturm, ein richtiger Wald statt klimaschädliches Gas», äußerte Saskia Reinbeck, eine der Aktivistinnen. Diese symbolische Aktion wird von weiteren Protesten begleitet, einschließlich Transparente mit dem durchgestrichenen Bohrturm und der eindringlichen Botschaft «Kein neues Gas».
Wirtschaftliche Aspekte und Umweltbedenken
Die Firma Genexco plant, bereits im September ein etwa 40 Meter hohes Bohrturm auf dem Gelände zu errichten, um nach Erdgas in einer Tiefe von circa 3000 Metern zu suchen. Diese Gasvorkommen gelten aufgrund der gestiegenen Marktpreise als wirtschaftlich interessant, obwohl die Förderung in den 1980er Jahren aufgrund von Unrentabilität eingestellt wurde. Der Genehmigungsprozess wurde bereits eingeleitet: Am 26. Juni 2024 erhielt Genexco vom bergamtliche Vorstand in Südbayern die Erlaubnis für die Probebohrung. Greenpeace schätzt, dass die geförderte Menge bis zu 500 Millionen Kubikmeter betragen könnte, was etwa vier Prozent des jährlichen Erdgasverbrauchs in Bayern entspricht.
Proteste aus der Bevölkerung
In den letzten Wochen kam es in Reichling zu zunehmenden Widerständen gegen das Projekt. Bürgerinitiativen wie die «Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen – gegen die Ausbeutung unserer Heimat» haben sich gebildet, um öffentliche Aufmerksamkeit auf die negativen Folgen der Bohrung zu lenken. Unterstützung erhalten sie von zahlreichen Umweltschützern, die sich gegen die möglichen Umweltverschmutzungen und Bedrohungen für die lokale Flora und Fauna aussprechen. Der Bohrplatz befindet sich nur 150 Meter von einem europäischen Schutzgebiet entfernt, was die Bedenken verstärkt.
Regierung unter Druck
Die Beweggründe aus der Bevölkerung sind klar: Es wird gefordert, dass Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) endlich die Realität der Klimakrise anerkennt und die geplante Erdgasförderung stoppt. «Die Erdgasbohrung soll trotz der immer schneller voranschreitenden Erderhitzung und gegen den Willen der Menschen vor Ort durchgedrückt werden. Das ist absolut unverantwortlich», so Reinbeck weiter. Die Grüner Umweltaktivisten und Bürgerinitiativen zeigen sich entschlossen und lassen rechtliche Schritte gegen die Genehmigung des Bergamts erwägen.
Fazit: Die Relevanz des Protests
Diese Protestaktionen in Reichling könnten einen wichtigen Wendepunkt darstellen. Sie reflektieren nicht nur den Widerstand gegen lokale Umweltverschmutzungen, sondern auch eine wachsende Besorgnis innerhalb der gesamten Gesellschaft, die auf nachhaltige Energienutzung und den Erhalt der Natur setzt. Die Forderung nach einem sofortigen Stopp der Erdgasförderung stärkt die Stimme der Gemeinschaft. Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf diesen Druck reagieren werden und welche Maßnahmen getroffen werden, um den Wünschen der Bevölkerung gerecht zu werden.