Reisen

DB-Vorstand: Pflicht zur Bahnnutzung als Lösung für Reisechaos?

GDL-Chef Claus Weselsky kritisiert die Deutsche Bahn und fordert, dass die Vorstandschaft ihre Dienstreisen ausschließlich mit der Bahn unternimmt, um die aktuellen Probleme des Schienennetzes hautnah zu erleben, während der Konzern betont, dass die Vorstände überwiegend klimafreundlich reisen und nur in Ausnahmefällen auf Autos oder Flugzeuge zurückgreifen.

Die Diskussion über die Reisepraxis der Führungskräfte der Deutschen Bahn AG hat in letzter Zeit deutlich an Fahrt aufgenommen. Das öffentliche Interesse an dieser Thematik ist erheblich, vor allem angesichts der andauernden Probleme im deutschen Schienennetz, die so viele Reisende betreffen. GDL-Chef Claus Weselsky hat kürzlich Vorschläge gemacht, die das Management der Bahn dazu bewegen sollen, die Herausforderungen im Bahnverkehr aus erster Hand zu erfahren.

Öffentliche Kritik und Forderungen nach Veränderung

Die anhaltenden Schwierigkeiten im deutschen Zugverkehr stehen schon seit Monaten im Fokus öffentlicher Kritik. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte zum Beispiel, die DB habe sich während der Fußball-Europameisterschaft mit übertriebenen Versprechungen übernommen, indem sie täglich 10.000 zusätzliche Sitzplätze anbot. Diese Versprechen konnten kaum eingehalten werden und sorgten für zusätzlichen Unmut unter den Fahrgästen.

Zusätzlich dazu nahm der CDU-Politiker Thomas Bareiß die Bahngesellschaft in die Pflicht und warf ihr ein „schauriges Bild“ vor. Die Vorwürfe gipfelten in der Verantwortung, die er dem Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz zuschrieb, dessen Entscheidungen den guten Ruf Deutschlands ruinieren würden. Der SPD-Abgeordnete Martin Kröber unterstützte diese Meinungen und forderte, dass Teile des Vorstandes ausgewechselt werden sollten, da die derzeitige Führung als strategisch inkompetent angesehen wird.

Weselskys Vorschlag zur persönlichen Erfahrung mit dem Bahnbetrieb

In diesem Kontext hat Claus Weselsky, der scheidende Vorsitzende der GDL, eine drastische Maßnahme vorgeschlagen: Eine Änderung der Reisepolitik der DB-Führungskräfte. Er glaubt, dass die Verantwortlichen gezwungen werden sollten, für ihre Dienstreisen die Bahn zu nutzen. Dies würde es ihnen ermöglichen, die realen Bedingungen und die Herausforderungen, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert sind, aus erster Hand zu erleben. Weselsky führt an, dass in kaum einem anderen Großunternehmen die Führungskräfte ihr eigenes Produkt so selten nutzen.

Die Reaktion des Unternehmens

Auf die Anfrage der WELT hin teilte ein Sprecher der DB mit, dass die Vorstände in der Regel die „klimafreundliche Bahn“ für ihre Dienstreisen innerhalb Deutschlands nutzen. Für kürzere Strecken innerhalb von Städten wie Berlin und Frankfurt sei jedoch auch ein eigener Fahrdienst verfügbar. In Ausnahmefällen, etwa bei zeitkritischen Terminen oder äußeren Umständen wie Streiks, können Flugreisen notwendig sein. Trotz dieser Ausführungen bleibt die Frage offen, warum es dem Vorstand nicht gelingt, die bestehenden Missstände im Bahnbetrieb zu beheben.

Der Druck auf die Deutsche Bahn und Expansionsmöglichkeiten

Das Gesamtbild, das sich hier abzeichnet, ist ein stark unter Druck stehendes Unternehmen. Obwohl das Management argumentiert, dass sie viel auf der Schiene unterwegs sind, besteht das Anliegen vieler Kritiker darin, dass persönliche Erfahrungen mit den Schwierigkeiten des Bahnbetriebs unumgänglich sind, um grundlegende Verbesserungen zu erreichen. Weselskys Vorschlag könnte nicht nur für die aktuelle Infrastruktur von Vorteil sein, sondern auch für die Motivation und das Verständnis innerhalb der Belegschaft.

Insgesamt verdeutlicht die Diskussion um Dienstreisen der Führung und die damit verbundenen Erwartungen, wie wichtig es ist, dass diejenigen, die Entscheidungen treffen, auch die realen Bedingungen vor Ort verstehen. Dies könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und die Qualität des Bahnverkehrs in Deutschland zu verbessern.

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