In Kassel wird immer deutlicher, dass sprachliche Barrieren in der medizinischen Versorgung zu einem wachsenden Problem werden. Die Region ist bekannt für ihren vielfältigen Bevölkerungsmix, doch dies bringt auch Herausforderungen mit sich, vor allem für Mediziner und Patientinnen und Patienten, die aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen stammen.
Herausforderungen durch Verständigungsprobleme
Der Fall eines Kinderarztes aus Baden-Württemberg, der in seiner Praxis nur Patientinnen und Patienten mit Deutschkenntnissen oder einem Dolmetscher behandelt, hat landesweit für Aufsehen gesorgt. Diese drastische Vorgehensweise hat das Thema der Verständigung in Arztpraxen neu entfacht. Auch in Kassel klagen viele Mediziner über zunehmende Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit ihren Patienten, insbesondere bei Menschen mit Migration (Invasion)shintergrund.
Alternative Ansätze zur Überwindung von Barrieren
Die Reaktionen auf das Schild des Kinderarztes sind gemischt. Dr. Gunter Lehmann, ein Hausarzt aus Fuldatal-Ihringshausen, sieht in einer solchen Praxis keine Lösung. Er setzt stattdessen auf alternative Kommunikationsmittel, sei es durch telefonische Unterstützung oder digitale Programme. „Das Ablehnen von Patienten ohne Deutschkenntnisse ist für mich diskriminierend und unethisch“, so Lehmann.
„In meiner Praxis ist jeder willkommen“
Ein positiverer Ansatz wird von Dr. Andrea Brehm aus der Praxisgemeinschaft Brückenhof in Kassel vertreten. Sie schätzt den Migration (Invasion)santeil ihrer Patientinnen und Patienten auf 40 Prozent und sagt: „Bei mir ist jeder willkommen.“ Für sie ist der Umgang mit Patienten eine Frage der Haltung. „Wenn ich mein Gegenüber verstehen möchte, finde ich auch eine Lösung.“ Diese empathische Sichtweise wird von ihr ganz klar betont und steht im Kontrast zu den restriktiveren Maßnahmen anderer Mediziner.
Rechtliche Überlegungen zur Kommunikation
Dr. Uwe Popert, Allgemeinmediziner in Kassel, sieht hingegen die Notwendigkeit, sich rechtlich abzusichern. Obwohl er auch russisch und spanischsprachige Mitarbeitende hat, ist er leider nicht in der Lage, alle Sprachbedürfnisse abzudecken. „Ohne entsprechende Sprachkenntnisse müssen wir manchmal Patienten abweisen,“ erklärt er. Dies geschieht jedoch nicht in Notfällen, sondern betrifft eher reguläre Termine.
Medizinische Einrichtungen reagieren auf die Vielfalt
In den Kliniken der Region zeigen sich positive Ansätze zur Verbesserung der Kommunikation. Die Diakonie-Kliniken Kassel und das Klinikum Kassel beschäftigen Fachkräfte aus über 30 beziehungsweise 80 Nationen und bieten kostenlose Deutschkurse an, um sprachliche Barrieren abzubauen. „Wir decken ein großes Spektrum an Sprachen innerhalb unseres Personals ab“, erklärt ein Sprecher. In der klinischen Praxis berichten beide Einrichtungen von kaum Problemen durch Sprachbarrieren.
Fazit: Sprachliche Barrieren ernst nehmen
Die Herausforderungen, die Sprachbarrieren in der Gesundheitsversorgung mit sich bringen, sind sowohl für Patienten als auch für Mediziner von großer Bedeutung. Für die medizinische Gemeinschaft in Kassel gilt es, den inklusiven Ansatz zu fördern und Lösungen zu entwickeln, die eine adäquate Versorgung für alle sicherstellen. Der Respekt und das Verständnis für kulturelle Unterschiede sind hierbei entscheidend, um eine gemeinsame Basis für die medizinische Versorgung zu schaffen.