Die katholische Gemeinde Sankt Elisabeth steht an einem Wendepunkt, der nicht nur die lokale Religionsgemeinschaft, sondern auch die Gemeinden im Landkreis Hersfeld-Rotenburg stark beeinflussen wird. Drei Kirchen, darunter die „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ in Grebendorf, die „Sankt Antonius“ in Abterode und die „Zum Heiligen Josef der Arbeiter“ in Richelsdorf, werden im September 2024 profaniert, was einen tiefen Einschnitt in die religiöse Struktur der Region darstellt.
Der Weg zur Profanierung
Am 22. September findet die Profanierungsmesse in Abterode statt, gefolgt von der vollständigen Entweihung der Kirche in Grebendorf am 28. September und der Kirche in Richelsdorf am 29. September. Pfarrer Mario Lukes, der die neue Pfarrei Sankt Elisabeth mit etwa 5600 Gläubigen leitet, betont, dass dieser Schritt nötig ist, um die Ressourcen der Gemeinde zu bündeln. „Wir müssen uns neu aufstellen“, erklärt Pfarrer Lukes, während er die Herausforderungen der rückläufigen Zahl an Gläubigen und Priestern anführt.
Der Verlust von Räumen der Gemeinschaft
Die Schließungen der Kirchen sind nicht nur ein Zeichen des Wandels innerhalb der katholischen Kirche, sondern auch der sich ändernden Dynamik in ländlichen Gemeinden. Nach Ansicht der Verwaltungsleiterin der Gemeinde, Ines Hoffmann, ist es äußerst schwierig, alternative Nutzungsmöglichkeiten für die Kirchen zu finden. „Im ländlichen Raum sehen wir kaum eine Chance“, sagt sie. Die Folgen sind tiefgreifend: Orte der Versammlung und des Glaubens verschwinden, was den sozialen Zusammenhalt in den Gemeinden beeinträchtigen kann.
Eine Antwort auf den Rückgang der Gläubigen
Mit der Schließung der Kirchen soll nicht nur auf die zurückgehenden Mitgliederzahlen reagiert werden, sondern auch ein neues Konzept für das Gemeindeleben geschaffen werden. Neben den zurückgegangenen Gottesdienstbesuchern sind die finanziellen Mittel für die Instandhaltung der Kirchen eine große Herausforderung. Vorangegangene Verkäufe von Kirchen in Niederhone und Reichensachsen zeigten, dass solche Entscheidungen unausweichlich waren. „Wir wollen lieber aufbauen, statt zu schließen“, betont Pfarrer Lukes und stellt fest, dass acht Kirchen für die progressive Pfarrei im Verhältnis zu groß sind.
Die Hoffnung auf Erneuerung
Trotz der profanierten Kirchen sieht die Gemeinde Sankt Elisabeth auch Chancen der Erneuerung. Der Ansatz, die jährliche Fronleichnamsprozession in Eschwege stattfinden zu lassen, spricht für den Willen, Gemeinschaft zu fördern, selbst wenn die physischen Räume der Religionsausübung verloren gehen. Die Initiative zur Schaffung einer neuen Messdienergruppe und die Organisation von Ausflügen für Kinder und Jugendliche sind positiv zu werten. Diese Bemühungen zeigen, dass die Gemeinde trotz der Herausforderungen weiterhin zusammenrücken möchte.
Kaufschutzmaßnahmen und Perspektiven
Die verbleibenden Kirchen sollen nicht einfach verkauft werden. Verträge werden Klauseln enthalten, die sicherstellen, dass die ehemaligen Gotteshäuser nicht in unangemessene Nutzung überführt werden. Sollten diese Gebäude abgerissen werden, ist festgelegt, dass der Grundstein an einem neuen Gebäude angebracht werden muss, um die Erinnerung an die spirituellen Orte zu bewahren. Diese Maßnahmen zeigen das Bewusstsein der Gemeinde für Traditionsbewahrung und ermöglichen gleichzeitig Fortschritt.
Schlussgedanken
Die Entscheidung der katholischen Gemeinde Sankt Elisabeth stellt einen bedeutenden Wandel dar, der nicht nur das religiöse Leben beeinflusst, sondern auch die identitätsstiftende Gemeinschaft der Region herausfordert. Der Prozess der Profanierung kann als Chance betrachtet werden, das Gemeindeleben neu zu gestalten, um den modernen Bedürfnissen der Gläubigen gerecht zu werden. In den vorangegangenen Jahren sind bereits mehrere Kirchen entweiht worden, und die kontinuierliche Entwicklung zeigt, dass die katholische Kirche bereit ist, sich den Gegebenheiten anzupassen.