Herne

Tiere und ihre geheimen Vorlieben: Links oder rechts im Alltag?

Neueste Forschungen zeigen, dass Tiere, ähnlich wie Menschen, eine bevorzugte Pfote oder Flosse haben könnten, was die Biopsychologie von Händigkeit revolutioniert und auf die weit verbreitete Seitenpräferenz im Tierreich hinweist, während Berlin den Internationalen Linkshändertag am 13. August würdigt.

Die Frage nach der Händigkeit ist nicht nur ein menschliches Phänomen, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die Tierwelt. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass viele Tierarten eine klare Vorliebe für eine bestimmte Seite haben, sei es bei Pfoten, Flossen oder Armen. Dies könnte nicht nur unser Verständnis des Verhaltens von Tieren erweitern, sondern auch wertvolle Einblicke in evolutionäre Anpassungen bieten.

Händigkeit als evolutionärer Vorteil

Händigkeit, also die Bevorzugung einer bestimmten Seite, wird als eine Form der hemisphärischen Asymmetrie betrachtet, bei der eine Hirnhälfte für bestimmte Aufgaben dominanter ist. Diese Asymmetrie wird sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren beeinflusst. Bereits in einer umfassenden Studie von Sebastian Ocklenburg und seinem Team an der Medical School Hamburg wurden 119 Tierarten untersucht, um deren Vorlieben zu identifizieren.

Präferenzen in der Tierwelt

Die Ergebnisse dieser Forschungen zeigen, dass in vielen Arten eine deutliche Seitenpräferenz besteht. Während bei etwa einem Drittel der untersuchten Tiere keine klare Vorliebe festgestellt werden konnte, zeigen viele andere eine klare Tendenz zur Nutzung einer bestimmten Seite. Interessanterweise tendieren einige Tiere, ähnlich wie Menschen, dazu, ihre Aufgaben mit der linken oder rechten Seite besser zu bewältigen.

Linkshändige Schildkröten und andere Überraschungen

Eine besonders faszinierende Entdeckung ist die vorliegende Händigkeit bei Tieren, die keine Arme oder Beine haben. Beispielsweise beobachteten Forscher, dass Lederschildkröten beim Eierlegen oft ihre rechte hintere Flosse einsetzen, um ihre Eier zu bedecken. Solche Erkenntnisse erweitern das Verständnis darüber, wie vielfältig Händigkeit in der Tierwelt vorkommen kann.

Haustiere und ihre Vorlieben

Die Entdeckung von Händigkeit beschränkt sich nicht nur auf wildlebende Tiere. Eine Metaanalyse zu Haustieren offenbarte, dass über drei Viertel der untersuchten Katzen entweder links- oder rechtspfotig waren. Ähnlich verhält es sich bei Hunden, wo mehr als zwei Drittel eine klare Präferenz zeigten. Solche Beobachtungen könnten für Haustierbesitzer praktisch sein und zu einer besseren Interaktion mit ihren Tieren führen.

Einfache Tests zur Bestimmung der Seitenpräferenz

Haustierhalter können mit einfachen Mitteln herausfinden, welche Pfote ihr Tier bevorzugt. Ein bewährter Ansatz sind sogenannte „Food Reaching“-Aufgaben, bei denen das Tier nach Futter greifen muss. Indem das Futter in einer engen Röhre versteckt wird, können Besitzer beobachten, welche Pfote ihr Tier nutzt. Nutzt es mehrmals hintereinander dieselbe Pfote, lässt sich seine Präferenz eindeutig bestimmen.

Fazit: Auswirkungen auf Wissenschaft und Gesellschaft

Die Erkenntnisse zur Händigkeit bei Tieren haben weitreichende Implikationen für die Wissenschaft. Sie können dazu beitragen, das Verhalten von Tieren besser zu verstehen und die evolutionären Grundlagen von Händigkeit zu erläutern. Diese Informationen könnten letztlich auch in der Tierhaltung und der Interaktion zwischen Mensch und Tier Anwendung finden, da ein Bewusstsein für die individuelle Vorliebe eines Tieres dessen Lebensqualität verbessern kann.

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