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Bernhard Stengele: Grüne kämpfen in Thüringen gegen starke Vorurteile

Grünen-Spitzenkandidat Bernhard Stengele erklärt im Interview, warum seine Partei in Thüringen als „Monster“ wahrgenommen wird, offenbart seine Bedenken bezüglich der AfD unter Björn Höcke und diskutiert die Herausforderungen und Ziele bei der bevorstehenden Landtagswahl am 13. August 2024.

Die politischen Spannungen in Thüringen erreichen einen neuen Höhepunkt während des bevorstehenden Wahlkampfs. Bernhard Stengele, der Spitzenkandidat der Grünen, hat sich nicht nur gegen die anhaltenden Herausforderungen seiner Partei gestellt, sondern auch eine bemerkenswerte Anzeige gegen den AfD-Chef Björn Höcke erstattet. Dieses Vorgehen ist Teil eines größeren Trends der politischen Polarisierung, der in der Region zunehmend sichtbar wird.

Politische Landschaft und ihre Herausforderungen

Bernhard Stengele, seit 2023 Thüringens Umweltminister, steht im Mittelpunkt eines sich zuspitzenden Wahlkampfs. Der 61-Jährige, der zuvor in der Theaterbranche tätig war, versucht, die Bedeutung des Klimaschutzes hervorzuheben, aber die Umfragen zeigen, dass die Grünen in der Wählergunst stagnieren und aktuell unter fünf Prozent notieren. Stengele selbst erkennt die Schwierigkeiten, denen sich seine Partei gegenübersieht, da das Thema Klimaschutz in Thüringen als weniger relevant wahrgenommen wird. „Auf unserem Weg haben wir viel Gegenwind“, erklärt er, während er über die Unzufriedenheit in der Bevölkerung spricht, die sich oft gegen die Grünen richtet.

Die Anzeige gegen Björn Höcke

Ein zentraler Punkt in Stengele’s aktuellem Vorgehen ist die Anzeige gegen Björn Höcke wegen Volksverhetzung. Ein Gedicht des Lyrikers Franz Langheinrich, das im Wahlprogramm der AfD abgedruckt ist, stellt Stengele als besonders problematisch dar, da Langheinrich während des Nationalsozialismus aktiv war. „Die AfD will in kleinen Schritten das Unsagbare wieder sagbar machen“, stellt Stengele fest. Die Entscheidung, rechtliche Schritte einzuleiten, entstand nicht über Nacht. Stengele hat gründlich überlegt und viele Gespräche geführt, bevor er seine Entscheidung traf.

Öffentliche Perspektive und Image der Grünen

Die Grünen werden derzeit in Thüringen von vielen als „Monster“ wahrgenommen, wie Stengele selbst es formuliert. „Wir sind für viele ein Feindbild. Das müssen wir den Menschen außerhalb Thüringens erklären“, sagt er. Diese negative Wahrnehmung ist nicht nur auf lokale Probleme zurückzuführen, sondern auch auf eine breitere, bundesweite Unzufriedenheit mit der Politik der Grünen, insbesondere im Hinblick auf das sogenannte Heizungsgesetz, das von vielen als nicht praktikabel angesehen wird.

Der Weg nach vorne – Strategien für die Landtagswahl

Während Stengele die Schwierigkeiten erkennt, sieht er auch Chancen. „Wir müssen uns neu erfinden und zeigen, dass wir für Veränderungen stehen“, sagt er mit Blick auf die Zukunft. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Diskussion um die Verkehrswende im ländlichen Raum, wo eine verbesserte Infrastruktur dringend benötigt wird. „Wir brauchen ein variantenreiches ÖPNV-System, damit mehr Menschen mobil sind“, fordert er.

Ein Blick auf potenzielle Kooperationen

Im Falle eines positiven Wahlausgangs denkt Stengele auch über mögliche Kooperationen nach, unter anderem mit der Wagenknecht-Partei BSW. „Wir sind bereit, weit zu gehen, um Mehrheiten zu schaffen“, sagt er. Allerdings bleibt abzuwarten, ob diese Zusammenarbeit realisierbar und förderlich für die Entwicklung Thüringens ist. Die Zusammenarbeit könnte eine spannende Wendung im politischen Spektrum der Region darstellen, doch Stengele äußert auch Vorbehalte: „Eine Partei, die wie eine Person heißt, ist schon sehr kurios.“

Für Stengele und die Grünen wird die bevorstehende Wahl zu einem entscheidenden Test. Die Herausforderungen sind vielschichtig, und die nächsten Schritte werden zeigen, ob die Grünen in der Lage sind, ihre Position zu stärken und das Vertrauen der Thüringer Bürger zurückzugewinnen.

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