Der Klimawandel hinterlässt im Bezirk Wr. Neustadt deutliche Spuren in der Landwirtschaft, was zahlreiche Landwirte und deren wirtschaftliche Tragfähigkeit betrifft. Die Herausforderungen, die sich aus den veränderten Wetterbedingungen ergeben, sind alarmierend und verlangen nach neuen Ansätzen sowie Anpassungen im Anbau.
Auswirkungen auf die Weinbauern
Besonders stark betroffen ist die Weinbranche. Herbert Schagl, ein erfahrener Weinbauer aus Matzendorf-Hölles, berichtet von verheerenden Verlusten durch frühzeitigen Frost und Hagelschaden. „Wir haben einen hundertprozentigen Schaden auf allen unseren Weinbauflächen. Die Ernte wird heuer überschaubar sein“, sagt Schagl. Die Auswirkungen dieser Witterungsbedingungen sind nicht nur für die Weinproduzenten besorgniserregend, sondern zeigen auch auf, wie wichtig angemessene Anpassungsstrategien sind, um die Qualität und Quantität der Erzeugnisse zu sichern.
Hitze und Trockenheit treffen Kartoffelbauern
Ein weiterer betroffenes Bereich ist der Kartoffelanbau. Martin Preineder aus Lanzenkirchen beklagt eine geringe Ernte, da seit Juni die Hitze und Trockenheit die Pflanzen schädigen. Er erklärt: „Die Kartoffel vertragen keine Hitze. Ab 30 Grad Celsius verlangsamen sie ihr Wachstum.“ Die Prognosen sind düster: Eine Ernte von 30 bis 40 Prozent weniger als im Vorjahr wird erwartet, es sei denn, die Felder wurden ausreichend bewässert.
Anpassungsstrategien der Landwirte
Manuel Zusag, Obmann der Bezirksbauernkammer, weist darauf hin, dass sich die Anbaukulturen im Bezirk aufgrund der klimatischen Veränderungen anpassen müssen. Der Trend verschiebt sich zunehmend hin zu winterresistenten Sorten und ackerbauenden Pflanzen, die weniger Wasser benötigen. „Trockenheitstolerante Kulturen wie Hirse und Buchweizen gewinnen an Bedeutung“, so Zusag. Dies zeigt den Einfallsreichtum der Landwirte, die sich den Herausforderungen des Klimawandels stellen.
Regen und Ernteerträge
Die Erntebedingungen in diesem Jahr waren durch sporadische Regenfälle und unregelmäßige Wachstumsphasen geprägt. Zusag erklärt, dass die Ernte zwar anfänglich von guten Bedingungen profitiert habe, jedoch „regional unterschiedlich regnete es oft zur falschen Zeit.“ Der frühe Start der Ernte und der Zusammenbruch der Rapsbestände in trockenen Gebieten belegen, wie wichtig die präzise Wetterprognose für die Landwirte ist. Die Produktion pendelt zwischen Erträgen, die sich entweder im Durchschnitt oder unterhalb der Erwartungen bewegen.
Rolle der Biodiversität und Unterstützung durch die Bevölkerung
Ein vielversprechender Trend ist das Wachstum der Biodiversitätsflächen und die Zunahme des Hanfanbaus, der von 3 Hektar im Jahr 2016 auf knapp 30 Hektar im Jahr 2024 angestiegen ist. Dies bildet ein positives Beispiel dafür, wie sich die Landwirtschaft weiterentwickeln kann. Zusag ruft die Bevölkerung zudem dazu auf, die heimischen Produkte zu unterstützen: „Unsere Landwirte hoffen auf die Unterstützung der Bevölkerung, indem sie österreichisches Getreide kaufen.“ Durch das AMA-Gütesiegel sollen die heimischen Erzeugnisse hervorgehoben werden, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Die Entwicklungen in der Region verdeutlichen die Notwendigkeit, den Herausforderungen des Klimawandels mit einer Kombination aus Innovation, Tradition und gesellschaftlicher Unterstützung zu begegnen. Die landwirtschaftlichen Betriebe im Bezirk stehen vor der wichtigen Aufgabe, sich anzupassen und gleichzeitig die Qualität ihrer Produkte zu gewährleisten.