Im ersten Halbjahr 2024 hat der Tourismus in Baden-Württemberg einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, trotz regionaler Unterschiede und einer Herausforderung im Juni. Eine Analyse der Übernachtungszahlen zeigt, dass das Bundesland insgesamt von einem starken Rückgang inländischer Übernachtungen und einem Anstieg ausländischer Gäste betroffen war.
Statistische Erfolge im Tourismus
Das Statistische Landesamt in Fellbach verzeichnete von Januar bis Juni 2024 etwa 26,8 Millionen Übernachtungen und 10,8 Millionen Ankünfte. Dies entspricht einem Anstieg von 4,5 Prozent bei den Ankünften und 3,5 Prozent bei den Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr. Besonders markant war der Trend zu Beginn des Jahres: Im Februar gab es über elf Prozent mehr Übernachtungen, während es im März sogar über zwölf Prozent mehr waren.
Regionale Herausforderungen: „Übertourismus“ und Rückgänge
Die Erhöhung der Übernachtungszahlen wird jedoch von Berichten über „Übertourismus“ in beliebten Regionen begleitet. Orte am Bodensee und im Hochschwarzwald stehen unter Druck durch die hohe Besucherzahl, während andere Gebiete im Land sich über einen Mangel an Gästen beklagen. Tourismus-Experten fordern eine stärkere Regulierung, um die Balance zwischen Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung zu wahren.
Flaute im Juni trotz sportlichem Großereignis
Im Juni sah die Situation dagegen weniger rosig aus. Trotz der ausgetragenen Spiele der Fußball-Europameisterschaft, die in Stuttgart stattfanden, sanken die inländischen Übernachtungen erheblich. Ein Rückgang von über 11,5 Prozent bei den ausländischen Gästen konnte die Fallzahlen der einheimischen Reisenden jedoch nicht vollständig ausgleichen. Das unbeständige Wetter könnte einer der Gründe für diesen Rückgang sein, mutmaßt das Landesamt.
Stuttgart als positives Beispiel
Stuttgart sticht in dieser Statistik besonders positiv hervor: Die Stadt verzeichnete in der ersten Jahreshälfte 2024 einen Anstieg von 11,3 Prozent bei den Übernachtungen. Allein im Juni konnten die dortigen Hotels sogar ein Plus von 20 Prozent verzeichnen, was auf die Besucherzahlen rund um die Fußball-EM zurückzuführen ist. Dies verdeutlicht, wie bedeutend große Veranstaltungen für den lokalen Tourismus sind.
Fazit: Ein differenziertes Bild für Baden-Württemberg
Zusammenfassend zeigt der Tourismustrend in Baden-Württemberg ein differenziertes Bild: Während die Gesamtzahlen beeindruckend ansteigen, gibt es gleichzeitig Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Die Forderung nach mehr Regulierung und der Frage nach der klassischen touristischen Infrastruktur bleibt bestehen, um den Ansprüchen sowohl der Gäste als auch der Einheimischen gerecht zu werden. Der Mehrwert von Veranstaltungen wie der Fußball-EM wird deutlich, er muss jedoch nachhaltig gesichert werden, um zukünftige Erfolge zu gewährleisten.