Bangkok (dpa) – In einem historischen Moment für Thailand hat das Parlament die 37-jährige Paetongtarn Shinawatra zur neuen Regierungschefin gewählt. Dies ist das zweite Mal in der thailändischen Geschichte, dass eine Frau an der Spitze der Regierung steht, und sie ist gleichzeitig die jüngste Ministerpräsidentin, die das Land je gesehen hat.
Die Rückkehr eines prominenten Clans
Die Wahl von Paetongtarn ist nicht nur ein persönlicher Triumph. Sie verkörpert auch die Rückkehr der einflussreichen Shinawatra-Familie in die Politik des Landes. Ihre Familie hat eine bewegte Geschichte, darunter die Amtszeiten ihrer Eltern und ihrer Tante, Yingluck Shinawatra, die beide die Macht durch Militärputsche verloren haben und ins Exil gingen. Mit ihrem familiären Erbe und dem politischen Rückhalt, den sie von ihren Anhängern erhält, hofft sie, das Land stabilisieren zu können.
Die politische Landschaft Thailands
In den letzten Jahrzehnten war Thailand von zahlreichen politischen Unruhen geprägt, einschließlich Putschen und Gerichtsbeschlüssen, die regierende Parteien absetzten. Die Absetzung des vorherigen Premierministers Srettha Thavisin durch das Verfassungsgericht ist erst das jüngste Beispiel, das zeigt, wie fragile die politische Situation im Land ist. Srettha wurde beschuldigt, gegen ethische Standards verstoßen zu haben, was viele als Teil einer politischen Machenschaften interpretieren.
Koalitionen und die Macht des Volkes
Die Wahlen und die Regierungsbildung stehen ebenfalls im Zeichen der Instabilität. Der Weg zur derzeitigen Koalition war alles andere als geradlinig, da die Pheu Thai-Partei, die bereits zuvor mit Putschen und juristischen Entscheidungen zu kämpfen hatte, die Möglichkeit erhielt, die Regierung erneut zu führen. Paetongtarns Nominierung als einzige Kandidatin überraschte viele, da zuvor andere führende Politiker diskutiert wurden. Ihr Aufstieg im politischen Raum scheint jedoch frischen Wind in die teilweise erstarrte thailändische Politik zu bringen.
Der Einfluss der jungen Generation
Paetongtarns Wechsel in die Führung könnte auch die jüngere Bevölkerung des Landes ansprechen. Mit ihrer beeindruckenden Bildung, unter anderem in Großbritannien, und einer dynamischen Präsenz in der Politik hat sie sich als neue Hoffnung für viele junge Thais etabliert. Diese Zielgruppe fordert eine Reform des strengen Gesetzes zur Majestätsbeleidigung, das in der Vergangenheit gegen unangenehme politische Stimmen eingesetzt wurde. Nach der Auflösung der progressiven Move-Forward-Partei hat sich die Gruppe jedoch unter dem Namen People’s Party neu formiert und zeigt, dass das Verlangen nach Veränderung, auch trotz Juristen und richterlicher Entscheidungen, weiterhin stark ist.
Ein Blick in die Zukunft
Als Paetongtarn nächste Woche ihren 38. Geburtstag feiert, wird sie ebenso feierlich in ihr neues Amtsjahr starten. Die Erwartungen an sie sind hoch, sowohl innerhalb ihrer Partei als auch bei der allgemeinen Bevölkerung. Ihre Fähigkeit, die politischen Spannungen des Landes zu managen und das Vertrauen in die Regierung zurückzugewinnen, wird entscheidend sein. In einer Zeit, in der die soziale und politische Teilung in Thailand klarer denn je ist, wird Paetongtarn vor der Herausforderung stehen, Brücken zu bauen und Lösungen zu finden, die für alle Thailänder:innen akzeptabel sind.