Der historische Wanderweg, der durch die malerischen Orte Geilenkirchen, Panneschopp und Nierstraß führt, hat bei seiner Eröffnung am Sonntag viele Wanderbegeisterte angezogen. Etwa 40 Teilnehmer fanden sich am frühen Morgen an der Pfarrkirche St. Mariä Namen in Gillrath ein, um die offizielle Einweihung des 8,4 Kilometer langen Weges zu feiern. Dieses Projekt, das die Interessengemeinschaft Gillrath ins Leben gerufen hat, bietet nicht nur eine Gelegenheit zur Erholung, sondern lässt auch die spannende Vergangenheit der Region wieder aufleben.
Die beiden Autoren des informativen Wanderführers, Günter Schmitz und Heinz-Leo Derichs, zeigten sich begeistert von der Beteiligung und dem Interesse an der Geschichte der Region. „Das Ziel war es, Erinnerungen zu wecken und den Bürgern sowie Besuchern die kulturelle Bedeutung unserer Gemeinden näher zu bringen“, erklärte Schmitz während der Eröffnungszeremonie.
Einblicke in die Historie der Region
Die Wanderroute umfasst 43 Stationen, die wichtige historische Orte markieren. Neben den atemberaubenden Ausblicken werden die Wanderer auch mit der Geschichte der „Pannefabrike“ und der Falzziegelwerke vertraut gemacht, die einst als bedeutende Arbeitgeber in der Region fungierten. Die beiden Autoren haben alte Fotografien recherchiert und in den Wanderführer integriert, was dem Buch eine besondere Note verleiht. Diese alten Bilder transportieren nicht nur Informationen, sondern sorgen auch für nostalgische Erinnerungen.
Besucher, die entlang des Weges gehen, werden an Schautafeln erfahren, dass bereits im 19. Jahrhundert umfangreiche Tonvorkommen in der Umgebung geschürft wurden, um Ziegelsteine und Dachziegel herzustellen. Dies stellt nicht nur ein bedeutendes wirtschaftliches Kapitel dar, sondern gibt auch Aufschluss über die Entwicklung der Ortschaften. Im Bericht der Autoren erfahren wir, dass die ersten Ziegelwerke zwischen 1820 und 1830 in kleinen Orten wie Panneschopp und Bocket gegründet wurden.
Die Firma van Daal, die 1920 in Panneschopp gegründet wurde, war die größte Ziegelproduktionsstätte der Region und die Gebrüder van Daal, die aus den Niederlanden eingewandert waren, retteten ihr Handwerk vor großen Naturkatastrophen. Diese Geschichten machen den historischen Wanderweg besonders reizvoll und informativ.
Ein weiteres Highlight ist die alte Schuhmacherei von Heinrich Bingen, die bis in die 1970er Jahre bekannt war für ihre Qualität. Das Wanderbuch bietet spannende Geschichten über die Entwicklung der Geschäfte und die gesellschaftlichen Treffs in Gillrath. So erfahren die Wanderer auch, dass in der Pfarrer-Lowis-Straße, in der sich heute die Kirche befindet, drei Gastwirtschaften mit lebhaften Festsälen zu finden waren, die einen wichtigen Teil des Gemeinschaftslebens ausmachten.
Ein Blick auf die Erinnerungen
Die liebevoll gestaltete Homepage der Interessengemeinschaft Gillrath, www.ig-gillrath.de, bietet zusätzlich Informationen zu den einzelnen Stationen und der detaillierten Streckenführung des Wanderweges. Ein gedrucktes Buch, das sämtliche Informationen zusammenfasst, wird noch rechtzeitig zu Weihnachten veröffentlicht. Drei Jahre lang arbeiteten die Autoren an diesem Projekt und während verschiedener Diaabende fanden die ersten Informationen und Bilder ihrer Recherchen großes Interesse.
Besonders hervorzuheben sind die Geschichten über die belebten Gaststätten, die in der Vergangenheit verschiedene Biermarken ausschenkten oder sogar Marlene Dietrich, die in einem Saal im Jahr 1945 vor amerikanischen Soldaten auftrat. Solche Erzählungen verleihen dem Wanderweg eine besondere Tiefe und Heiterkeit.
Insgesamt wird dieser historische Wanderweg nicht nur die körperliche Fitness der Wanderer anregen, sondern ihnen auch einige der facettenreichen Geschichten und der Kultur der Region näher bringen. Die Atmosphäre gleichzeitig zu genießen und die lokalhistorische Bedeutung der Orte zu erkennen, ist das Ziel, das die Interessengemeinschaft Gillrath mit diesem gelungenen Projekt verfolgt.
Der historische Wanderweg in der Region Geilenkirchen bietet nicht nur eine Möglichkeit für Spaziergänger, sich mit der Geschichte der Ortschaften auseinanderzusetzen, sondern fördert auch das Bewusstsein für lokale Traditionen und Handwerkskünste. Die Region hat eine lange Geschichte der Ziegelproduktion, die einen wichtigen Teil der lokalen Wirtschaft darstellt. Angesichts der industrialisierten Landwirtschaft und der Urbanisierung in den letzten Jahrzehnten ist es entscheidend, dass solche lokalen Geschichten dokumentiert und der Gemeinschaft zugänglich gemacht werden.
Die Bedeutung der Ziegelindustrie reicht in die Zeit des 19. Jahrhunderts zurück, als die Nachfrage nach Baumaterialien erheblich anstieg. Historische Berichte und Archive zeigen, dass die Region zahlreiche Ziegelei-Betriebe anlockte, die oft Familienunternehmen waren und Generationen von Arbeitern beschäftigten. Diese Entwicklung trug nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilität der Region bei, sondern beeinflusste auch die kulturelle Identität der Gemeinden.
Die Rolle der Ziegelindustrie
Die Ziegelindustrie war ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Geilenkirchen und Umgebung. Ab etwa 1820 begannen die ersten Betriebe, sich in der Region niederzulassen. Viele dieser Unternehmen produzierten nicht nur Ziegel, sondern auch andere Baustoffe wie Dachziegel, was der Region eine besondere wirtschaftliche Diversität verlieh. Ein Beispiel ist die „Pannefabrike“ in Panneschopp, die bis zum Zweiten Weltkrieg aktiv war. Diese Betriebe spielten eine entscheidende Rolle für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Entwicklung der Infrastruktur, da sie essentielle Materialien für den Bau von Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden lieferten.
Im Jahr 1945 waren in den kleinen Orten wie Bocket und Panneschopp noch vier Ziegelei-Betriebe aktiv. Besonders hervorzuheben ist die Firma van Daal, die bis in die 1970er Jahre eine der größten Produktionsstätten zur Ziegelherstellung war. Mit den Raumernutzung und dem Anstieg der Wohnbedürfnisse trug die Ziegelindustrie also maßgeblich zur regionalen Entwicklung und zum Wohnungsbau bei.
Die Bedeutung der Wanderroute
Die offizielle Eröffnung des historischen Wanderweges stellt nicht nur einen kulturellen Höhepunkt für die Gemeinde dar, sondern bietet auch eine Plattform zur Sensibilisierung für das Erbe der Ziegelindustrie. Der Wanderweg führt durch die Kerngebiete der ehemaligen Ziegelproduktion und nutzt viele der verbliebenen historischen Plätze als Stationen. Dies schafft nicht nur ein historisches Bewusstsein, sondern fördert auch den Tourismus in der Region, was eine zusätzliche wirtschaftliche Chance bringen kann.
Ziel ist es, dass sowohl Einheimische als auch Besucher die Möglichkeit erhalten, mehr über die Geschichte und die Entwicklung der Region zu erfahren. Durch die informative Gestaltung der Stationstafeln wird das Wissen um lokale Geschichte lebendig gehalten und für zukünftige Generationen bewahrt. Zudem können alternative Freizeitaktivitäten gefördert werden, die der Region zusätzliche Besucher bringen und gleichzeitig den Gemeinschaftsgeist stärken.
Eine solche Initiative spiegelt die zunehmende Betonung der kulturellen Identität in vielen Regionen wider. Durch Projekte wie diesen Wanderweg wird die Geschichte nicht nur dokumentiert, sondern auch aktiv in das Leben der Gemeinde integriert.