In Harburg, wo einst das Karstadt-Haus ein geschäftiges Kaufhaus beherbergte, gibt es nun neue Pläne, die alte Immobilie mit neuem Leben zu füllen. Seit gut einem Jahr steht das Gebäude leer und die Sorge unter den Anwohnern wächst, dass es zur unschönen Ruine verkommt. In einem erfreulichen Gegensatz dazu jedoch, scheinen die Ideen für eine kulturelle Wiederbelebung des Standortes zu sprießen.
Das 1961 eröffnete Karstadt-Haus, eine große Immobilie im Herzen Harburgs, wird nun von der städtischen Sprinkenhof GmbH verwaltet. nachdem die Stadt im September 2023 die Immobilie per Vorkaufsrecht erworben hat, um spekulativen Geschäften vorzubeugen. Es stehen insgesamt 26.000 Quadratmeter zur Verfügung, von denen jedoch nur knapp 15.000 Quadratmeter als Verkaufsfläche genutzt werden können. Dies schreit förmlich nach kreativen Lösungen!
Ein Flair für kulturelle Veranstaltungen
Aktuell ist im Erdgeschoss eine interimistische Nutzung geplant. Lea und Lars Vieten von Sprinkenhof erklärten, dass mindestens 4000 Quadratmeter für laufende Flohmärkte vorgesehen sind. Die Vorbereitungen für diese Flohmärkte sind bereits auf Hochtouren. Etablierte Veranstalter sind kontaktiert worden und haben das Areal bereits besichtigt. „Es gibt auch Gespräche mit verschiedenen Einzelhändlern“, erklärt Vieten. Weiterhin sind aktive Anfragen geplant, um potenzielle Interessenten für die Mietflächen zu finden, allerdings können noch keine präzisen Ordnungsberichte über die Nutzung bereitgestellt werden.
Im Kontext der kulturellen Nutzung plant die Hamburger Volkshochschule, bis zu 2000 Quadratmeter für ihre Aktivitäten im neuen Gebäude anzumieten. Uwe Grieger, der Direktor der Volkshochschule, äußerte optimistisch, dass sich dies in naher Zukunft verwirklichen könnte. Eine weitere Interessentin, die Bücherhalle Harburg, bringt ebenfalls Pläne ein und stellt sich vor, etwa 1000 Quadratmeter für ihre Einrichtung zu nutzen.
Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten
Der voranschreitende Kulturwandel wird auch durch das Interesse des Archäologischen Museums Hamburg am ehemaligen Kaufhaus unterstützt. Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss hebt hervor, dass diese strategische Lage optimal sei, um Ausstellungen und Veranstaltungen auszurichten. Jedoch betont er auch die Notwendigkeit, die Flächen vor einer öffentlichen Nutzung sicherheitsgerecht auszubauen. Beispielsweise müssen neue Versorgungsleitungen installiert und Brandschutzmaßnahmen sichergestellt werden, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.
Die aktuellen Planungen gehen nicht nur in die Richtung eines belebten kulturellen Zentrums, sondern sollen auch eine gute Miepreise gewährleisten, um die Kosten für Umbau und Betrieb zu decken. „Wir sind schon am Messen und Planen“, sagte Weiss, was darauf hindeutet, dass konkrete erste Schritte in die Wege geleitet werden.
Der Umbau des Karstadt-Hauses zur kulturellen Drehscheibe könnte ein Wendepunkt für die Innenstadt von Harburg werden, die in den letzten Jahren zunehmend in den Hintergrund geraten ist. Museumsdirektor Weiss sieht hierin eine große Chance, „das kollektive Kulturangebot zu diversifizieren und einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen“, indem verschiedene kulturelle Veranstaltungen und Aktivitäten zusammengeführt werden.
Die Zukunft des Karstadt-Hauses
Nach einem Zeitraum von etwa fünf Jahren könnte die Immobilie entweder grundlegend saniert oder gar abgerissen werden. In dieser Zeitspanne sollten die kulturellen Einrichtungen und Händler getestet werden, ob das Konzept in dieser Form tragfähig ist. Weiss ist zuversichtlich, dass das AMH mit dem Stadtmuseum Harburg Teil dieser dauerhaften Lösung nach der Modernisierung werden könnte. „Die Mischung aus Einzelhandel, Kultur und Wohnen wäre eine positive Entwicklung für das gesamte Quartier“, resümiert er.
Die Hoffnungen auf eine kulturelle Renaissance des Karstadt-Hauses gehen Hand in Hand mit dem Bestreben, Harburg wieder mehr ins Rampenlicht zu rücken. Die Bemühungen der Stadt und der kulturellen Institutionsvertreter zeigen, wie man historische Gebäude mit neuem Leben füllen kann, ohne deren Identität zu verlieren.
Stadtentwicklung und kulturelle Integration
Die geplante Zwischennutzung des ehemaligen Karstadt-Hauses in Harburg ist nicht nur ein Schritt hin zu einer kulturellen Belebung des Standorts, sondern auch Teil eines größeren Plans zur Stadtentwicklung. Harburg hat in den letzten Jahren zahlreiche Transformationsprojekte initiiert, um seine Innenstadt lebendiger und attraktiver für Bürger und Besucher zu gestalten. Ziel ist es, die Wohn- und Lebensqualität zu erhöhen und gleichzeitig attraktive Angebote im Bereich Kultur und Einzelhandel zu schaffen.
Laut dem Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg sind solche Projekte entscheidend für die Revitalisierung urbaner Räume, die unter Handelskonkurrenz und dem Rückgang von stationärem Einzelhandel zu leiden haben. Die Integration von kulturellen Einrichtungen wie dem Archäologischen Museum und der Volkshochschule soll nicht nur den Standort aufwerten, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Anwohnern stärken.
Finanzierung und lokale Wirtschaft
Die finanziellen Aspekte dieser Umgestaltung sind ebenfalls von Bedeutung. Sprinkenhof ist als städtischer Verwalter und Investor verantwortlich für die Rentabilität der Maßnahmen. Die Einnahmen sollen durch ortsübliche Mieten der neuen Mieter generiert werden, um die Umbaumaßnahmen sowie die Betriebskosten zu decken.
Laut einer Studie der Statista aus dem Jahr 2022 ist die Nachfrage nach flexiblen Nutzungsarten in Stadtzentren gestiegen, wobei vor allem Kultur- und Bildungseinrichtungen zunehmend nach passenden Räumlichkeiten suchen. Dies könnte einen positiven Effekt auf die lokale Wirtschaft haben, da durch erhöhten Fußgängerverkehr auch die umliegenden Geschäfte profitieren könnten.
Öffentliche Reaktionen und Gesellschaftliche Auswirkungen
Die Reaktionen der Bürger auf die Neunutzung des Karstadt-Gebäudes sind größtenteils positiv. Viele Harburger sehen in den geplanten kulturellen Angeboten eine Chance für eine bessere Identifikation mit ihrem Stadtteil. Der Stadtteil Harburg hat in der Vergangenheit oft mit einem weniger positiven Image zu kämpfen gehabt, doch durch Projekte wie dieses könnten Vorurteile abgebaut werden. Die Bürgerbeiträge und die lokale Medienberichterstattung zeigen ein starkes Interesse an der Entwicklung der Immobilie, was wiederum den Gemeinschaftssinn fördern kann.
Leser der Hamburger Abendblatt äußerten in Umfragen den Wunsch nach mehr kulturellem Austausch und Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme an Veranstaltungen. Diese Entwicklung könnte nicht nur die Lebensqualität in Harburg steigern, sondern auch als Modell für ähnliche Projekte in anderen Stadtteilen dienen.