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Fischgenuss neu entdecken: Wie wir nachhaltiger essen können

Die Lobbyistin Petra Weigl fordert am 19.08.2024 im Hamburger Hafen zu mehr Fischkonsum auf und informiert über den Wandel im deutschen Fischverzehr, wo teurer Lachs nun preiswerte Fischstäbchen verdrängt hat, um den nachhaltigen Konsum anzukurbeln und die Wahrnehmung von Fisch als gesundes Nahrungsmittel zu fördern.

Im Herzen Hamburgs, am Hafen, besprechen Fachleute und Konsumenten die Zukunft des Fischverzehrs in Deutschland, und die Stimmung ist optimistisch. Petra Weigl, die neue Leiterin des Fisch-Informationszentrums (FIZ), äußert sich begeistert über die Vorzüge von Fisch und Meeresfrüchten. Sie betont, dass diese Lebensmittel nicht nur köstlich sind, sondern auch bedeutende gesundheitliche Vorteile bieten und nachhaltig produziert werden können. Trotz dieser positiven Aspekte bleibt der Fischverzehr in Deutschland hinter den Erwartungen zurück – der Pro-Kopf-Konsum liegt hierzulande bei etwa 13 Kilogramm pro Jahr, verglichen mit über 80 Kilogramm auf den Malediven oder 50 Kilogramm in Spanien.

Eine Umfrage des FIZ zeigt, dass der teure Lachs als beliebtestes Fischprodukt in Deutschland den traditionellen Seelachs, bekannt durch Fischstäbchen, überholt hat. Der Hering, früher ein Grundnahrungsmittel, spielt in der modernen Ernährung nur noch eine untergeordnete Rolle. Diese Veränderungen im Konsumverhalten suggerieren einen Wandel in der gesellschaftlichen Einstellung zu Fisch und Meeresfrüchten.

Wandel des Konsumverhaltens

Die Daten sind aufschlussreich: Discounter und Supermärkte dominieren mit 49 bzw. 41 Prozent des Verkaufs, während traditionelle Fischgeschäfte nur vier Prozent ausmachen. Dies könnte auf eine sinkende Rolle von lokalen Geschäften hindeuten und darauf, dass weniger zu Hause gekocht wird. Weigl fordert die Verbraucher auf, mehr Fisch zu essen und empfiehlt, zwei Portionen pro Woche einzubauen. Dies entspricht auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, welche eine verstärkte pflanzenbasierte Ernährung propagiert.

Das Fachmagazin „Fischmagazin“ zeigt sich besorgt über diese Entwicklungen. Die Empfehlung des FIZ würde bedeuten, dass die Fangmengen signifikant steigen müsse, was natürlich Fragen zur Nachhaltigkeit aufwirft. Meyer, der Geschäftsführer des FIZ, liefert jedoch beruhigende Informationen: Rund 80 Prozent des in Deutschland angebotenen Fische sind umweltfreundlich gefangen und kommen aus nicht überfischten Beständen. Diese Zahlen könnten den Verbrauchern helfen, eine informierte Wahl zu treffen.

Verbraucherfreundliche Siegel sind ein wichtiges Thema in der Diskussion um den Fischverzehr. Das MSC-Siegel des Marine Stewardship Council ist weit verbreitet und wird häufig von umweltbewussten Käufern als Qualitätsmerkmal angesehen. Doch auch hier gibt es Skepsis, insbesondere von Umweltorganisationen, die die Effektivität dieser Siegel in Frage stellen. Der Deutsche Fischerei-Verband weist darauf hin, dass 62,3 Prozent der weltweiten Fischbestände nachhaltig verwaltet werden, während NGOs wie Greenpeace dies anders bewerten und die Quote überfischter Bestände auf 37,7 Prozent setzen.

Nachhaltigkeit in der Fischerei

Mit Blick auf Herausforderungen wie Wassererwärmung und Verschmutzung ist die Fischwirtschaft sich ihrer Verantwortung bewusst. Weigl hebt hervor, dass deutsche Verbraucher bereits einer der ersten Märkte in Europa sind, die auf zertifizierte, nachhaltige Fischereiprodukte setzen. In naher Zukunft wird die EU neue Vorschriften zur Fischereikontrolle einführen, um sicherzustellen, dass jedes Fischfilet bis zu seiner Quelle zurückverfolgt werden kann. Dies könnte dazu beitragen, illegale Fangpraktiken zu reduzieren, die häufig zwischen den Küsten Westafrikas und europäischen Trawlern beobachtet werden.

Der Prozess der Fischereikontrolle ist unglaublich komplex. In Deutschland gewährleistet das Thünen-Institut die Einhaltung von wissenschaftlich fundierten Fangquoten. Die Statistiken zeigen, dass über 80 Prozent der Fischimporte als auf der gesamten Bundesebene einen bedeutenden Anteil ausmachen. Dies wirft Bedenken auf, wenn es um die Frage der Herkunft und der korrekten Kennzeichnung der Produkte geht. Verbraucher müssen zunehmend wachsam sein, um sicherzustellen, dass das, was sie kaufen, ethisch und nachhaltig ist. Ziel sollten klare und transparente Informationen zu den Fischergebnissen sein.

Petra Weigl sieht eine positive Zukunft für die Fischindustrie. Während der Anteil von Wildfang wahrscheinlich abnehmen wird, könnte die Aquakulturproduktion die Nachfrage decken. Im vergangenen Jahr überstieg die Menge an gezüchtetem Fisch erstmals die Menge an wildgefangenem Fisch. Dennoch bleibt auch dies ein umstrittenes Thema, wenn man die ökologischen Auswirkungen in Betracht zieht.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Wettrennen um die besten Methoden zur Fischbeschaffung und -verwertung entwickeln wird und in welchem Maße die Verbraucher bereit sind, vermehrt auf nachhaltige Produkte zu setzen. Diese Diskussion ist nicht nur für die Fischindustrie von Bedeutung, sondern auch für alle, die an einer bewussten Ernährung interessiert sind.

In Deutschland hat sich das Bewusstsein für nachhaltigen Fischkonsum in den letzten Jahren verstärkt. Verbraucher fragen zunehmend nach Herkunft und Nachhaltigkeit von Fischprodukten, was sich in der steigenden Nachfrage nach zertifizierten Lebensmitteln widerspiegelt. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK halten 73 Prozent der deutschen Verbraucher Nachhaltigkeit für ein wichtiges Kriterium beim Fischkauf. Dies hat dazu geführt, dass Supermärkte und Discounter ihr Sortiment angepasst und mehr nachhaltige Produkte angeboten haben.

Die Förderung der Aquakultur könnte eine Antwort auf die Herausforderungen der Überfischung und der sinkenden Bestände in den Ozeanen sein. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die globale Aquakultur stark entwickelt; die FAO berichtet, dass sie mittlerweile mehr als 50 Prozent der weltweit konsumierten Fischmenge bereitstellt. Dabei sind modernere Züchtungsmethoden und das Einhalten von Umweltstandards entscheidend, um die negative Wahrnehmung von Aquakultur zu überwinden. Die EU hat zudem Initiativen ins Leben gerufen, um den ökologischen Fußabdruck der Aquakultur zu minimieren und nachhaltige Praktiken zu fördern.

Der Einfluss der Fischkutur auf das Einkaufen

In Deutschland gibt es einen Trend zu beachtenswerten Kaufentscheidungen im Bereich Fisch und Meeresfrüchte. Laut dem Lebensmittelverband Deutschland sind mehr als 61 Prozent der Deutschen bereit, für nachhaltige Fischprodukte einen höheren Preis zu zahlen. Dies hat dazu geführt, dass viele Einzelhändler Transparenz zu ihren Produkten schaffen und ihren Kunden Informationen über Fangmethoden, Herkunft und Umweltauswirkungen bereitstellen.

Zusätzlich zeigt sich der Einfluss von sozialen Medien in der Vermarktung von Fisch. Influencer und Köche teilen Rezepte und Tipps für die Zubereitung von Fischgerichten, was dazu beiträgt, den Fischkonsum in deutschen Haushalten anzuregen. Die Verwendung von Hashtags wie #FischGenuss ist populär geworden und hebt die Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten hervor.

Herausforderungen im internationalen Fischhandel

Trotz der Bemühungen um nachhaltigen Fischkonsum stehen die gegenwärtigen Herausforderungen im internationalen Fischhandel im Fokus. Der Bericht „The State of World Fisheries and Aquaculture“ der FAO zeigt, dass die Fischbestände vor verschiedenen Bedrohungen stehen, darunter Überfischung und der Einfluss des Klimawandels auf marinen Lebensräumen. Die Nachfrage nach Fischprodukten ist kontinuierlich gestiegen, jedoch müssen die globalen Fischer und Aquakultur-Betriebe ihre Methoden anpassen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Laut dem Umweltbundesamt wurde Deutschland 2023 mit etwa 1,3 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchten versorgt, wobei über 80 Prozent der Fische importiert wurden. Dies führt zu der Frage, wie nachhaltig die Handelspraktiken sind und ob die Bestände weltweit ausreichen, um den europäischen Markt zu unterstützen ohne bestehende Ökosysteme zu gefährden. Die Überwachung und Regulierung des internationalen Handels ist seitens der Regierungen und internationaler Organisationen unerlässlich, um sicherzustellen, dass der Fischkonsum auch in Zukunft nachhaltig bleibt.

Die Herausforderung bleibt, ein Gleichgewicht zwischen dem Geschmack und den gesundheitlichen Vorteilen von Fisch und den ökologischen Anforderungen an nachhaltigen Konsum zu finden. Initiativen zur Aufklärung von Verbrauchern über die Vorteile und Risiken beim Fischkauf sind entscheidend für die Zukunft der Fischwirtschaft in Deutschland und darüber hinaus.

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