Mittelsachsen

Neuer Weg: Vom Krankenkassenchef zum engagierten Oberschullehrer

Michel Hirschfeld, der langjährige Regionalgeschäftsführer der Barmer-Krankenkasse, hat im Spätsommer 2023 in Freiberg den beruflichen Neuanfang gewagt und ist als Seiteneinsteiger-Lehrer an einer Oberschule tätig, was nicht nur seine Karriere, sondern auch die Bildungslandschaft vor Ort bereichert.

Ein überraschender Karrierewechsel hat die Aufmerksamkeit in Freiberg erregt: Michel Hirschfeld, ehemals Regionalgeschäftsführer der Barmer-Krankenkasse, hat sich entschieden, als Lehrer an einer Oberschule zu arbeiten. Dieser Schritt, so unkonventionell er auch sein mag, ist Teil seines Bestrebens, eine neue Berufung zu finden und vor allem jungen Menschen eine Perspektive zu bieten.

„Es ist ein großer Sprung“, gesteht Hirschfeld, der auch nach 25 Jahren bei der Krankenkasse viele Gesichter in der Region bekannt sein dürfte. Mit einem Lächeln beschreibt er die Herausforderungen, die mit seinem Wechsel einhergehen. Er ist jetzt für die Bildung und Entwicklung von Schülern verantwortlich, was ihm eine ganz andere Art von Erfüllung bietet.

Eine neue Herausforderung annehmen

Die Entscheidung, den Beruf des Lehrers zu ergreifen, kam nicht ohne Überlegungen. Hirschfeld erklärt, dass er schon lange eine Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Leuten hatte. Der Wandel von einem Unternehmen, das sich mit Gesundheit beschäftigt, zur Schulbildung verlangte eine Umstellung in seiner Denkweise. „Ich wollte etwas bewirken, ich wollte den Jugendlichen helfen, ihre Potenziale zu entdecken“, sagt er. Dass der Unterricht in einem Klassenzimmer ganz anders ist als die Delegation von Aufgaben in einem Unternehmen, wird Hirschfeld schnell klar.

Der Lehrerberuf ist nicht nur eine Herausforderung, sondern bietet auch die Möglichkeit, Einfluss auf das Leben junger Menschen zu nehmen. Hirschfeld hat bereits eine Vielzahl von Fächern unterrichtet und festgestellt, dass er viel über Geduld und Anpassungsfähigkeit lernen muss. Diese Fähigkeiten sind essenziell, denn im Klassenraum muss er schnell auf die Bedürfnisse der Schüler reagieren.

Der Wechsel zur Oberschule

Michel Hirschfeld hat sich vor allem für eine Oberschule entschieden, weil er dort die Möglichkeit sieht, Schüler in einer entscheidenden Lebensphase zu begleiten. Oberschulen sind oft ein Ort, an dem Schüler wichtige Entscheidungen für ihre Zukunft treffen. Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis ist hier besonders wichtig, und Hirschfeld möchte seine Erfahrungen aus der Wirtschaft nutzen, um den Schülern einen realistischen Einblick in die Berufswelt zu geben.

Ein weiterer Aspekt, der Hirschfeld antreibt, ist das stetig wachsende Interesse an Themen wie Gesundheit und Wohlbefinden im schulischen Kontext. In seiner früheren Funktion hat er mit vielen Jugendlichen über ihre gesundheitlichen Fragen gesprochen. Jetzt möchte er diesen Eifer in den Unterricht einfließen lassen und bewirken, dass Gesundheitsthemen eine größere Rolle im Alltag der Schüler spielen.

Durch den direkten Kontakt zu den Schülern hat Hirschfeld auch eine neue Form der Kommunikation erlernt. Der Austausch mit den Jugendlichen ist erfrischend und bringt ihm viel Freude. „Es ist beeindruckend, wie viele Fragen und Ideen die Schüler haben. Sie sind oft kreativer als man denkt“, bemerkt er begeistert.

Die Umstellung bringt durchaus Herausforderungen mit sich. Der Unterrichtsalltag kann stressig und unvorhersehbar sein, und nicht jeder Tag verläuft nach Plan. Dennoch sieht Hirschfeld den Wert in jedem Moment, der ihm die Möglichkeit gibt, zu lernen und zu wachsen. „Ich habe nie gedacht, dass ich so viel über mich selbst lernen würde“, sagt er schmunzelnd.

Eine neue Perspektive auf Bildung

Der Wechsel von der Gesundheitsbranche in die Bildung wirft auch Fragen über die Rolle von Seiteneinsteigern in Schulen auf. In einer Zeit, in der viele Lehrer gesucht werden, ist es ermutigend zu sehen, dass Menschen aus anderen Berufsbereichen den Mut haben, in die Bildung zu wechseln. Hirschfeld wird hoffentlich nicht der letzte sein, der diese Entscheidung trifft. Sein Engagement zeigt, dass Alternativen im Bildungssystem häufig wertvolle Perspektiven einbringen können.

Letztendlich ist Michel Hirschfelds neue Rolle als Lehrer in Freiberg ein Zeichen dafür, dass eine berufliche Neuorientierung nicht nur möglich, sondern auch von großem Wert für die Gesellschaft sein kann. Immer mehr Menschen suchen nach Erfüllung in ihren Berufen, und Hirschfeld zeigt, dass der Schritt, etwas völlig anderes zu tun, nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gemeinschaft als Ganzes bereichern kann.

Hirschfelds Schritt in die Bildung ist nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern spiegelt auch breitere gesellschaftliche Trends wider. In den letzten Jahren hat sich der Fachkräftemangel in Deutschland, insbesondere im Bildungssektor, zunehmend verschärft. Viele Quereinsteiger, wie Hirschfeld, werden gebraucht, um die Lücken zu füllen, ohne dass dies stets den gewohnten akademischen Hintergrund im Lehrberuf verlangt.

Der Weg von der Gesundheitspolitik zur Lehre ist eine eindrucksvolle Wendung. Laut der „Bundesagentur für Arbeit“ haben die Lehrerberufe in den letzten Jahren viele berufliche Umstiege erlebt. Dies ist hauptsächlich auf die hohe Nachfrage nach Lehrkräften zurückzuführen, die durch eine Kombination aus erhöhtem Zulauf von Schülern und Abgängen von erfahrenen Lehrern entsteht. Bildungseinrichtungen und Politiker haben damit begonnen, Quereinstiegsprogramme zu fördern, um diesen Mangel zu mildern. Per September 2023 lag die Anzahl der offenen Lehrerstellen in Deutschland laut einer Umfrage von „DIE WELT“ bei über 40.000.

Die Motivation hinter dem Wechsel

Für Hirschfeld war die Entscheidung, in den Lehrberuf zu wechseln, auch tief persönlich motiviert. Er beschreibt, wie wichtig ihm die Vermittlung von Wissen und der direkte Kontakt mit jungen Menschen ist. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun, das über Zahlen und Statistiken hinausgeht“, sagt Hirschfeld. Diese Sichtweise ist nicht untypisch für viele Quereinsteiger, die oft vor der Herausforderung stehen, ihre bisherigen Erfahrungen in neue Kontexte zu übertragen.

Zusätzlich hat die COVID-19-Pandemie viele berufstätige Menschen dazu angeregt, ihre Karrieren zu überdenken. Die dramatischen Veränderungen in der Arbeitswelt und das Aufkommen von Online-Lernen haben viele dazu veranlasst, neue Perspektiven zu suchen. Hirschfelds Schritt kann somit auch als Teil einer größeren Bewegung gesehen werden, bei der Menschen nach Erfüllung und einem positiven Einfluss auf die nächste Generation streben.

Herausforderungen und Chancen für Quereinsteiger in der Bildung

Der Wechsel in den Lehrberuf ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Quereinsteiger müssen oft mit den besonderen Anforderungen des Schulalltags umgehen und gleichzeitig pädagogische Fähigkeiten erlernen. Für Hirschfeld ist die Eingewöhnung an die neue Rolle eine spannende, wenn auch herausfordernde Erfahrung. Er hat bereits festgestellt, dass der Umgang mit Jugendlichen ganz anders ist als der Kontakt mit Kunden im Gesundheitssektor.

Trotz der Herausforderungen gibt es auch erhebliche Chancen. Quereinsteiger bringen oft frische Perspektiven, praktische Erfahrung und diverse Fähigkeiten mit, die für das Bildungssystem von Vorteil sein können. Viele Schulen, wie die, an der Hirschfeld unterrichtet, sind bestrebt, innovative Ansätze zu integrieren und Gruppen zu schaffen, in denen unterschiedliche Lebens- und Berufserfahrungen geschätzt werden.

Die Erfahrungen, die Hirschfeld in seiner bisherigen Karriere gesammelt hat, können ihm zudem helfen, insbesondere im Hinblick auf Organisation, Kommunikation und Problemlösungsfähigkeiten. Solche Fähigkeiten sind im Klassenzimmer essenziell und können zur Förderung eines positiven Lernumfeldes beitragen.

Für Michael Hirschfeld steht fest: Trotz der Herausforderungen, die der Neuanfang mit sich bringt, ist er fest entschlossen, seine neue Rolle bestmöglich auszufüllen und einen positiven Einfluss auf seine Schülerinnen und Schüler zu haben.

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