20.08.24 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Fusion zwischen den beiden Zweckverbänden ZVON und ZVOE steht kurz bevor. Sie verspricht, den öffentlichen Nahverkehr in den Landkreisen Bautzen und Görlitz grundlegend zu reorganisieren. Dies wurde am Freitag, dem 9. August, von den Mitgliedern der Verbandsversammlung des ZVON beschlossen, nachdem bereits monatelang über die Vorzüge und Herausforderungen dieser Zusammenlegung diskutiert wurde.
Der ZVON, der 1995 in Niesky gegründet wurde und seit 2002 in Bautzen seinen Sitz hat, ist gegenwärtig für den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Görlitz sowie im Altkreis Bautzen zuständig. Der ZVOE, gegründet 1994, betreut unter anderem den Altkreis Kamenz, die Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und natürlich die Stadt Dresden. Die Fusion bringt diese Regionen unter einen gemeinsamen organisatorischen Dach, was eine bedeutende Erleichterung für Reisende darstellen könnte.
Einheitlicher Verkehrsverbund
Gemäß dem Beschluss sollen die beiden Zweckverbände bis April 2025 einen detaillierten Plan ausarbeiten, um die Eingliederung des ZVON in den ZVOE bis Juli 2026 zu vollziehen. Wichtige Aspekte der Verhandlungen beinhalten das Mitspracherecht der betroffenen Landkreise und der Stadt Görlitz. Ziel ist es, Synergien zu schaffen, die eine Erhöhung und Qualitätssicherung der Verkehrsleistungen ermöglichen.
Besonders bemerkenswert sind die Leitlinien, welche die Bedingungen für die Fusion festlegen. Dazu gehören die Regelung der künftigen Einnahmenverteilung, Zuschüsse, die Übernahme von Mitarbeitern sowie die Sicherstellung des Standorts in Bautzen. Zudem wird auch in Görlitz eine Geschäftsstelle des neuen Verkehrsverbunds eingerichtet. Diese Vorkehrungen zeigen, dass den Bedenken der betroffenen Regionen Rechnung getragen wird, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten.
Ein wichtiger Punkt, der bei der Fusion ebenfalls beachtet werden sollte, ist die Fortführung der beliebten Schmalspurbahn Zittau-Kurort Oybin-Kurort Jonsdorf. Diese touristische Verbindung hat sich als wesentlicher Bestandteil des Nahverkehrs etabliert und soll auch in Zukunft bestehen bleiben. Darüber hinaus bleibt das Euro-Neisse-Ticket und die touristischen Angebote des ZVON erhalten, was für viele Reisende einen attraktiven Vorteil darstellt.
Unterstützung des Freistaates Sachsen
Der Freistaat Sachsen zeigt sich durchweg positiv gegenüber der Fusion und hat bereits seit geraumer Zeit in Gesprächen mit dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium gearbeitet. Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) informierte darüber, dass die Fusion mit einer einmaligen Anschubfinanzierung in Höhe von vier Millionen Euro unterstützt wird. Diese finanzielle Hilfe könnte entscheidend sein, um die notwendigen Schritte zur Zusammenlegung rasch und effizient umzusetzen.
In den kommenden Wochen wird die Verbandsversammlung im ZVOE ebenfalls einen Beschluss fassen müssen, um die Verhandlungen voranzutreiben. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um die politische Unterstützung für das Vorhaben zu sichern und der Bevölkerung ein verbessertes und integriertes Verkehrsangebot zu bieten.
Die Fusion von ZVON und ZVOE könnte einem entscheidenden Wandel in der Verkehrsorganisation im Osten Sachsens den Weg ebnen. Durch die gebündelten Kräfte soll nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Erreichbarkeit und Qualität des Nahverkehrs verbessert werden. Es bleibt abzuwarten, wie die kommenden Verhandlungen verlaufen und wie die Bürger von diesen Entwicklungen profitieren werden. Ein einheitlicher Verkehrsverbund könnte sowohl die Mobilität innerhalb der Regionen erhöhen als auch positive wirtschaftliche Effekte mit sich bringen.
Die Fusion des ZVON und ZVOE ist Teil einer größeren Bewegung zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in Sachsen. Verschiedene Initiativen zielen darauf ab, die Mobilität in ländlichen und städtischen Gebieten zu fördern. Diese Sichtweise ist besonders relevant in Anbetracht des demografischen Wandels, der in vielen Regionen Deutschlands zu sinkenden Nutzerzahlen im öffentlichen Verkehr führt. Daher sieht die sächsische Regierung die Schaffung eines einheitlichen Verkehrsverbundes als notwendigen Schritt an, um Angebote effizienter und attraktiver zu gestalten.
In den vergangenen Jahren hat die sächsische Regierung immer wieder in den öffentlichen Nahverkehr investiert, um die Qualität der Dienstleistungen zu erhöhen. So wurden beispielsweise verschiedene Projekte gestartet, um die Infrastruktur zu modernisieren und den Service für die Fahrgäste zu verbessern. Die Fusion könnte zudem eine koordinierte Planung von neuen Linien und Strecken ermöglichen, was die Erreichbarkeit weiterer Gebiete verbessern könnte.
Vorteile der Fusion
Ein einheitlicher Verkehrsverbund bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Eine der zentralen Erwartungen ist die Steigerung der Effizienz durch die Bündelung von Ressourcen. Transportmittel wie Busse und Bahnen könnten besser aufeinander abgestimmt werden, was zu kürzeren Wartezeiten für die Fahrgäste führen würde. Außerdem wird erwartet, dass durch die Zusammenlegung der beiden Verbände die Verwaltungskosten gesenkt werden können, was Mittel freisetzt, die dann wiederum in den Ausbau des Verkehrsangebots investiert werden können.
Ein weiterer Vorteil ist die Schaffung von einheitlichen Tarifen, die das Fahren innerhalb des Verbundgebietes erleichtern. Viele Fahrgäste empfinden die aktuellen Tarifsysteme als verwirrend, und ein einheitliches System könnte dazu beitragen, die Hemmschwelle zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu senken. Insbesondere im Kontext von grenzüberschreitenden Fahrten in die Nachbarländer, wie Polen oder Tschechien, könnten standardisierte Angebote sowie einfache Übergänge zwischen verschiedenen Verkehrsträgern für mehr Reiseanreize sorgen.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Die Fusion der Zweckverbände hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in der Region. Es ist geplant, dass das Personal beider Verkehrsverbünde im neuen Verband weiterbeschäftigt wird, was in der Regel zu einer hohen Arbeitsplatzsicherheit führt. Dennoch gibt es Befürchtungen, dass durch eine Zentralisierung von Aufgaben möglicherweise Arbeitsplätze in der Verwaltung rationalisiert werden könnten. Die Verantwortlichen betonen jedoch die Wichtigkeit, die bestehenden Standorte in Bautzen und Görlitz aufrechtzuerhalten, um regionale Arbeitsplätze zu sichern und die Identität der Verkehrsangebote zu bewahren.
Die Einbindung der Kommunen und Landkreise in den Prozess ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Regionalpolitiker sehen den Vorteil in der Mitgestaltung von Mobilitätsangeboten, die direkt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt sind. So könnten lokale Anreize geschaffen werden, um den öffentlichen Nahverkehr besser zu integrieren und somit die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern.
Insgesamt zielt die Fusion darauf ab, durch Synergien und eine verbesserte Verkehrskoordination die Lebensqualität in den betroffenen Regionen von Sachsen zu erhöhen. Der Fokus liegt klar darauf, die Attraktivität des Nahverkehrs zu steigern und das Mobilitätsangebot in einer der am schnellsten wachsenden Regionen Deutschlands zukunftssicher zu gestalten.