Aachen – Ein dramatischer Vorfall, der nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Öffentlichkeit von großem Interesse ist. Am 4. März 2024 zündete die 66-jährige Jasmin L. ihre Wohnung in Eschweiler an, um sich an ihrem Nachbarn und den Ärzten, die sie für die gesundheitlichen Probleme verantwortlich macht, zu rächen. Ihr geplanter Rachefeldzug, der 25 Millionen Euro Schaden anrichtete, sollte mit ihrem eigenen Tod enden – doch dazu kam es nicht.
Jasmin L. steht seit Dienstag vor Gericht, wo ihr vorgeworfen wird, unter anderem versuchten Mord begangen zu haben. Zum Beginn des Verfahrens legte sie ihren teuflischen Plan dar, der letztlich scheiterte.
Brandanschlag im Luisenhospital
Nach dem Anzünden ihrer Wohnung in Eschweiler fuhr Jasmin L. mit dem VW-Bulli ihres Bruders ins Luisenhospital in Aachen. Dort hatte sie, laut eigenen Aussagen, bereits drei Wochen zuvor ihre Umgebung ausgekundschaftet. Unter ihrer Kleidung verbarg sie eine Attrappe eines Sprengstoffgürtels, den sie aus Wasserrohren und Bastelmaterialien hergestellt hatte, sowie einen Gas-Revolver in ihrer Tasche.
Im Krankenhaus legte sie an fünf verschiedenen Stellen Feuer. L. behauptet, sie habe nur einen Sachschaden anrichten und auf die zahlreichen Ärztefehler hinweisen wollen, die ihrer Meinung nach geheim gehalten werden. „Es gibt so viele Ärztefehler, die unter den Teppich gekehrt werden“, sagte sie. Ihre eigenen Erfahrungen – darunter chronische Rückenschmerzen nach einer Sterilisations-OP – ließen sie wütend werden.
Doch während sie feuerte, dachte sie auch daran, dass die Polizei sie für eine Terroristin halten sollte. Ihr Plan war, von einem SEK-Beamten erschossen zu werden, was sie in ihrer verzweifelten Vorstellung als eine Art Finale ihres Rachefeldzuges ansah. Tatsächlich wurde sie durch Schüsse in Bein und Knie niedergestreckt, überlebte jedoch, was sie heute als „dicken Hund“ bezeichnet.
Der Weg zur Reue
Im Prozess wird auch die Frage nach ihrer Schuldunfähigkeit thematisiert, da Jasmin L. in der Vergangenheit mit Drogen zu kämpfen hatte und auch am Tag des Anschlags unter dem Einfluss von Drogen gestanden haben könnte. Ihre frühere Karriere als Tänzerin im berühmten Pariser Moulin Rouge und ihre Schicksalsschläge führten zu einem Leben ohne Beschäftigung und zu immer tieferem Leid.
Heute zeigt sie Reue über ihre Taten: „Ich würde so etwas im Leben nicht mehr machen.“ Diese Aussage mag zwar authentisch erscheinen, doch die Frage bleibt, ob sie die volle Tragweite ihrer Taten erkennt, während das Gerichtsverfahren weitergeht.
Dieser Vorfall wirft nicht nur Fragen über die psychische Gesundheit der Angeklagten auf, sondern er regt außerdem die Diskussion über Verantwortung im Gesundheitswesen und die Reaktionen auf als ungerecht empfundene medizinische Behandlungen an. Die Geschehnisse rund um Jasmin L. werden noch lange nach dem Urteil für Gesprächsstoff sorgen und stellen die Gesellschaft vor die Herausforderung, zu verstehen, wie aus verzweifelten Gefühlen solch extreme Handlungen resultieren können.
In einem Land, in dem psychische Gesundheit immer noch oft ein Tabuthema ist, ist es wichtig, dass Betroffene Unterstützung erhalten. Hilfe steht jederzeit bereit, sei es durch die Telefonseelsorge unter den Hotlines 0800-1110111 oder 0800-1110222, wo Fachkräfte bereit sind, die im Schatten der Dunkelheit nach einem Ausweg suchen.