Die Bedeutung von Gewaltschutzwohnungen für alle Geschlechter
In den letzten Jahren hat Nordrhein-Westfalen erhebliche Fortschritte in der Bereitstellung von Schutzwohnungen für von häuslicher Gewalt betroffene Personen gemacht. Besonders hervorzuheben ist, dass auch Männer, die oft in der öffentlichen Wahrnehmung weniger Raum finden, im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt Unterstützung erhalten. Dies stellt einen wichtigen Schritt in Richtung eines umfassenderen Gewaltschutzes dar.
Die Rolle von speziellen Gewaltschutzplätzen
Das Land Nordrhein-Westfalen hat derzeit fast 700 Gewaltschutzplätze für Frauen, 743 für Kinder und 20 für Männer eingerichtet. Diese Zahlen stammen aus einer Antwort auf eine Anfrage der SPD und wurden in einem Lagebericht der Kriminalpolizei bestätigt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass laut diesem Bericht über 70 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt weiblich sind. Trotzdem zeigt die Schaffung von Schutzwohnungen für Männer, dass Gewalt in Beziehungen nicht geschlechtsspezifisch ist und alle Opfer Unterstützung benötigen.
Die Herausforderung der Sichtbarkeit von männlichen Opfern
Trotz der Existenz von 70 geförderten Frauenhäusern in NRW, sind die Möglichkeiten für männliche Opfer begrenzt. Die fünf speziell geförderten Schutzwohnungen für Männer befinden sich in Städten wie Bielefeld, Köln und Düsseldorf sowie im Großraum Aachen und im Münsterland. Diese spezifischen Bedürfnislagen aufzuzeigen, ist entscheidend, um Stigmatisierung abzubauen und mehr Männer zu ermutigen, Hilfe anzunehmen.
Der Weg zu einer ausgewogenen Unterstützung
Obwohl NRW etwa die Hälfte der bundesweit 41 Schutzplätze für Männer bereitstellt, ist die Unterstützung von Männern in der Öffentlichkeit häufig nicht so präsent. Die Einrichtung von 20 Gewaltschutzplätzen stärkt zwar die empfohlenen Maßnahmen der Bundesfachstelle Männergewaltschutz, dennoch sind angesichts der anhaltenden Gewalt und der Dunkelziffer von männlichen Opfern weitere Anstrengungen nötig. Ein Ausbau dieser Angebote wird derzeit nicht geplant, während die Förderung zusätzlicher Frauenhäuser geprüft wird.
Der notwendige Dialog über häusliche Gewalt
Ein wichtiger Aspekt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist das neu eingerichtete „Hilfe-Telefon Gewalt an Männern“. Diese Initiative kann eine Schlüsselressource darstellen, um betroffenen Männern eine Anlaufstelle zu bieten, die oft aus Angst vor Stigmatisierung oder Unsichtbarkeit zögern, Hilfsangebote zu suchen. Der Dialog über häusliche Gewalt muss alle Betroffenen einbeziehen, um eine ganzheitliche Unterstützung gewährleisten zu können.
Die errichteten Schutzwohnungen sind nicht nur ein Ort der Zuflucht, sondern auch ein Zeichen des Wandels im Umgang mit häuslicher Gewalt. Durch zum Beispiel geschlechtssensible Ansätze und umfassende Informationsangebote kann die Gesellschaft besser auf die Bedürfnisse aller Opfer eingehen, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Die Entwicklung von Programmen für männliche Opfer ist also nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der gesellschaftlichen Gesundheit und des Wohlbefindens.
– NAG