In einer bemerkenswerten Initiative möchten die Evangelischen Kirchenkreise Gera, Greiz und Altenburger Land vor der bevorstehenden Thüringer Landtagswahl am 1. September 140.000 Haushalte erreichen. Um das Bewusstsein für die Bedeutung der Wahlen zu schärfen, wird ein „Demokratie-Kurier“ herausgegeben. Auf insgesamt 16 Seiten liefert die Publikation umfassende Informationen sowie klare Positionen, die sich gegen die Furcht vor extremen politischen Strömungen richten.
Der „Demokratie-Kurier“ wird ab dem 23. August verteilt und hebt hervor, wie wichtig jede Stimme für die Demokratie ist. Mit dem auf den ersten Blick einprägsamen Slogan „Ihre Stimme ist extrem wichtig. Wählen Sie am 1. September. Aber nicht extrem!“ zielt die Kampagne darauf ab, die Wähler dazu zu motivieren, sich aktiv an der Wahl zu beteiligen, während gleichzeitig eine klare Ablehnung von extremen Positionen verdeutlicht wird.
Wachsende Besorgnis über rechtsextreme Bewegungen
Die Superintendenten Annette von Biela, Hendrik Mattenklodt und Tobias Steinke äußern in ihrem gemeinsamen Vorwort große Besorgnis über die aktuelle politische Lage. „Vor 35 Jahren – im Herbst 1989 – haben wir Kirchen uns für Demokratie eingesetzt. Heute wenden wir uns an Sie, weil wir die Demokratie in Gefahr sehen“, betonen sie. Diese eindringliche Warnung richtet sich unter anderem gegen rechtsextreme Parteien wie die AfD und den „III. Weg“, die sie für die Spaltung der Gesellschaft verantwortlich machen.
Die Lage wird als bedrängend beschrieben, da diese politischen Bewegungen Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion diskreditieren. Die Superintendenten betonen, dass solche Einstellungen im krassen Widerspruch zu den grundlegenden Werten des christlichen Abendlandes stehen, die Respekt und Menschlichkeit in den Vordergrund stellen.
Vielfältige Stimmen für die Demokratie
Der Kurier präsentiert nicht nur einführende Gedanken, sondern enthält auch Aussagen von einer bunten Mischung an Persönlichkeiten. So kommen Pfarrer, aber auch der Leiter der Vogtlandwerkstätten, Oliver Pick, sowie Generalmusikdirektor Stefan Fraas zu Wort. Unter den Beiträgen finden sich persönliche Erfahrungen mit Diktatur und Demokratie, die von einem Studenten, einer Ärztin, einem Fotografen und einem Bürgerrechtler stammen.
Ich kann mir vorstellen, dass Leser*innen besonders die Abschnitte, die unter Schlagzeilen wie „Demokratie ist unordentlich“ und „Keine dritte Diktatur“ stehen, als bereichernd empfinden werden. Es geht nicht nur um das Beschreiben der Gefahren, die von extremistischen Gruppen ausgehen, sondern auch um die Förderung positives Engagements und der Vielfalt in der Gesellschaft.
Der Kurier schließt mit einem eindringlichen Aufruf zur Wahl, der von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) formuliert wurde. In einer Zeit, in der viele die Demokratie als gefährdet ansehen, könnte dieser Aufruf der Anstoß sein, den vielen Menschen, die sich für eine offene und inklusive Gesellschaft einsetzen, Gehör zu verschaffen.
Für Interessierte stehen die Informationen zum „Demokratie-Kurier“ auch online zur Verfügung. Unter der Website www.ekmd.de/demokratierkurier können weitere Details und Inhalte abgerufen werden, was die Initiative noch zugänglicher macht.
Stärkung der Demokratie durch Engagement
Die Veröffentlichung des „Demokratie-Kuriers“ ist nicht nur eine Reaktion auf die bevorstehenden Wahlen, sondern spiegelt auch ein wachsendes Verantwortungsbewusstsein in der Gesellschaft wider. Es ist ein Zeichen dafür, dass auch Gemeinschaften, die traditionell nicht in den Vordergrund rücken, ihre Stimme erheben und aktiv für eine demokratische Gesellschaft kämpfen. Die Projekte der Kirchenkreise setzen einen wichtigen Impuls, um das Bewusstsein für die Herausforderung der Demokratie zu schärfen und den Diskurs über die politischen Geschehnisse zu fördern.
Die Relevanz von Demokratie in der heutigen Gesellschaft
In einer Zeit, in der populistische und extremistische Bewegungen in vielen Ländern an Einfluss gewinnen, wird das Thema Demokratie zunehmend zentraler in der politischen Debatte. Insbesondere in Europa, wo mehrere Länder mit einem möglichen Rückschritt der demokratischen Werte konfrontiert sind, ist das Bewusstsein für den Schutz demokratischer Institutionen und Werte von entscheidender Bedeutung. Die Evangelischen Kirchenkreise Gera, Greiz und Altenburger Land greifen diese Thematik auf, indem sie auf die Wichtigkeit des Wählens hinweisen und zur aktiven Teilnahme am demokratischen Prozess aufrufen.
Die Herausforderung besteht darin, dass viele Menschen das Gefühl haben, dass ihre Stimme wenig zählt oder dass die politischen Entscheidungsträger nicht auf ihre Bedürfnisse eingehen. Der Demokratie-Kurier versucht, diese Sorgen ernst zu nehmen und einen Anreiz zu schaffen, sich trotz der Frustrationen aktiv an der Wahl zu beteiligen. Durch den Aufruf „Wählen Sie am 1. September. Aber nicht extrem!“ wird der Fokus auf die Notwendigkeit gelegt, sich gegen extremistische Ansichten zu wehren und für eine offene, vielfältige Gesellschaft einzutreten.
Die Rolle der Kirchen in der politischen Landschaft
Die Evangelischen Kirchen haben in der deutschen Geschichte oft eine bedeutende Rolle gespielt, vor allem hinsichtlich der Förderung von Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit. Ihre Stimme kann wesentlich zur politischen Mobilisierung der Gesellschaft beitragen. Mit ihrem Engagement im Kontext der Thüringer Landtagswahl und dem spezifischen Ansatz über den Demokratie-Kurier zielen sie darauf ab, das politische Bewusstsein zu schärfen und die Bürger zur Meinungsäußerung zu ermutigen. Für viele Menschen sind die Kirchen außerdem eine vertrauenswürdige Instanz, die in Fragen des Glaubens und der Ethik Stabilität bietet.
Durch die Einbeziehung von Stimmen unterschiedlichster Bevölkerungsschichten macht der Kurier deutlich, dass Demokratie nicht nur ein politisches, sondern auch ein gesellschaftliches Anliegen ist. Die Erwähnung von Personen wie Oliver Pick und Stefan Fraas zeigt, dass der Aufruf zur Teilhabe über verschiedene gesellschaftliche Schichten und Berufsgruppen hinweggeht und somit breit gefächert ist.
Aktuelle Herausforderungen und Statistiken
Aktuelle Statistiken belegen, dass das Vertrauen in demokratische Institutionen in Deutschland unter Druck steht. Laut dem Institut für Demoskopie Allensbach gaben 2021 33% der Befragten an, dass sie mit der Funktionsweise der Demokratie unzufrieden sind. Solche Zahlen helfen zu verdeutlichen, dass es notwendig ist, die Menschen erneut für die Bedeutung und die Vorteile einer stabilen demokratischen Gesellschaft zu sensibilisieren.
Auf der anderen Seite zeigen Umfragen des Allensbacher Instituts (2022), dass eine Mehrheit der Menschen in Deutschland eine klare Abneigung gegen extremistische Parteien hat. Diese Erkenntnisse können als Grundlage für die Appelle der Kirchenkreise gesehen werden, die demokratischen Werte und die Menschenrechte hochzuhalten. Gerade bei Landtagswahlen wie in Thüringen ist es wichtig, sich gegen die mögliche Einflussnahme extrem rechter Parteien zu positionieren und die Wähler zu aktivieren, ihre Stimme einzubringen.