AltstadtOstallgäu

Füssen wird zum Rastplatz: 53 Weißstörche auf Dächern gesichtet

In der Füssener Innenstadt wurden am 12. August 2024 insgesamt 53 Weißstörche beobachtet, die auf den Dächern der Stadt Rast machten, was auf den Klimawandel und die veränderten Zuggewohnheiten dieser Vögel hinweist.

In der charmanten Stadt Füssen, die für ihre malerische Altstadt und die naturschöne Umgebung bekannt ist, sorgten am Abend des 12. Augusts 2024 insgesamt 53 Weißstörche für großes Aufsehen. Diese majestätischen Vögel hatten es sich auf den Dächern der Stadt bequem gemacht, was sowohl bei den Einheimischen als auch bei Besuchern für Staunen sorgte. Peter Griegel, ein engagierter Vogelschützer, der sich seit Jahren für die Storchenschutzprojekte in der Region einsetzt, schilderte lebhaft den Anblick: „Dicht an dicht standen sie da“, sagte er begeistert über die Störche, die auf den Dächern der evangelischen und Sankt Mang-Kirche sowie auf dem Hohen Schloss Rast machten.

Die Störche, die laut Volksmund glücksbringend sind, haben in Füssen eine besondere Bedeutung. Griegel hat vor drei Jahren einen speziellen Horst auf dem Hohen Schloss errichtet, um den Zugvögeln ein Zuhause zu bieten. Diese Initiative kam zustande, nachdem die Unterstützung des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) für die Storchenpopulation seit 2017 eingestellt wurde. Griegel sammelte erfolgreich Spenden in Höhe von 11.000 Euro, unter anderem mit einem kreativen Ansatz: Ein gespendetes Wagenrad, das als Grundlage diente, wurde von ihm mit Ästen geflochten, um die Vögel zur weiteren Gestaltung zu animieren. „Der Horst kann dann bis zu zwei Meter hoch werden und bis zu einer Tonne wiegen“, erläuterte Griegel.

Ein kurzer Stopp auf dem Weg nach Süden

Obwohl die Weißstörche in Füssen keine Nachkommen mitgebracht hatten – „Babys brachten die Störche am Abend des 12. August jedenfalls nicht mit“ – ist die Sichtung in der Stadt dennoch von großer Bedeutung. Die Zugvögel machen sich auf ihren langen Weg in den Süden, wo sie überwintern, typischerweise in Regionen bis Nordafrika oder sogar weiter bis zum Äquator. Klimawandel-bedingt verändern sich jedoch ihre Reisegewohnheiten. Griegel erklärt: „Das liegt am Klimawandel. Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass immer mehr Vögel hier überwintern. Es gibt genug Futter für die Allesfresser und der Schnee stellt kein großes Hindernis mehr dar.“ Diese Beobachtungen sind nicht nur faszinierend, sondern auch alarmierend.

Die Störche sind in diesem Jahr bereits früh aufgebrochen. „Sie haben dieses Jahr schon Ende Januar gebrütet. Normal brüten sie erst Ende Februar, Anfang März“, bemerkte Griegel. Dies erklärt, warum sie bereits im August auf ihrer Reise sind und sich so früh auf den Weg in ihre Winterquartiere machen. Am nächsten Morgen waren die Störche schon früh um sechs Uhr wieder verschwunden, doch die Wiesen rund um Füssen waren weiterhin von etwa 100 Störchen bevölkert, was die Aufmerksamkeit von Vogelliebhabern und Naturfreunden auf sich zog.

Hoffnung auf Rückkehr

Über die Zukunft der Störche in Füssen gibt es gemischte Gedanken. „Ob die Störche nach ihrem Flug in den Süden wieder bei uns zu begrüßen sind, sei abzuwarten“, so Griegel, der sich jedoch optimistisch zeigt und hofft, dass die Tiere zurückkehren. Die Freude, die die Störche auslösen, ist unter den Bewohnern von Füssen spürbar, und die Stadt ist bereit, sie herzlich willkommen zu heißen, wenn sie im nächsten Jahr wiederkommen sollten.

An einem Ort wie Füssen, wo Mensch und Natur in einer harmonischen Co-Existenz leben, bleibt die Hoffnung auf die Rückkehr der Störche stark. Es ist ein eindringlicher Reminder an die Gemeinschaft über die Wichtigkeit des Naturschutzes und der Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt. Durch das Engagement von Menschen wie Peter Griegel können wir weiterhin die Schönheit und Einzigartigkeit unserer Umgebung erhalten, während wir gleichzeitig die Herausforderungen des Klimawandels im Blick behalten.

Die Beobachtung von Weißstörchen in Füssen ist nicht nur ein ästhetischer Höhepunkt, sondern wirft auch ein Licht auf die Veränderungen in den Lebensräumen dieser Vögel. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Beziehung der Menschen zu Störchen erheblich verändert, sowohl in Bezug auf den Schutz als auch auf die Langzeitbeobachtungen ihrer Populationen. Die Wiedereinführung und der Schutz von Brutgebieten sind Schlüssel zur Stabilisierung ihrer Bestände, die in vielen Regionen zurückgegangen sind.

Füssen, eine Stadt mit einer reichen Geschichte und einer Tradition des Umweltschutzes, hat sich auch aktiv daran beteiligt, geeignete Lebensräume für Störche zu schaffen. Initiativen wie die von Peter Griegel stehen im Kontext übergeordneter Bemühungen des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV). Der LBV engagiert sich für die Wiederherstellung von heimischen Lebensräumen und hat maßgeblich zur Verbesserung der Lebensbedingungen für viele Vogelarten beigetragen, nicht zuletzt auch für den Weißstorch.

Die Rolle des Klimawandels

Der Klimawandel hat signifikante Auswirkungen auf die Lebensweise und Wandergewohnheiten von Weißstörchen. Mit steigenden Temperaturen ändern sich nicht nur die Brutsaisons, sondern auch die Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen und Lebensräumen. Laut Studien des Deutschen Wetterdienstes sind die Temperaturen in Mitteleuropa seit den 1980er Jahren um 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt gestiegen, was direkte Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt hat. Diese Veränderungen führen dazu, dass viele Vogelarten, einschließlich Weißstörche, ihre Migration und Fortpflanzung anpassen müssen.

Der LBV hat auch festgestellt, dass durch die milden Winter vermehrt Vögel in Deutschland verbleiben, statt in den Süden zu ziehen. In einer aktuellen Erhebung berichten Ornithologen von einem Anstieg der Winterpopulationen vieler Vogelarten, was den Zorn über den Klimawandel eindringlich untermauert. Dies könnte positive Effekte auf die lokale Biodiversität haben, stellt jedoch auch Herausforderungen für langfristige Naturschutzstrategien dar, da sich die Habitatbedingungen weiterhin verändern werden.

Ein Blick in die Zukunft

Die zukünftige Entwicklung der Weißstorchpopulation hängt stark von der effektiven Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen ab. Künstlerische Projekte und naturnahe Landschaftspflege könnten dazu beitragen, die Störche wieder stärker in der Region zu verankern. Die Schaffung und Pflege von Brutplätzen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Zudem ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit von hoher Bedeutung, um ein Bewusstsein für die Belange des Naturschutzes zu schaffen. Vor allem die jüngere Generation könnte durch Bildungsangebote für den bundesweiten Naturschutz mobilisiert werden.

Durch die Akzeptanz und das aktive Mitwirken der Bevölkerung in Naturschutzprojekten kann das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Schutzes dieser faszinierenden Vögel gesteigert werden. Nur durch gemeinschaftliche Anstrengungen können wir sicherstellen, dass Fußens Störche weiterhin ein vertrauter Anblick bleiben und ihre Population weiterhin floriert.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"