Drei Wandergesellen, die auf ihrer Walz von Flensburg nach Basel unterwegs sind, erlebten eine überraschende Wendung in der Gadebuscher Altstadt. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit saßen sie am Dienstagabend auf einem Hügel, als Bürgermeister Arne Schlien von ihrer Situation erfuhr und rasch tätig wurde. Die Entscheidung des Bürgermeisters führte dazu, dass die Handwerker in den Genuss einer Nacht im legendären Orient-Express kamen, was für sie ein einmaliges Erlebnis darstellt.
Holger Hempel, Betreiber des Orient-Express, war schnell bereit, den dreien Unterkunft zu bieten, auch wenn die Umstände in dem historischen Schlafwagen nicht ideal waren. „Klar helfe ich gerne. Auch wenn noch kein Strom vorhanden ist, ist die Möglichkeit immer noch besser, als draußen zu übernachten“, betonte Hempel und zeigte damit seine Unterstützung für die Wandergesellen. Dies spiegelt den Geist der Gastfreundschaft wider, den viele Handwerker auf ihrer Reise erleben.
Wandergesellen mit besonderen Regeln
Die drei Wandergesellen sind nicht nur Handwerker, sondern Teil einer Tradition, die strengen Regeln und Bedingungen folgt. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie nicht verheiratet sein dürfen und keine Schulden oder Kinder haben sollten. Während der Erfahrung erzählt Zimmermann Franz Georg Neuner, der seit drei Jahren unterwegs ist, von den Anforderungen an das Leben eines Wandergesellen. „Wir reisen ohne Mobiltelefon – das gehört einfach dazu“, erklärt er und führt damit eine der wesentlichen Bedingungen ihrer Reise an.
Fabio Findeisen, ein Zimmermann aus Neustadt am Rübenberge, der seit 18 Monaten unterwegs ist, konnte sein Glück kaum fassen, als er die Nachricht von der Übernachtung im Orient-Express erhielt. „Meine Freundin wird so neidisch sein, wenn sie das erfährt“, meinte er begeistert, während er gleichzeitig auf die Dringlichkeit hinwies, diese Erfahrung mit anderen zu teilen, die nicht mitreisen konnten.
Die drei Handwerker, darunter auch Maximilian Schlüter, ein junger Dachdecker, haben sich im Mai auf einem Treffen von Wandergesellen kennengelernt und beschlossen, gemeinsam zu reisen. Ihr Ziel ist es, nicht nur zu wandern, sondern auch während ihrer Reise in der Schweiz zu arbeiten, wo sie von den „begabtesten Handwerkern“ lernen möchten, wie Neuner es formulierte. „Die Schweizer sind echte Künstler, und die Präzision ihrer Arbeit ist bewundernswert“, sagte Findeisen, was den Respekt immense zeigt, den sie für das Handwerk haben.
Trotz der Herausforderungen, die das Wandern mit sich bringt, sind die drei Gesellen optimistisch und motiviert. Der Bürgermeister von Gadebusch, Arne Schlien, unterstrich, wie wichtig es ist, Wandergesellen Gastfreundschaft zu bieten. Er verwies auf die positiven Erfahrungen, die er mit ihnen hatte, und betonte die Bedeutung von sofortiger Hilfe in unerwarteten Situationen.
Schließlich erklärte Schlüter, dass sie keine Trampen favorisieren, sondern sich darauf konzentrieren, ihre Reise zu pedalen und das Handwerk zu erlernen. Ihr Plan, Ende Oktober in Basel zu sein, ist nicht nur eine Reise zu einem Ziel, sondern auch eine Entdeckungsreise durch verschiedene Kulturen und Handwerkstraditionen, die sie in den kommenden Wochen und Monaten aufbauen werden.