In Dresden wird ab Montag ein neuer Verkehrsversuch gestartet, der auf der Bundesstraße 170, einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung der Stadt, durchgeführt wird. Bei diesem Experiment wird eine Fahrspur, die bisher Autofahrern zur Verfügung stand, für Radfahrer umgewidmet. Dieses Vorhaben hat in der Stadt jedoch zu Widerstand geführt, insbesondere von Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne), der im neugewählten Stadtrat vor einigen Herausforderungen steht.
Der Test, der im Bereich der Carolabrücke durchgeführt wird, ist bis zum Jahresende befristet. Die Stadtverwaltung hat angekündigt, dass die Kosten für dieses Experiment bei etwa 200.000 Euro liegen werden. Stadtsprecher Alexander Buchmann erläutert, dass diese Ausgaben unter anderem für die Planung, Verkehrsanalyse, Markierung, Umbau, Bauüberwachung und die Anpassung der Ampelsteuerung erforderlich sind.
Schwierige Vorgeschichte und vergangene Erfahrungen
Die Stadtverwaltung hält trotz der Kritik und der hohen Kosten weiterhin an ihren Verkehrsversuchen fest. Ein ähnlicher Versuch auf der Loschwitzer Elbbrücke, genannt „Blaues Wunder“, musste erst im April 2024 nach nur acht Tagen wieder abgebrochen werden. Dieser Test, bei dem eine Autospur für Radfahrer entfernt wurde, führte zu erheblichen Verkehrsproblemen, und die Kosten beliefen sich auf 70.000 Euro. Solche Erfahrungen werfen Fragen zur Effektivität und zur Sicherheit der vorgeschlagenen Lösungen auf.
Im Unterschied zu vormaligen Tests sieht die Stadt jedoch jetzt eine Dringlichkeit in der Schaffung sicherer Verkehrswege für Radfahrer. An der Carolabrücke teilen sich derzeit Fußgänger und Radfahrer einen Fußweg, was die Sicherheit gefährdet. Besonders problematisch ist, dass Radfahrer an dieser Stelle zweimal Straßenbahngleise überqueren müssen, was ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich bringt. Laut der Stadt wird der neue Radweg als eine Verbesserung dieser Situation angesehen, denn täglich nutzen etwa 1.230 Radfahrer und 300 Fußgänger diesen Zugang zur Altstadt.
Politische Spannungen und Entscheidungen
Die politischen Spannungen im Stadtrat sind nicht zu übersehen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Sachsens ehemaliger FDP-Chef Holger Zastrow mit seiner neuen politischen Bewegung, Team Zastrow, bei der Kommunalwahl überraschend 8,1 Prozent der Stimmen erhielt. Zastrow forderte eine Sondersitzung des neuen Stadtrats, um den Test zu stoppen. Dies zeigt die gespaltenen Meinungen innerhalb des Stadtrats über die Verkehrspolitik der Stadt und die Priorität, die der Sicherheit von Radfahrern eingeräumt wird.
Trotz dieser Forderungen hat die Stadt entschieden, nicht abzuwarten. Obwohl die Kommunalwahl bereits am 9. Juni stattfand und der neue Stadtrat sich erst am 22. September konstituieren wird, fiel die Entscheidung auf dem Hintergrund einer kontinuierlichen Planung aus dem alten Stadtrat. Die Stadtverwaltung argumentiert, dass es keine ausreichende Grundlage für eine Verschiebung oder einen Stopp des Verkehrsversuchs gebe. Sollte sich die politische Lage jedoch ändern, will die Verwaltung entsprechend handeln.
Jetzt plant Zastrow, wie durch BILD berichtet wird, rechtliche Schritte gegen den Versuch einzuleiten. Dieses Vorgehen könnte die Diskussion um die Verkehrssicherheit, die Integration von Radwegen und die Rolle des Radverkehrs in der städtischen Planung weiter anheizen.