In Augsburg gibt es nach wie vor eine hohe Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, während gleichzeitig zahlreiche Jugendliche auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildung sind. Dieses Ungleichgewicht betrifft nicht nur die Lebensrealität der jungen Menschen, sondern hat auch weitreichende Folgen für die gesamte Wirtschaftslandschaft der Region.
Betriebe suchen händeringend nach Azubis
Aktuell registriert die Agentur für Arbeit 742 freie Ausbildungsplätze in Augsburg. Besonders im Bereich der Lebensmittelherstellung und in der Gastronomie gibt es zahlreiche offene Stellen. Laura Schimmel von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) weist darauf hin, dass 46 Ausbildungsplätze in der Lebensmittelbranche und 28 in der Gastronomie angeboten werden. Diese Zahlen spiegeln jedoch nur die Stellen wider, die offiziell gemeldet sind. Viele Unternehmen haben begonnen, aktiv eigene Maßnahmen zur Azubigewinnung zu ergreifen, insbesondere über digitale Plattformen und soziale Medien.
Berufliche Realität für junge Menschen
Die NGG Schwaben betont die enormen Chancen, die eine duale Ausbildung bietet. Schimmel ist der Meinung, dass viele junge Menschen die Vorteile einer soliden Ausbildung nicht ausreichend erkennen. Oft werde die duale Ausbildung als weniger wertvoll angesehen, während stattdessen ein Studium als das erstrebenswerte Ziel gilt. „Die Zeiten, in denen allein ein Studium sorgt für ein hohes Einkommen, sind vorbei“, sagt Schimmel und verweist auf attraktive Verdienstmöglichkeiten in Branchen wie der Lebensmittelindustrie, die oftmals auch später durch ein Studium ergänzt werden können.
Der bedeutende Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wird zunehmend zu einer ernsthaften Herausforderung für Unternehmen in Augsburg. Schimmel macht deutlich, dass es nicht nur die Produktivität beeinträchtigt, sondern auch das Betriebsklima leidet, wenn Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Sie fordert, dass die Wirtschaft einen „neuen Azubi-Mut“ benötigt und könnte eine politische Unterstützung für die Übernahme von Azubis ohne Befristung notwendig sein.
Verbesserung der Ausbildungsbedingungen
Darüber hinaus kritisiert die NGG Schwaben die unzureichenden Ausbildungsstandards. Es sind weder ausreichend Ausbildungsvergütungen noch ein „Azubi-Ticket“ von den Arbeitgebern vorhanden, wodurch die Kosten für den Schulweg nicht gedeckt sind. Schimmel spricht sich für eine bessere Vorbereitung auf Prüfungen und für ein umfassenderes Betriebsklima in den Unternehmen aus. Azubis sollten respektvoll behandelt werden, denn ein schlechtes Arbeitsumfeld kann dazu führen, dass diese ihre Ausbildung abbrechen oder den Betrieb wechseln.
Perspektiven für Jugendliche
Jugendliche, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, sollten sich mit der Agentur für Arbeit beraten lassen. Es gibt auch Möglichkeiten, durch Direktansprache bei den Betrieben einen Ausbildungsplatz zu finden. Schimmel ermutigt dazu, aktiv auf Unternehmen zuzugehen und Fragen zu stellen wie: „Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?“ Das kann in vielen Fällen zu einem Ausbildungsplatz führen, der sonst vielleicht unentdeckt geblieben wäre.
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl die Wirtschaft als auch die Jugendlichen von einer aktiven Förderung der Ausbildung profitieren können. Angesichts der anhaltenden Schwierigkeiten auf dem Ausbildungsmarkt muss ein Umdenken stattfinden, um die attraktivität der dualen Ausbildung zu erhöhen und so den Nachwuchs entsprechend zu fördern.
– NAG