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Gedenken an Ernst Lossa: Ein Mahnmal gegen das Vergessen

Ernst Lossa, ein 14-jähriger Junge aus Augsburg und Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde, wurde vor 80 Jahren am 1. November 1944 in der "Heilanstalt Irsee" ermordet, was sein Schicksal zu einem bedeutsamen Symbol für die Grausamkeit des NS-"Euthanasie"-Programms macht.

Gedenken an Ernst Lossa: Ein Aufruf zur Erinnerung an die Opfer der NS-Krankenmorde

Ernst Lossa, ein 14-jähriger Junge aus Augsburg, wurde heute vor 80 Jahren, am 1. November 1944, in der Heilanstalt Irsee von den Nationalsozialisten ermordet. Sein Schicksal steht für die Grausamkeiten des sogenannten “Euthanasie”-Programms, das viele Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen das Leben kostete.

Das unwürdige Schicksal einer Familie

Ernst wurde 1929 in Augsburg geboren. Er entstammte einer Jenischen Familie, einer unter dem nationalsozialistischen Regime verfolgten Minderheit. Bereits im Jahr 1933 wurden Ernst und seine Geschwister von den Behörden von ihren Eltern getrennt und in Kinderheime gebracht. Tragischerweise verlor er bald darauf seine Mutter und musste fortan ohne familiäre Zuwendung aufwachsen. Sein Vater, Christian Lossa, wurde 1936 von den Nazis ins Konzentrationslager Dachau deportiert und später ermordet.

Das „Euthanasie“-Programm und seine furchtbare Realität

1943 wurde Ernst Lossa als Teil des nationalsozialistischen Programms in die Heilanstalt Irsee verlegt. Dieses staatlich organisierte Vernichtungsprogramm, das euphemistisch als “Euthanasie” bezeichnet wurde, hatte zum Ziel, Menschen, die das Regime als “Ballastexistenzen” betrachtete, zu töten. Schätzungen zufolge wurden in diesem Zusammenhang zwischen 200.000 und 300.000 Menschen in ganz Europa getötet. Immer mehr Menschen begreifen die unfassbare Grausamkeit dieser Taten und die verheerenden Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Ein symbolisches Gedenken und Aufarbeitung der Vergangenheit

Die Geschichte von Ernst Lossa erlangte nach dem Zweiten Weltkrieg größere Aufmerksamkeit. Insbesondere die amerikanischen Truppen entdeckten während ihrer Ermittlungen zu den Patientenmorden Ernsts Fall und er diente schließlich als Präzedenzfall vor dem Augsburger Schwurgericht im Jahr 1949. In den 1980er Jahren setzte sich Professor Michael von Cranach, der damalige Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, für die Aufarbeitung dieser Verbrechen ein. Seine Recherchen führten zu einem interessanten Buch des Journalisten Robert Domes, das die Lebensgeschichte von Ernst Lossa beleuchtet und die künstlerische Verfilmung von 2016 nach sich zog.

Erinnerungskultur und Nachwirkungen

Im Gedenken an Ernst Lossa gibt es heute zwei Stolpersteine vor dem ehemaligen Zuhause seiner Familie in Augsburg. Zudem erinnert die Ernst-Lossa-Straße im Stadtteil Pfersee seit 2007 an sein Schicksal. Anlässlich des 95. Geburtstags von Ernst, der am 1. November 2024 gefeiert worden wäre, zündeten Unbekannte Kerzen an der Wertachstraße 1 an und legten Rosen nieder. Diese Gesten zeigen, wie wichtig es ist, die Erinnerungen lebendig zu halten und die Opfer nie zu vergessen.

Veranstaltungshinweis zur Erinnerung

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“ wird am 1. November 2024 am ehemaligen Anstaltsfriedhof Irsee der Opfer der NS-“Euthanasie” gedacht. Diese Veranstaltung wird organisiert vom Bezirk Schwaben in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags und bietet einen bedeutsamen Rahmen, um über die grausamen Taten der Vergangenheit zu reflektieren und die Stimmen der Verstorbenen zu würdigen.

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