Am Donnerstag sprach die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in einem CNN-Interview über mehrere zentrale Themen ihres Wahlkampfs. Zusammen mit ihrem Mitstreiter Tim Walz verdeutlichte sie ihre Positionen zu Fracking, Kinderarmut und grünen Arbeitsplätzen in den USA. BBC Verify hat die wichtigsten Aussagen überprüft und ihre Richtigkeit analysiert.
Umstrittene Aussagen zum Fracking
Kamala Harris betonte im Interview, dass sie das Fracking nicht verbieten würde und hielt fest: „Ich habe diese Position nicht geändert.“ Diese Aussage bedarf jedoch einer genaueren Betrachtung. Im Jahr 2019 äußerte Harris, dass sie für ein Verbot von Fracking sei, änderte jedoch im Vizepräsidentschaftsdebatte 2020 ihre Position, als sie klarstellte, dass Joe Biden das Fracking nicht beenden würde. Sie wiederholte: „Ich werde es wiederholen, und die amerikanische Bevölkerung weiß, dass Joe Biden das Fracking nicht verbieten wird.“
Auf die Frage nach ihren Aussagen aus dem Jahr 2019 antwortete Harris im CNN-Interview: „Ich habe dies auf der Debattenbühne 2020 klargestellt, dass ich das Fracking nicht verbieten werde. Als Vizepräsidentin habe ich das Fracking nicht verboten. Als Präsidentin werde ich das Fracking nicht verbieten.“ Dies verdeutlicht, dass Harris sich in ihrer Äußerung auf das politische Programm von Präsident Joe Biden bezog, ohne ihre eigene Meinung explizit zu markieren.
Übertriebene Behauptungen zur Kinderarmut
Harris äußerte sich auch zur Kindersteuervergünstigung und deren Einfluss auf die Kinderarmut in den USA. Sie behauptete: „Als wir in unserem ersten Jahr im Amt die Kindersteuervergünstigung verlängerten, reduzierten wir die Kinderarmut in Amerika um über 50 %.“ Diese Aussage ist jedoch etwas übertrieben und erfordert Kontext.
Der Supplemental Poverty Measure (SPM), ein Maßstab für Armut in den USA, zeigt, dass die Kinderarmutsrate zwischen 2020 und 2021 um 46 % gesunken ist. Allerdings stieg die Rate im darauffolgenden Jahr wieder an, nachdem die pandemiebedingte Erhöhung der Kindersteuervergünstigung endete. Laut Daten des Census Bureau lag die Kinderarmutsrate 2021 bei einem Rekordtief von 5,2 %, stieg aber 2022 auf 12,4 %.
Amerikaner, die weniger als 200.000 Dollar (oder 400.000 Dollar für gemeinsam Veranlagte) jährlich verdienen, können derzeit eine Kindersteuervergünstigung von 2.000 Dollar pro Jahr für jedes Kind unter 17 Jahren erhalten. Während der Covid-Pandemie erhöhte Präsident Biden diesen Betrag auf maximal 3.600 Dollar, bevor er Ende 2021 wieder auf 2.000 Dollar gesenkt wurde. Harris erklärte, dass sie als Präsidentin die Erhöhung der Kindersteuervergünstigung wiederherstellen und Familien im ersten Lebensjahr eines Kindes 6.000 Dollar pro Kind zukommen lassen würde.
Unsichere Zahlen zu grünen Arbeitsplätzen
Ein weiteres zentrales Thema im CNN-Interview war die Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der erneuerbaren Energien. Harris behauptete, dass unter der Biden-Administration bereits über 300.000 neue Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien entstanden seien. Diese Zahl basiert auf einem Bericht von Climate Power, einer Organisation, die sich mit Klimakommunikation beschäftigt. Sie berichtete, dass seit August 2022 insgesamt 646 neue Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien angekündigt und vorangetrieben wurden, was 334.565 neuen Arbeitsplätzen entspricht.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle dieser neuen Arbeitsplätze bereits besetzt sind und es schwierig ist, den gesamten Anstieg der klimabezogenen Beschäftigung dem Inflation Reduction Act zuzuschreiben, einem Gesetz, das Joe Biden im August 2022 unterzeichnete und große Investitionen in saubere Energie und klimabezogene Projekte einführte. Andere Gruppen wie E2, eine Wirtschafts- und Umweltorganisation, schätzen, dass etwa 109.000 Arbeitsplätze für erneuerbare Energien seit der Verabschiedung des Inflation Reduction Act geschaffen oder angekündigt wurden.
Das US-Energieministerium berichtete, dass die Beschäftigung im Bereich erneuerbare Energien 2023 doppelt so schnell wuchs wie die US-Wirtschaft insgesamt und der übrige Energiesektor.