In der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl 2024 stehen sich die beiden großen Parteien gegenüber: Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner. Doch abseits der etablierten politischen Kräfte gibt es zahlreiche unabhängige und Drittparteikandidaten, die trotz geringer Chancen auf das Weiße Haus die Wahl beeinflussen könnten. Insbesondere vier Namen stechen hervor: Jill Stein, Cornel West, Chase Oliver und Robert F. Kennedy Jr.
Jill Stein: Rückkehr der grünen Aktivistin
Jill Stein, Aktivistin und Ärztin, ist keine Unbekannte in der politischen Landschaft. Sie kandidierte in den Jahren 2012 und 2016 für die Grüne Partei und zieht 2024 erneut in den Ring. Mit einer Agenda, die eine soziale „economic bill of rights“ umfasst, will sie universellen Zugang zur Gesundheitsversorgung und ein Recht auf Beschäftigung durchsetzen. Zudem setzt sie sich für den Klimaschutz, Abtreibungsrechte und Transgenderrechte ein. Kürzlich wurde sie bei einem Studentenprotest für Gaza festgenommen.
Mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 2 % der Stimmen könnte Stein als Spoiler agieren, insbesondere für Harris. Bereits 2016 war Stein eine umstrittene Figur, als sie in drei entscheidenden Bundesstaaten mehr Stimmen erhielt, als Hillary Clinton gegenüber Trump verlor. Steins aktuelle Kampagne sieht sich mit rechtlichen Hürden der Demokraten konfrontiert, die laut Stein versuchen, sie „von mehreren Landeswahlzetteln zu verklagen“, um ihre Macht zu festigen. Steins Kandidatur wird von Butch Ware, einem Professor der University of California Santa Barbara, als Vizekandidat unterstützt.
Cornel West: Sozialist mit komplizierter Kandidatur
Der bekannte Aktivist und Akademiker Cornel West startet seine Präsidentschaftskampagne zunächst mit der People’s Party, wechselte dann zur Grünen Partei und kandidiert nun als Unabhängiger. Sein Wahlprogramm umfasst die Finanzierung eines öffentlichen Gesundheitswesens und die drastische Kürzung des US-Verteidigungsetats. Melina Abdullah, Vorstandsmitglied der Organisation Black Lives Matter Grassroots, begleitet ihn als Vizekandidatin.
West erhebt scharfe Kritik gegen Präsident Biden, den er als „Kriegsverbrecher“ bezeichnet, und gegen Trump, den er als „faschistischen Rattenfänger“ ansieht. Seine Kandidatur könnte in wichtigen Swing States wie Michigan eine Bedrohung für Harris darstellen, allerdings wurde sein Antrag auf Aufnahme in die Wahlzettel dort kürzlich abgelehnt.
Chase Oliver: Frischer Wind von der Libertären Partei
Die Libertäre Partei, die drittgrößte politische Partei der USA, hat Chase Oliver zu ihrem Präsidentschaftskandidaten ernannt. Oliver, ein offen schwuler Vertriebsmanager, der zuvor bei Kongresswahlen in Georgia kandidierte, will den Wählern eine Alternative zu den etablierten Parteien bieten. „Ich weiß, wie es ist, mit dem gleichen Geld weniger in den Einkaufswagen zu bekommen“, sagte er kürzlich im BBC Americast.
Olivers Kampagne steht für einen ausgeglichenen Haushalt, die Beendigung der militärischen Unterstützung für Israel und die Ukraine, die Schließung aller US-Militärbasen im Ausland und die Abschaffung der Todesstrafe. Libertäre befürworten eine kleine Regierung und individuelle Freiheiten, wodurch sie traditionell 1-3 % der republikanischen Stimmen auf sich ziehen.
Robert F. Kennedy Jr.: Einst Hoffnung, nun Unterstützer
Der frühere Umweltanwalt und Impfgegner Robert F. Kennedy Jr., Neffe des ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy, startete seine politische Kampagne zunächst als Demokrat, wechselte aber später zu einer unabhängigen Kandidatur. Mit seiner kritischen Haltung gegenüber den beiden großen Parteien und einer populistischen Wirtschafts-Botschaft konnte er anfänglich in den Umfragen zulegen. Trotz seines anfänglichen Erfolgs verpasste er knapp die Qualifikation für die erste Präsidentschaftsdebatte im Juni.
Im August beendete Kennedy jedoch seine unabhängige Präsidentschaftskampagne und erklärte, dass die Prinzipien, die ihn zum Verlassen der Demokratischen Partei bewogen haben, ihn nun dazu gebracht hätten, seine Unterstützung Präsident Trump anzubieten.
Die Anwesenheit dieser unabhängigen und Drittparteikandidaten kann nicht nur das Kräfteverhältnis zwischen Harris und Trump beeinflussen, sondern auch den politischen Diskurs in den USA bereichern. Während ihre Chancen auf einen Einzug ins Weiße Haus gering bleiben, könnten ihre Stimmen dennoch einen entscheidenden Unterschied machen.