Der Deutsch-Deutsche Kammerchor verzauberte am Dienstagabend ein zahlreiches Publikum in der Stiftskirche mit einer beeindruckenden musikalischen Darbietung. Sehr zur Freude der Zuhörer stellte die legendäre Chorleiterin Hannelotte Pardall ein anspruchsvolles Programm zusammen, das Werke aus verschiedenen Epochen umfasste und damit die emotionale Tiefe und Vielfalt der Chormusik eindrucksvoll zur Geltung brachte.
Ein Stück Kulturgeschichte
Der Deutsch-Deutsche Kammerchor, der für seine Vermeidung der Bezeichnungen „West“ und „Ost“ bekannt ist, hat in seiner 35-jährigen Geschichte maßgeblich zur kulturellen Integration der beiden ehemaligen deutschen Staaten beigetragen. Gegründet im Jahr vor der Wiedervereinigung, fördert er den musikalischen Austausch und hat bis heute zahlreiche Projekte umgesetzt. Dieses Engagement ist ein wertvoller Teil der hiesigen Kulturgeschichte und zeugt von der Kraft der Musik, Menschen zu verbinden.
Vielfältige Werke und Klangfülle
Das Konzert war geprägt von drei herausragenden Stücken aus der doppelchörigen A-Cappella-Literatur, die von Pardall mit ihrem hochmotivierten Ensemble glänzend interpretiert wurden. Unter anderem wurde die Motette „Jauchzet dem Herren alle Welt“ (BWV Anh. 160) dargeboten, ein Werk, das zwar selten zu hören ist, aber mit seiner virtuosen Gestaltung besticht. Die ausdruckstarke Darbietung und die klare Zeichengebung ließen die musikalischen Strukturen deutlich hervortreten.
Der Einfluss zeitgenössischer Komponisten
Ein weiteres Highlight war die „Hymn of the Creator of the Light“ von Sir John Rutter, die das Publikum in einen meditativen Zustand versetzte. Rugters harmonische Kompositionen zeichnen sich durch ein reichhaltiges Klangbild aus und boten dem Publikum die Möglichkeit, in einen tiefen musikalischen Dialog einzutauchen. Die dichte, engagierte Darbietung des Chores war besonders beeindruckend und veranschaulichte die Vielfalt des Contemporary Choral Music.
Romantische Klangwelten
Nicht weniger berauschend war die Aufführung von Josef Gabriel Rheinbergers „Cantus Miss“. Dieses romantische Werk verlangte von den Sängern ein hohes Maß an Ausdruck und Dynamik. Unter Pardalls Anleitung zeigte der Kammerchor außergewöhnliche Intonation und einen ausgewogenen Gesamtklang, während die Soprane, mit ihren prachtvollen Stimmen, das Publikum in ihren Bann zogen.
Das Orgelspiel von Stefan Kießling
Zwischen den Vokalstücken sorgte der Leipziger Konzertorganist Stefan Kießling für zusätzliche musikalische Höhepunkte. Mit einer eindrucksvollen Darbietung der zweiten Partita von Johann Sebastian Bach entlockte er der historischen Edskes-Orgel ein breites Farbspektrum. Seine Interpretation des meditativen Choralvorspiels „Schmücke dich, o liebe Seele“ war besonders berührend und ergänzte die Chormusik auf wunderbare Weise.
Den Höhepunkt des Abends bildete schließlich das berühmte „Abendlied“ von Josef Rheinberger, das das Publikum in eine romantische Stimmung versetzte und für rauschenden Beifall sorgte. Mit einem eindrucksvollen Zusammenspiel aus Gesang und Orgelmusik hinterließ das Ensemble einen bleibenden Eindruck und erinnerte viele Anwesende an die kraftvolle Fähigkeit der Musik, Brücken zwischen Menschen zu bauen.