Der Ärztemangel ist ein drängendes Problem, das auch im Landkreis Bad Kissingen spürbar wird. Angesichts einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung und einem hohen Altersdurchschnitt der praktizierenden Ärzte steht die medizinische Grundversorgung auf dem Land auf der Kippe. Im Bemühen, diesem Trend entgegenzuwirken, haben der Landkreis Bad Kissingen und die Gesundheitsregion Plus zusammen mit weiteren Partnern eine Initiative ins Leben gerufen, die speziell darauf abzielt, junge Medizinerinnen und Mediziner für die Region zu begeistern.
Die Initiative trägt den Namen „Blockpraktikum Plus“ und wurde in Kooperation mit der Universität Würzburg sowie dem Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin entwickelt. Das Programm ermöglicht es aktuell acht Medizinstudierenden, ein zweiwöchiges Blockpraktikum in den akademischen Lehrpraxen des Landkreises zu absolvieren. Diese Maßnahme ist dafür gedacht, die Studierenden frühzeitig mit dem ländlichen Arztberuf vertraut zu machen und sie von den Vorzügen einer Tätigkeit vor Ort zu überzeugen.
Praxisnahe Erfahrungen für Medizinstudierende
Im Rahmen des Blockpraktikums haben die Teilnehmer nicht nur die Möglichkeit, Erfahrungen in ärztlicher Praxis zu sammeln, sondern profitieren auch von einem vielseitigen Programm, das Theorie, Praxis und Freizeit umfasst. Neben der Praxisarbeit stehen fachliche Workshops, wie beispielsweise im Zentrum für Telemedizin, auf dem Veranstaltungsplan. „Die Chance, mit erfahrenen Medizinerinnen und Medizinern sowie gesundheitspolitischen Akteuren in den Austausch zu treten, ist ein weiteres Highlight“, betont Andrea Back, die Leiterin der Kreisentwicklung im Landratsamt Bad Kissingen.
Doch es geht nicht nur um den Job, sondern auch um die Eroberung der Region selbst. Die Studierenden haben die Gelegenheit, die Schönheit der Umgebung zu entdecken. Theresa Wurm, eine Medizinstudentin im 10. Semester, äußert sich begeistern: „Dieses Gesamtpaket klingt super interessant und lehrreich. Ich finde es auch cool, mal eine Landarztpraxis kennenzulernen.“ Es ist eine Gelegenheit, die oft in der Uni, die meist von klinischen Perspektiven geprägt ist, fehlt.
Bedürfnisse der Nachwuchsmediziner verstehen
Bei der Auftaktveranstaltung des Blockpraktikums stellte stellvertretender Landrat Gotthard Schlereth zunächst die Bedeutung der Initiative heraus und bedankte sich bei den akademischen Lehrpraxen für ihr Engagement. Dr. Ewald Schlereth, ein erfahrener Hausarzt, hielt einen informativen Vortrag über die Substitution von Opiatabhängigen und stellte den persönlichen Kontakt zu einem Suchtpatienten her, was den angehenden Medizinerinnen und Medizinern tiefere Einblicke in die Realität des Arztberufes gab.
Ein zentraler Teil des Programms war der Austausch zwischen den Studierenden und den Akteuren der Gesundheitsregion. Hierbei wurde diskutiert, welche Bedingungen notwendig sind, damit die Medizinstudierenden sich für eine Hausarztstelle in der Region entscheiden. Die Wünsche der Teilnehmenden sind klar: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ausreichende Wohnmöglichkeiten, Bildungsangebote in der Nähe und ein attraktives Freizeitangebot sind entscheidend. „Die Gespräche waren sehr offen und konstruktiv“, bilanziert Back und zieht ein positives Fazit über die Erwartungen der Studierenden.