Seit der Insolvenz des Parkwohnstifts im Februar 2023 sind die Gemüter in Bad Kissingen erregt. In der Diskussion um die Zukunft der Seniorenresidenz, die von der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken (AWO) betrieben wird, hat sich eine Kontroverse zwischen dem Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) und der AWO entfaltet. Dabei steht nicht nur die Residenz selbst im Fokus, sondern auch die damit verbundene Stiftung, die 1986 ins Leben gerufen wurde.
Der Oberbürgermeister hat in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der AWO Vorwürfe des „moralisch fragwürdigen Agierens“ im Zusammenhang mit der Parkwohnstift-Stiftung gemacht. Er beschuldigt die AWO, Gelder in sechsstelliger Höhe, die der Stiftung zustehen, abziehen zu wollen.
Reaktionen auf die Vorwürfe
Die AWO hat überrascht auf diese Anschuldigungen reagiert. Der Pressesprecher Dirk Baumann hat dazu erklärt, dass es sich hierbei möglicherweise um ein Missverständnis handeln könnte, da der Oberbürgermeister an der letzten Sitzung des Stiftungsrates im Juli nicht teilgenommen hat. Er lud Vogel ein, sich doch bitte besser über den Sachstand bei der Stiftung zu informieren.
Dirk Vogel reagierte emphatisch auf die Vorwürfe der AWO. Er betonte, dass er seit April seine Bedenken gegen die geplante Satzungsänderung der Stiftung geäußert habe. Ein Missverständnis sei es nicht, denn es gehe um grundlegende Fragen bezüglich der Verwaltung des Vermögens der Stiftung und dessen zukünftiger Verwendung. Der Oberbürgermeister zeigt sich besorgt über die Finanzströme und deren Management im Zuge der Insolvenz.
Geplante Satzungsänderungen und deren Bedeutung
Die AWO plant, den Zweck der Stiftung zu ändern, von der Unterstützung der Heimbewohner hin zur Förderung der Altenpflegeheime des eigenen Bezirksverbands. Ein weiterer umstrittener Punkt in den geplanten Änderungen betrifft den Standort der Stiftung, der von Bad Kissingen nach Würzburg verlegt werden soll. Dies hat bei Vogel Besorgnis ausgelöst, da er der Auffassung ist, dass solche Änderungen nicht im besten Interesse der alten Menschen sind, die auf die Stiftung angewiesen sind.
Besonders kritisch sieht der Oberbürgermeister die Tatsache, dass das Gremium des Stiftungsvorstands nachbesetzt wurde, um eine AWO-Mehrheit zu schaffen. Diese Vorgehensweise wird von ihm als durchsichtiges Manöver zur Durchsetzung eigener Interessen bewertet. Die beiden neuen Mitglieder wurden während seiner Abwesenheit ernannt, was Vogel als problematisch ansieht, da er die Beteiligung eines Vertreters der Heimbewohner gewünscht hätte.
Vogel hat bereits die Regierung von Unterfranken eingeschaltet, die für die Aufsicht über Stiftungen verantwortlich ist. Dies deutet auf ein schwerwiegendes Missverhältnis zwischen der AWO und der Stadt hin, das dringend gelöst werden muss. Bauermann erklärte, dass die Stiftung die künftigen Schritte konstruktiv erörtern möchte.
Auf Seiten der AWO wird betont, dass die Stiftung auf langfristige Ziele ausgelegt ist. Der Stiftungsvorstand beruft sich auf die Erhaltung des gestifteten Kapitals und die Verwendung ausschließlicher Zinserträge für die Erfüllung der Stiftungszwecke. Die AWO sitzt damit auf einem potenziellen Geldtopf, der zur Verbesserung der Lebenssituation älterer Menschen beitragen kann, und dies könnte an Ort und Stelle geschehen, wo die Menschen leben.
OB Vogel sieht hierin eine Möglichkeit, einen Härtefonds für die Senioren einzurichten, die durch die aktuelle Lage Mehrausgaben hatten. Die Zukunft des Parkwohnstifts bleibt unsicher, da seit Februar ein Insolvenzverfahren läuft und laufende Verhandlungen zwischen dem Versicherungskonzern Axa und einem neuen Betreiber aus Gröbenzell noch nicht zu Ende geführt sind.
Die nächsten Wochen könnten entscheidend dafür sein, wie es um die Seniorenresidenz und die Stiftungsangelegenheiten steht, und es bleibt abzuwarten, ob ein konstruktives Miteinander zwischen der AWO und der Stadtverwaltung zustande kommen kann. Die Herausforderungen sind vielschichtig und betreffen das Wohl der Bewohner, die seit Monaten um ihre Versorgung und Zukunft bangen.