Bad Tölz-Wolfratshausen

Parkinson als Berufskrankheit: Landwirte im Landkreis im Fokus

Die Anerkennung des Parkinson-Syndroms als Berufskrankheit wegen Pestizidexposition erfreut Landwirte im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, doch sie kämpfen vor allem mit anderen, schwerwiegenden gesundheitlichen Beschwerden aus jahrzehntelanger harter Arbeit, wie Gelenkproblemen und Allergien.

Die Landwirtschaft ist ein Berufsfeld, das oft großen körperlichen Belastungen ausgesetzt ist und gesundheitliche Folgen für die Arbeiter mit sich bringen kann. Insbesondere im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird deutlich, dass nicht nur das schädliche Potenzial von Pestiziden im Fokus steht, sondern auch andere gravierende gesundheitliche Probleme, die den Landwirten zu schaffen machen.

Körperliche Belastungen und ihre Folgen

In der Diskussion um Berufskrankheiten, die Landwirte betreffen, wird häufig das Parkinson-Syndrom genannt, welches durch den Kontakt mit Pestiziden ausgelöst werden kann. Doch Peter Fichtner, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, betont, dass in der Region weniger Pestizide eingesetzt werden. „Wir setzen auf ungespritzte Wiesen und Biolandbau“, erklärt er und fügt hinzu, dass viele Landwirte aufgrund der harten körperlichen Arbeit oft mit der Abnutzung ihres Körpers kämpfen müssen.

Gerade bei älteren Landwirten, wie Fichtner selbst, wird die körperliche Erschöpfung spürbar. „Mit 70 Jahren sind viele durch die harte Arbeit einfach erschöpft“, berichtet er. Die fortschreitende Vergrößerung der Betriebe und der Aufenthalt in modernen Maschinen bedeuten zwar einen Komfortgewinn, aber die Gelenke leiden dennoch unter der ständigen Belastung. „Das Ergebnis ist ähnlich, die Belastung bleibt hoch“, so Fichtner.

Allergien und Zeckenbisse: Unbekannte Gefahren im Alltag

Ein weiteres Gesundheitsproblem, mit dem Landwirte konfrontiert sind, sind Allergien, die durch tägliche Exposition gegenüber Kuhhaaren und Staub entstehen können. Fichtner kennt persönlich Landwirte, die aufgrund solcher Allergien ihre Betriebe aufgeben mussten. Doch auch Kreisbäuerin Ursula Fiechtner sieht eine Chance: „Es gibt spezielle Melk-Masken, die Allergikern helfen können.“

Eine oft unterschätzte Gefahr sind Zecken, die inzwischen ein weitverbreitetes Problem darstellen. „Klimaveränderungen haben das Zeckenaufkommen erhöht“, stellt Fiechtner fest. Ihr eigener Mann sei oft mit mehreren Zecken nach der Arbeit im Freien zurückgekommen. Diese neuen Herausforderungen erfordern ein wachsendes Bewusstsein für Sicherheitsvorkehrungen in der Landwirtschaft.

Ein Wandel im Gefahrenbewusstsein

Das Bewusstsein für mögliche Gefahren hat sich in letzter Zeit gewandelt. Fichtner beschreibt, dass Landwirte früher oft als „verweichlicht“ galten, wenn sie über Sicherheitsmaßnahmen sprachen. Heute wird auch in der Landwirtschaft Schutzausrüstung getragen, ähnlich wie bei Feuerwehrleuten. „Es ist wichtig, dass Bauern sich selbst und ihre Gesundheit ernst nehmen“, so Fichtner weiter.

Die Anerkennung des Parkinson-Syndroms als Berufskrankheit ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch sie verdeckt andere gesundheitliche Probleme, die bereits jetzt viele Landwirte belasten. In einer Branche, in der körperliche Arbeit an der Tagesordnung ist, ist es entscheidend, sich mit den realen Risiken auseinanderzusetzen, die lange nach dem Verlassen des Betriebs fortbestehen können.

Die Veränderungen in der Landwirtschaft müssen nicht nur im Hinblick auf Pestizide betrachtet werden, sondern auch die Herausforderungen, die durch den Klimawandel und die körperlichen Anforderungen auch bei der Arbeit im Freien entstehen. Ein umfassendes Gesundheitskonzept könnte hier für die Bauern eine positive Wendung bringen.

NAG

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