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Islamischer Religionsunterricht in BW: Nachfrage wächst trotz Herausforderungen

In Baden-Württemberg haben über 10.000 Schülerinnen und Schüler am islamischen Religionsunterricht teilgenommen, was einen Anstieg gegenüber den Vorjahren darstellt und die Bedeutung des Angebots unterstreicht, das von der Stiftung Sunnitischer Schulrat seit 2019 organisiert wird, um einen konstruktiven Beitrag zur Wertevermittlung und Integration zu leisten.

In den letzten drei Jahren hat der islamische Religionsunterricht an Schulen in Baden-Württemberg stark an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der Schüler, die an diesen Kursen teilnehmen, ist von 5.561 im Schuljahr 2020/21 auf mehr als 10.000 im Schuljahr 2023/24 gestiegen. Dies zeigt, dass das Angebot immer mehr von den muslimischen Familien angenommen wird und erweitert werden könnte.

Eine wachsende Nachfrage

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) betont, dass immer noch großes Interesse an dem islamischen Religionsunterricht besteht. Laut Schopper schätzen Eltern das Angebot nicht nur wegen des religiösen Wissens, sondern auch aufgrund der Wertevermittlung. „Es gibt eine Nachfrage“, erklärte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, „und die Eltern schätzen das Angebot, weil es dort auch um Wertevermittlung geht und nicht nur um die Kenntnisnahme der Religion.“

Organisierte Strukturen durch die Stiftung Sunnitischer Schulrat

Um den Bedürfnissen der muslimischen Gemeinschaft gerecht zu werden, wurde 2019 die Stiftung Sunnitischer Schulrat ins Leben gerufen. Diese Institution ist verantwortlich für die Organisation des islamischen Religionsunterrichts in der Region, da es keine zentrale muslimische Glaubensgemeinschaft wie bei anderen Religionen gibt. Die Stiftung setzt sich aus Vertretern des Landes sowie von zwei bedeutenden muslimischen Verbänden zusammen: dem Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD). Schopper sieht in diesem Modell eine sinnvolle Struktur, um die religiöse Bildung zu fördern und gleichzeitig den ehrenamtlichen Apparat zu unterstützen.

Eine Herausforderung: Der Lehrermangel

Obwohl die Anzahl der Schulen, die islamischen Unterricht anbieten, von 96 auf 138 gestiegen ist, bleibt der Mangel an qualifizierten Lehrkräften eine Herausforderung. Der Ausbau des Faches wird durch diesen Mangel begrenzt, was einen weiteren Ausbau der Angebote erschwert. Die Zahl der Schüler muslimischen Glaubens im Bundesland wird auf etwa 180.000 geschätzt, was auf einen dringenden Bedarf an mehr Lehrern hinweist.

Reaktionen auf Kritik

Die Qualität des islamischen Religionsunterrichts wurde in der Vergangenheit kritisch hinterfragt, insbesondere im Zusammenhang mit der Reaktion muslimischer Verbände auf den Gaza-Krieg. Nach Vorwürfen, sie hätten sich nicht klar genug gegen die Taten der Hamas positioniert, forderte Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) eine Überprüfung der Zusammenarbeit zwischen Politik und muslimischen Verbänden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte davor, dass ohne staatliche Kontrolle der Religionsunterricht möglicherweise in privaten und unregulierten Rahmen stattfinden könnte.

Der Blick in die Zukunft

Die wachsende Teilnahme am islamischen Religionsunterricht sowie die organisierten Strukturen der Stiftung stehen im Kontext eines Bedürfnisses nach Integration und Verständnis in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft. Die positive Entwicklung bietet nicht nur eine Chance zur religiösen Bildung, sondern auch zur Förderung von Gemeinsamkeiten und gegenseitigen Respekt unter den verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen in Baden-Württemberg.

NAG

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