In den letzten Jahren hat die Zunahme von Lebensmittelpreisen nicht nur die Supermarktkassen zum Klingeln gebracht, sondern auch offenbar die ungebetenen Gäste zu den Obstplantagen und Feldern gelockt. Spaziergänger können oft der Versuchung nicht widerstehen, frisches Obst zu genießen, aber wenn diese Handlungen sich häufen, verwandeln sie sich schnell in ein ernsthaftes Problem für die Landwirte.
Die jüngsten Berichte aus der Region Schwäbisch Hall und darüber hinaus zeigen, dass Diebstähle von Obst und Gemüse in alarmierendem Maße zunehmen. Helmut Bleher, der Geschäftsführer des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe-Rems, erklärt, dass sogar volle Säcke mit Kartoffeln, die zur Nacht geerntet wurden, am nächsten Morgen verschwunden sein können. Ganze Apfelplantagen im Raum Heilbronn-Öhringen wurden in jüngster Zeit ebenfalls kahl geräumt. Solche Diebstähle sind für kleine Betriebe mit begrenztem Landbesitz äußerst belastend.
Die Dunkelziffer und der Mundraub
Ein großes Problem dabei ist die Dunkelziffer, die laut Simon Schumacher, dem Geschäftsführer des Verbandes Süddeutscher Spargel und Erdbeerbauern, hoch sein soll. Die Landwirte sprechen oft nicht gerne darüber, um nicht weitere Diebe zu animieren oder schlichtweg Nachahmer anzuziehen. Um diesen Missbrauch zu bekämpfen, trägt der VSSE entlarvende Werbemittel, die verdeutlichen, dass solches Verhalten nicht akzeptabel ist. Eines dieser Schilder zeigt eine maskierte Person mit einem gefüllten Sack und dem Hinweis: „Ernten ist verboten”.
Ein weiterer Aspekt ist, dass nicht nur der physische Verlust von Produkten schmerzhaft ist, sondern auch die Zerstörung, die dabei angerichtet wird. Im Kreisbauernverband Sigmaringen-Biberach, wo mehr auf Getreide und Mais gesetzt wird, sind die Landwirte verärgert über die unsachgemäße Ernte und die Beschädigung ihrer Felder.
Der Landesbauernverband und der Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg haben keine konkreten Zahlen zu den Schäden, die der Mundraub anrichtet, obwohl der Trend unübersehbar ist. Insbesondere Flächen an beliebten Wander- und Radwegen sind betroffen, was zeigt, dass nicht nur für die Landwirte, sondern auch für die Umwelt und die Ressourcen nach Lösungen gesucht werden muss.
Etwa 50 Kilogramm Mirabellen wurden in einer Streuobstwiese in Magstadt zwischen Anfang und Mitte August 2024 gestohlen, während in Ehningen im selben Zeitraum etwa 30 Kilo Pflaumen gefehlt haben. Auch in Oberstenfeld verschwanden mehrere Kilo Brombeeren. Diese Vorfälle haben die lokale Polizei alarmiert, doch oft ist es schwierig, die Täter zu fassen; die Aufklärungsquote bleibt gering, so Bleher.
Aktionen zur Wahrung der Ernte
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Zunahme dieser Diebstähle nicht nur eine Belastung für die Landwirte darstellt, sondern auch ein kulturelles Problem widerspiegelt – das Verständnis, dass lokales Obst und Gemüse einen Wert hat, der respektiert werden sollte. Letztendlich ist die beste Lösung, ehrlich zu sein, und die Produkte direkt in Hofläden, auf Wochenmärkten oder in gut sortierten Supermärkten zu kaufen, um die Bauern fair zu unterstützen.
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