In einem alarmierenden Bericht, der von mehreren Umweltorganisationen, darunter „Global 2000“ und das „Pestizid Actions-Netzwerk (PAN)“, veröffentlicht wurde, wird die Trinkwasserqualität in Baden-Württemberg unter die Lupe genommen. Vordergründig geht es um die Belastung mit Trifluoressigsäure (TFA), einer Chemikalie, die der Gruppe der per- und polyfluorierten Stoffe (PFAS) angehört.
Warum ist die TFA-Belastung kritisch?
Die Entdeckung hoher Werte von TFA im Trinkwasser stellt eine potenzielle Gefährdung für die Umwelt und die Gesundheit dar, auch wenn die aktuelle Konzentration von 1100 Nanogramm pro Liter noch unter dem gesundheitlich begründeten Leitwert liegt, der etwa 60 Mal höher ist. Thomas Rapp vom Umweltbundesamt erklärt, dass es sich um Spuren handelt, die vor einem Jahrzehnt nicht einmal nachweisbar waren. Dennoch ist die langfristige Ansammlung dieser chemischen Substanzen in Wasser, Boden und letztlich auch im menschlichen Körper besorgniserregend.
Baden-Württemberg im Vergleich mit anderen Städten
Im Vergleich zu anderen Städten wie Berlin, wo die TFA-Werte bei 520 Nanogramm liegen, schneidet Baden-Württemberg schlechter ab. Grundlage der Studie waren Proben aus verschiedenen Städten, wobei nur Paris und Teile Österreichs höhere Werte als Baden-Württemberg aufweisen konnten. In Sachsen und Hamburg waren die TFA-Werte sogar unter der Nachweisgrenze, was die Intensität des Problems in Baden-Württemberg verdeutlicht.
Umweltauswirkungen und fehlende Forschung
Die steigende Belastung von Wasser mit PFAS-Substanzen ist ein Problem, das angesichts von unzureichenden toxikologischen Untersuchungen nur unzureichend erforscht ist. Während einige Tierversuche veränderte Leberreaktionen und Missbildungen zeigten, sind die Konzentrationen weit höher als jene, die in Baden-Württemberg festgestellt wurden. Dies legt nahe, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von TFA und ähnlichen Stoffen weiterhin umfassend untersucht werden müssen.
Verbot und Zukunftsperspektiven
Deutschland plant, ein EU-weites Verbot für PFAS in Erwägung zu ziehen, um die weitere Verbreitung und Ansammlung dieser Chemikalien zu reduzieren. Umweltorganisationen fordern ein vollständiges Verbot der gesamten Stoffklasse, da die langfristigen Auswirkungen auf Mensch und Natur nicht hinreichend geklärt sind. Momentan bleibt abzuwarten, welche Schritte unternommen werden und wie die EU auf diese Forderungen reagiert.
Finanzielle Hürden für Wasseraufbereitung
Zusätzlich stellt die Möglichkeit, PFAS aus dem Wasser zu filtern, eine finanzielle Herausforderung dar. Eine umfassende Umrüstung der Trinkwasseraufbereitung in Europa wäre notwendig, um diese Chemikalien effektiv zu entfernen. Dies könnte zur Erzeugung von „rein künstlichem Wasser“ führen, was weitere ethische und gesundheitliche Fragen aufwirft.
Insgesamt zeigt die Studie, dass es dringend an der Zeit ist, über den Umgang mit chemischen Substanzen im Trinkwasser nachzudenken und Strategien zur Minimierung der Risiken zu entwickeln. Die besorgniserregende Situation in Baden-Württemberg könnte als Weckruf für andere Regionen dienen, um ähnliche Herausforderungen proaktiv zu adressieren.
– NAG