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Stuttgart: Krankenhausgesellschaft warnt vor Rekorddefiziten in Kliniken

Verbände warnen vor einem möglichen Kliniksterben in Baden-Württemberg, da 85 Prozent der Krankenhäuser hohe Defizite befürchten und die finanziellen Mittel aufgrund hoher Inflation sowie unzureichender bundesstaatlicher Unterstützung stark zurückgegangen sind.

In der aktuellen Gesundheitsdebatte um die Zukunft der Kliniklandschaft in Baden-Württemberg stehen viele Köpfe unter Druck. Die alarmierenden finanziellen Probleme der Krankenhäuser erhöhen die Spannungen und stellen die Notfallversorgung der Bevölkerung in Frage. Vor allem in ländlichen Regionen sind die Auswirkungen dieser Krise besonders spürbar.

Die alarmierende Finanzlage der Krankenhäuser

In einer eindringlichen Warnung beschreiben führende Vertreter der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) die äußerst besorgniserregende Situation der Kliniken im Südwesten. „Wir sehen momentan in den Krankenhäusern Defizite über alle Trägergruppen hinweg, die wir noch nie gesehen haben“, stellt Matthias Einwag, der Hauptgeschäftsführer der BWKG, fest. Landesweit befürchten 85 Prozent der Krankenhäuser hohe finanzielle Verluste.

Fusionsdruck als mögliche Lösung

Die Lösung für diese Probleme könnte langfristig in der Zusammenarbeit zwischen den Kliniken liegen. Laut der im Juli veröffentlichten Krankenhausstudie der Wirtschaftsprüfer von Roland Berger müssen viele Kliniken fusionieren, um die über die Jahre entstandenen Defizite auszugleichen. Einwag hebt hervor, dass trotz der bisherigen Strukturanpassungen, wie der Schließung kleinerer Häuser, die finanziellen Herausforderungen bestehen bleiben. Ein positives Beispiel könnte die Stadt Wertheim sein, die plant, die Rotkreuzklinik zu kaufen, um die Notfallversorgung ihrer Bürger zu sichern.

Verschärfung der finanziellen Notlage durch Bund und Land

Eine Hauptursache für die prekäre finanzielle Situation ist die Veränderung der Vergütungssysteme durch den Bund, die zu einem Rückgang von 400 Millionen Euro für die Krankenhäuser führt. „Insgesamt fehlen uns in Baden-Württemberg deshalb 45 Millionen Euro“, ergänzte Einwag. Auch die hohen Inflationsraten der Jahre 2022 und 2023 haben ihren Teil zur Notlage beigetragen.

Die Rolle der Kreise und deren finanzieller Beitrag

Zudem bemängelt der Präsident des Landkreistags, Joachim Walter, die unzureichende finanzielle Unterstützung seitens des Landes. Das bedeutet, dass die Landkreise immer stärker auf ihre eigenen Haushalte zurückgreifen müssen, um die Finanzierungslücken der Kliniken zu schließen. Ein stark angestiegener Druck auf diese öffentlichen Kassen führt jedoch zu hohen Kreisumlagen, die in vielen Regionen zu Unmut und Frustration führen.

Tropfen auf den heißen Stein: Geschlossene Krankenhäuser

Die Geschichte der Schließungen von Kliniken in den letzten zwei Jahrzehnten ist ein weiteres klares Signal der besorgniserregenden Entwicklung. Seit 2001 wurden 71 Kliniken in Baden-Württemberg geschlossen, was die strukturellen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung verdeutlicht. Auch in den Landkreisen Sigmaringen und Schwarzwald-Baar-Kreis leiden die verbleibenden Einrichtungen unter finanziellen Schwierigkeiten.

Die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Reform

Die Verbände warnen vor einem „kalten Strukturwandel“, bei dem die schwächsten Kliniken aufgeben müssten, während gleichzeitig eine gezielte Reform der Gesundheitsversorgung erforderlich ist. Einwag unterstreicht, wie notwendig eine Krankenhausreform sei, um die kritische Lage nachhaltig zu verbessern. Es bleibt abzuwarten, ob und wie diese Reformen umgesetzt werden, um das Schicksal der Kliniken im Südwesten zu verbessern.

NAG

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