Baden-Württemberg

Vertrauliche Geburten: Wie die anonyme Geburt in Baden-Württemberg genutzt wird

Zehn Jahre anonyme Geburt – Mutterschaft in Krisensituationen unterstützen

Die anonyme Geburt, die vor einem Jahrzehnt eingeführt wurde, um Frauen in schwierigen Situationen eine Möglichkeit zur vertraulichen Geburt zu bieten, hat im Südwesten Deutschlands bisher nur begrenzte Nutzung erfahren. Das Sozialministerium berichtet von insgesamt 84 Fällen, in denen Mütter sich unmittelbar nach der Geburt entschieden haben, ihre Babys anonym abzugeben, ohne ihre persönlichen Daten preiszugeben. Während das Ministerium auf die Erhebung von 2023 wartet, betont es die Wichtigkeit dieses Hilfeangebots für in Not geratene Frauen.

Die anonyme Geburt wurde eingeführt, um Kindstötungen und -aussetzungen zu verhindern und den Frauen eine legale Alternative zur Babyklappe zu bieten. Die bundesweit 1600 Schwangerschaftsberatungsstellen stehen den schwangeren Frauen während der Schwangerschaft sowie nach einer vertraulichen Geburt beratend und begleitend zur Seite. Entscheidet sich eine Frau nach intensiver Beratung dazu, ihr Kind dauerhaft abzugeben, wird es zur Adoption freigegeben.

Für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, die anonym geboren wurden, ist es wichtig, dass sie nach 16 Jahren ihre Herkunft erfahren können, um ihre Identität besser zu verstehen. Diese Möglichkeit wird vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Angelegenheiten ermöglicht, indem die Personalien der Mütter vertraulich aufbewahrt werden.

Um Frauen in Not zu unterstützen, wurde das Hilfetelefon «Schwangere in Not» eingerichtet, das rund um die Uhr in 19 Sprachen unter der Nummer 0800 40 40 020 erreichbar ist. In Baden-Württemberg stehen 123 Anlaufstellen zur Verfügung, die von geschulten Beratungsfachkräften geleitet werden und eine vertrauliche Geburt ermöglichen. Die Kosten für die anonyme Geburt werden vom Bund übernommen.

Die Möglichkeit, Neugeborene in Babyklappen abzugeben, existiert in acht Städten in Baden-Württemberg. Seit der Einrichtung der ersten Babyklappe im Jahr 2001 wurden insgesamt 116 Neugeborene in diesen Einrichtungen abgegeben. Obwohl es keine offizielle Statistik gibt, zeigen die Zahlen der Jugendämter die Relevanz dieses Angebots für Frauen in extremen Situationen.

Laut Bundesfamilienministerium hat sich die anonyme Geburt als wirksames Mittel erwiesen, um Frauen in Schwangerschaftskrisen zu unterstützen. In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 3500 Beratungen in Schwangerschaftsberatungsstellen durchgeführt. Etwa 28 Prozent der Frauen entschieden sich für eine anonyme Geburt, während etwa 40 Prozent beschlossen, ihr Kind selbst zu behalten, was die Vielfalt der Entscheidungen zeigt, die Frauen in dieser schwierigen Situation treffen können.

NAG

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