Vor etwa 100 Tagen verwandelte eine Reihe heftiger Starkregenfälle das malerische Landschaftsbild von Baden-Württemberg in ein Szenario der Zerstörung. Insbesondere der Rems-Murr-Kreis bekam die volle Wucht der Naturgewalt zu spüren, als ganze Gemeinden überflutet wurden. Heute, rund drei Monate später, stehen die Menschen vor der Herausforderung, ihre Heimat wieder aufzubauen.
„Wir fangen jetzt erst mit dem Wiederaufbau an“, erklärt Achim Laidig, der Hauptamtsleiter der stark betroffenen Gemeinde Rudersberg. Für viele in der Region ist dies eine gravierende Realität. Trotz der fortschreitenden Aufräumarbeiten, die nach und nach den Schutt von den Hochwassern beseitigen, ist der Weg zum vollständigen Wiederaufbau lang und mühsam. „Wir rechnen mit mindestens zwei bis drei Jahren, nur für unsere Gemeindegebäude“, so Laidig weiter.
Die Lage in Rudersberg
Die Zerstörungen sind verheerend. Rund die Hälfte der Gemeindegebäude in Rudersberg wurde beschädigt, sechs davon müssen komplett entkernt und saniert werden. Währenddessen gibt es aber auch positive Entwicklungen: Zwei Freibäder in der Gegend konnten pünktlich zu den Sommerferien wieder öffnen, nachdem Schäden in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro behoben wurden.
Die verheerenden Hochwasserereignisse traten Anfang Juni auf, als sich die Wassermassen über Rudersberg ergossen und selbst vor den Fundamenten der Häuser nicht Halt machten. In einigen Ortsteilen wurden nicht nur Häuser schwer beschädigt, sondern auch Geschäfte im Ortskern standen unter Wasser. Tragischerweise fiel die Flut in Schorndorf zwei Menschen zum Opfer, als ein 58-jähriger Mann und seine 84-jährige Mutter versuchten, Wasser aus ihrem Keller zu pumpen.
Das Hochwasser hat jedoch nicht nur Rudersberg getroffen. Weitere betroffene Gebiete sind das Filstal östlich von Stuttgart sowie Teile von Oberschwaben und weite Gebiete in Bayern. Die Dimension der Zerstörung lässt sich an den Schadenssummen ablesen: Laut dem Innenministerium belaufen sich die Kosten für den Wiederaufbau im Regierungsbezirk Stuttgart auf schätzungsweise 444 Millionen Euro und im Regierungsbezirk Tübingen auf etwa 110 Millionen Euro.
Finanzielle Unterstützung und Hilfsprogramme
Um den Wiederaufbau zu unterstützen, setzt das Land auf bereits bestehende Förderprogramme, die auf Instandhaltungen und Straßenbau ausgerichtet sind. Doch diese Mittel reichen nicht aus, um die enormen Schäden vollständig abzudecken. Deshalb wurde ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von 25 Millionen Euro beschlossen, wobei etwa 19 Millionen Euro in den Regierungsbezirk Stuttgart fließen sollen. Zudem werden 13,5 Millionen Euro an den Rems-Murr-Kreis und 4,5 Millionen Euro an den Landkreis Göppingen verteilt.
Die beiden besonders betroffenen Gemeinden Schorndorf und Rudersberg werden je drei Millionen Euro erhalten, um ihre Liquidität aufrechtzuerhalten. Diese finanziellen Mittel sind entscheidend für die Gemeinden, die vor der Mammutaufgabe des Wiederaufbaus stehen. Grün- und Freiflächen, Wohnraum und öffentliche Einrichtungen müssen Schritt für Schritt wiederhergestellt werden. Es wird geschätzt, dass der Wiederaufbau für viele Jahre in Anspruch nehmen könnte, da nicht nur die physische Infrastruktur, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl der Menschen gestärkt werden muss.
Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie die betroffenen Gemeinden mit dieser Krise umgehen und wie gemeinschaftliches Handeln und staatliche Unterstützung zum Wiederaufbau einer zerstörten Heimat beitragen können. Trotz der Herausforderungen gibt es auch Hoffnung, dass bald wieder eine stabile und lebendige Gemeinschaft entsteht, die aus den Trümmern der Katastrophe aufsteigen kann.