Am vergangenen Samstag fand auf dem malerischen Schloss Schönfeld ein ganz besonderes Ereignis statt, das die Herzen von Geschichts- und Tanzliebhabern höher schlagen ließ. Fast 50 eingeladene Gäste aus verschiedenen Teilen Deutschlands kamen für den zweiten Barocken Sommerball zusammen. Trotz der drückenden Sommerhitze war die Freude über das Wiedersehen und die Möglichkeit, in historische Kostüme zu schlüpfen, deutlich spürbar.
Zwei Herren in prächtigen barocken Gewändern, die alleine schon das Beobachten zu einem schweißtreibenden Unterfangen machten, saßen entspannt vor dem Schloss und begrüßten die ersten Ankömmlinge. Der Eindruck, den diese üppigen Kostüme hinterließen, war unverkennbar. Friedrich II., verkörpert von Steffen Leu aus der Nähe von Potsdam, und Georg Graf von Werthern, alias Bernd Angermann, der Organisator des Balls, konnten die Erschöpfung des Wetters mit ihrem Enthusiasmus komplett überdecken. „Man gewöhnt sich daran“, erwähnte Leu und strahlte die Leichtigkeit der Veranstaltung aus.
Kostüme und historische Figuren
Die 47 geladenen Gäste, so viel wurde klar, teilten nicht nur die Vorliebe für Vergangenheit und Tanz, sondern auch eine leidenschaftliche Hingabe für ihre ausgewählten historischen Rollen. „Wir verkörpern Persönlichkeiten dieser Epoche“, erklärte Angermann. Jedes Kostüm wurde nach historischen Vorlagen von spezialisierten Schneidern angefertigt. Die Teilnehmer gingen sehr ernsthaft mit ihren Rollen um – schließlich, so meinte Karl Wilhelm Friedrich, Markgraf zu Brandenburg-Ansbach, alias Georg Wich aus Bamberg, müsse man sich auch mit der dargestellten Person identifizieren können.
Der Tag begann mit einer fachkundigen Führung durch das imposante Schloss, geleitet von Bettina Gross, die voller Enthusiasmus die wechselhafte Geschichte des Gebäudes erzählte. Vom frühen 13. Jahrhundert bis zur Zeit der DDR gab es jede Menge spannende Erzählungen zu hören. Nach dieser Entdeckungsreise, die für die Gäste den Rahmen des Geschehenen erweiterte, wurden sie im Schlosshof mit einem Glas Sekt begrüßt.
Im Großen Saal des Schlosses wartete eine barocke Polonaise auf die Teilnehmer. Diese elegante Eröffnung des Tanzes verband das historische Ambiente mit fröhlicher Stimmung. Die Vorbereitungen für das Event waren nicht zu unterschätzen, schließlich wurden Einladungen in Form von Depechen verschickt, jede Dekoration sowie das Eindecken der Tische selbst in Szene gesetzt. Angermann betonte: „Jeder steuert etwas bei“, und das war auch sichtbar in der wohldurchdachten Vorbereitung.
Ein Ball voller Tradition und Teamgeist
Der Ball stellte eine ehrenvolle Tradition dar; allerdings war dies auch ein Abschied für Angermann, der seinen Staffelstab an die nächste Generation der Organisatoren weitergeben wird. Die Veranstaltung entstand auch dank der Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Schlosses, der eine wertvolle Unterstützung bot. Zudem berichtete Angermann vom bereits ausgebuchten Winterball, der am 2. Advent stattfinden wird, was für seine durchweg engagierte Organisation spricht.
Inmitten der festlichen Atmosphäre, während die Tänzer sich elegant drehten, gab es auch Momente ruhigerer Reflexion. Friedrich II. selbst, alias Steffen Leu, saß draußen und genoss eine Zigarette, während er mit einem Schmunzeln Zitate seines historischen Gegenstücks wiederholte. Dieses Moment der Identifikation mit ihrer Rolle erlaubte es den Akteuren, die widrigen Wetterbedingungen in den Hintergrund zu drängen. Das Ereignis war weit mehr als nur ein Kostümball; es war ein lebendiger Ausdruck von Geschichte, Gemeinschaft und kulturellem Erbe.
Ein Fest der historischen Identität
Diese besondere Zusammenkunft ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie hiesige Traditionen lebendig gehalten werden können. Bei jeder Polonaise, jedem Tänzchen und jedem Austausch von Geschichten lag ein Hauch der Vergangenheit in der Luft. Die Leichtigkeit, mit der die Gäste das Erbe ihrer Vorfahren feierten, sprach dafür, dass das Interesse an Geschichte und gemeinschaftlichen Feiern auch in Zukunft erhalten bleiben wird. Solche Events helfen nicht nur, das Wissen um die Vergangenheit zu bewahren, sondern stärken auch das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Teilnehmern.
Die Bedeutung von historischen Kostümbällen
Historische Kostümbälle, wie der auf Schloss Schönfeld, haben in Deutschland eine lange Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Diese Veranstaltungen fördern nicht nur eine tiefere Wertschätzung für kulturelles Erbe, sondern bieten auch eine Plattform für sozialen Austausch. Die Teilnehmer, die sich in aufwendige Kostüme kleiden, tragen dazu bei, historische Epochen lebendig zu halten und das Wissen über die jeweilige Zeit zu bewahren.
In einer Zeit, in der die Schnelllebigkeit des modernen Lebens oft die tiefergehende Auseinandersetzung mit Geschichte behindert, sind solche Events eine wertvolle Möglichkeit, die Vergangenheit zu zelebrieren. Die Tatsache, dass jeder Teilnehmer eine spezifische historische Persönlichkeit darstellt, erfordert ein gewisses Maß an Recherche und Verständnis für die Zeit und deren kulturelle Merkmale. Dies führt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Identität sowie mit der Geschichte insgesamt.
Kulturelle Bezüge und Traditionen
Die Wurzeln der Kostümbälle gehen zurück zu höfischen Festen, die im Barock und Rokoko populär waren. Bei diesen Anlässen wurden opulente Kleider und Masken getragen, um sowohl den sozialen Status als auch die Individualität der Teilnehmer auszudrücken. Die Rückkehr zu solchen Feierlichkeiten ist auch ein Zeichen der Sehnsucht nach einem verstorbenen gesellschaftlichen Ideal, in dem Eleganz und Tradition in den Vordergrund gerückt wurden.
Darüber hinaus stärken diese Veranstaltungen das Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmern und fördern ein Umfeld, in dem Geschichte auf eine unterhaltsame und interaktive Weise erlernt werden kann. Die enge Zusammenarbeit der Organisatoren, wie im Fall von Bernd Angermann, zeigt die Bedeutung von Teamarbeit und Engagement, um solch aufwendige Feiern zu verwirklichen.
Das Schloss Schönfeld: Ein Historisches Juwel
Schloss Schönfeld selbst ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Architektur der Renaissance- und Barockzeit. Erbaut im 17. Jahrhundert, zeichnet sich das Schloss durch seine eindrucksvollen Räume, kunstvollen Stuckarbeiten und die wunderschöne Gartenlandschaft aus. Die historische Bedeutung des Schlosses geht über seine architektonischen Merkmale hinaus; es war auch ein Zentrum für kulturelle Ereignisse und gesellschaftliche Zusammenkünfte.
Die geschichtsträchtige Atmosphäre des Schlosses trägt erheblich zur Festlichkeit und zum Charme solcher Bälle bei. Bei der Führung werden die Gäste nicht nur in die wundersame Historie des Bauwerks eingeführt, sondern auch in die Geschichten der Menschen, die dort lebten und wirkten. Diese Verknüpfung von Geschichte, Architektur und Gemeinschaftsleben macht Veranstaltungen wie den Barocken Sommerball besonders wertvoll für die Teilnehmer.
Die Rolle von Gemeinschaft und Zusammenarbeit
Die Planung und Ausrichtung eines solchen Events erfordert nicht nur die Anstrengungen des Organisators, sondern auch die vielfältige Unterstützung von Teilnehmern und lokalen Organisationen. Der enge Austausch zwischen Bernd Angermann und dem Förderverein des Schlosses zeigt, wie wichtig gemeinschaftliches Engagement ist. Es wird deutlich, dass jeder Beitrag zählt, sei es durch das Bereitstellen von Materialien, Dekoration oder durch Unterstützung bei den Vorbereitungen.
Diese kollektive Anstrengung bewirkt nicht nur eine finanzielle Entlastung, da die Kosten von den Teilnehmern getragen werden, sondern sorgt auch für ein tiefes Gefühl von Zusammengehörigkeit. Durch die gegenseitige Unterstützung erleben alle Beteiligten, dass das Schaffen einer kulturellen Veranstaltung mehr ist als nur die Ausrichtung eines Balls; es ist die Schaffung eines lebendigen Geistes der Gemeinschaft und Tradition.