Bamberg

Dr. Jürgen Gerdes: 30 Jahre Naturschutz in Bamberg und seine Anfänge

Nach 30 Jahren im Dienst der Stadt Bamberg verabschiedet sich der Naturschutzbeauftragte Dr. Jürgen Gerdes, der als Pionier des Naturschutzes in der Boom-Stadt agierte und entscheidend dazu beitrug, die Artenvielfalt und natürlichen Ressourcen in einer sich schnell entwickelnden urbanen Umgebung zu erhalten.

Nach 30 Jahren unermüdlichen Engagements für den Naturschutz in Bamberg verabschiedet sich Dr. Jürgen Gerdes in den Ruhestand. Ein Pionier, der in den frühen 1990er Jahren als erster hauptamtlicher Naturschützer in der Stadt begann, blickt er auf eine Zeit zurück, die geprägt war von wertvollen Entdeckungen und bedeutenden Veränderungen im Bereich des Naturschutzes.

In seinem Rückblick beschreibt Gerdes faszinierende Erlebnisse, die er im Rahmen seiner Ämter hatte. Eine der eindrucksvollsten Entdeckungen während seiner Laufbahn war der Wachtelkönig, ein gefährdeter Brutvogel, der lange Zeit in Deutschland nicht gesehen wurde. In den 1990er Jahren, während einer Erkundung mit Thomas Stahl vom Landesbund für Vogelschutz, bemerkten sie in der Südflur am Sendelbach drei rufende Männchen. Der Wachtelkönig, der zuvor in Deutschland verschwunden war, wurde durch die Technik des Tonbandaufnehmens angelockt. Das Bild dieser Gegebenheit bleibt unvergessen, als das Tier tatsächlich bis zu ihren Füßen kam.

Begegnungen mit der Natur

Die Rückkehr des Wachtelkönigs war leider nur vorübergehend, da das Weibchen fehlte und die Männchen abwanderten. Dennoch gibt es auch erfreuliche Rückkehrer, wie den Storch, der nach einer Abwesenheit von 120 Jahren wieder auf einem Barockhotel nistet. Diese Rückkehr ist für Gerdes nicht nur ein Zeichen für positive Veränderungen, sondern auch eine persönliche Belohnung für seinen jahrzehntelangen Einsatz. Trotz der Rückkehr einheimischer Arten ist das Phänomen des Artenwandels spürbar. So ziehen heute auch neue Arten wie die Italienische Schönschrecke und Holzbienen in die Region, was für Gerdes jedoch kein Grund zur Sorge ist. Er sieht eine potenzielle Zunahme der Artenvielfalt durch die klimatischen Veränderungen, auch wenn dies neue Herausforderungen mit sich bringt, besonders für Arten, die in höheren Lagen leben.

Bamberg als Stadt steht laut Gerdes beim Naturschutz gut da. Die geographische Lage und die Bemühungen des Stadtplanungsamtes, Industriebrachen in Wohnviertel umzuwandeln, haben Positives bewirkt. Gerdes hebt besonders die nachhaltige Planung in der Stadt hervor, die es ermöglicht hat, natürliche Ressourcen zu erhalten. Im Hinblick auf die Fläche ist Bamberg eine der kleinsten Städte in Bayern, jedoch gibt es immer wieder Herausforderungen, die durch den städtischen Boom entstehen. Diese Dichte erfordert eine besonders behutsame Handhabung im Umgang mit den vorhandenen Flächen.

Die Zukunft des Naturschutzes in Bamberg

Angesprochen auf den Einfluss des Klimawandels, erläutert Gerdes, dass die durch den Klimawandel verursachte Flächenversiegelung ein ernstes Problem darstellt. Auch wenn mehr Arten in der Region angesiedelt werden, sind sie auf entsprechende Lebensräume angewiesen. Gerdes drängt daher darauf, dass die Versiegelung nicht weiter anhält und betrachtet dabei den globalen Rückgang der Artenvielfalt mit Sorge. Der tropische Regenwald, als Heimat vieler Arten, leidet stark unter der Abholzung und ist für Gerdes ein großes Anliegen.

Die Professionalisierung des Naturschutzes in Bamberg ist ein erster Schritt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Naturschutz in der Stadt erheblich weiterentwickelt und ist nun in vielen Bereichen rechtlich strukturiert. Dies bringt auch den Bedarf an mehr Personal mit sich, was für die Stadt eine Herausforderung darstellt. Der Erfolg dieser Bemühungen zeigt sich im europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000, das auch ein bedeutendes Gebiet innerhalb der Stadt umfasst.

Gerdes sieht die Stadt in den zukünftigen Jahrzehnten sowohl als grüneren Ort als auch bezüglich der Naturschutzbemühungen auf einem positiven Weg. Es gibt noch viele Flächen, die zur Begrünung zur Verfügung stehen, und er sieht großes Potenzial, auch wenn der Gedanke, Flächen wie Wände oder Dächer zu nutzen, nicht immer populär ist.

Seine Empfehlungen für Naturliebhaber umfassen den stadtökologischen Lehrpfad, der am Michelsberg beginnt und eine reizvolle Tour zu den Altenburg bietet. Ein weiterer Lieblingsort für Gerdes ist der alte Rothof, wo das Naturdenkmal, die große Linde, steht. Diese ruhige Umgebung ermöglicht einen Blick auf die Altenburg, abseits der Menschenmengen, und bietet vor allem zur Kirschblüte ein wunderschönes Bild.

Selbst nach 30 Jahren im Dienst des Naturschutzes bleibt Dr. Jürgen Gerdes nachdenklich über die Vielzahl an Themen und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Sein Blick bleibt auf die Natur gerichtet, und sein Erbe wird von den neuen Mitarbeitern fortgeführt, die bereits auf seine Expertise aufbauen werden. Sein Engagement und seine Entdeckungen werden in der Geschichte des Naturschutzes in Bamberg unvergessen bleiben, während die Stadt sich weiterhin den Herausforderungen stellt, die die Zukunft bringt.

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