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Bayerns Kultur im Wandel: Konzertsaal-Projekt und neue Musik-Highlights

Bayern steht kurz vor einem neuen Kapitel der Musikgeschichte, während der lang ersehnte Konzertsaal für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks nach jahrelangen Verzögerungen in Planung ist und gleichzeitig spannende Aufführungen unter der Leitung von Simon Rattle und anderen bedeutenden Künstlern in Münchens Kulturstätten ab 2024 anstehen.

In Bayern bleibt der Traum von einem neuen Konzertsaal weiterhin unerfüllt. Seit 25 Jahren wird über den Bau eines mehr als nötigen Konzerthauses in München diskutiert. Erinnerungen an die Anfangszeit erscheinen wie aus einer anderen Zeit—die damaligen Ministerpräsidenten und die Bundesliga-Spiele im Olympiastadion sind längst Geschichte. Als im Jahr 2016 eine angebliche „unumkehrbare“ Fortschrittsmeldung des damaligen Kulturministers Ludwig Spaenle kam, schien ein Lichtblick am Horizont zu erscheinen. Nun, sechs Jahre später, sind wir mit einem „Stopp“ konfrontiert, weil die Baukosten das Budget übersteigen. Der aktuelle Kunstminister Markus Blume schlägt eine weniger kostspielige Lösung vor, die 50 Prozent der ursprünglichen Kosten ausmachen soll. Dieses Angebot hat zahlreiche Fragen aufgeworfen, schließlich ist das Bayerische Rundfunkorchester (BRSO) für das neue Haus vorgesehen und erfreut sich bereits jetzt großer Beliebtheit.

Die tiefen Löcher der Planungen und Umsetzungen ziehen sich weiter, während die Musikwelt trotzdem nicht stillsteht. Simon Rattle, der Chefdirigent des Bayerischen Rundfunkorchesters, bringt frischen Wind in das Repertoire, indem er die „BRSO hip“-Reihe ins Leben ruft. Diese Idee zielt darauf ab, Barockmusik authentisch zum Leben zu erwecken, und hat bereits viele Kenner und Liebhaber der klassischen Musik angezogen. Sein Bach-Konzert im Februar wird mit einer speziellen historischen Aufführungspraxis aufwarten. Spätestens dann wird klar, dass das Münchner Orchester trotz der baulichen Unsicherheiten weiterhin in der ersten Liga spielt und an verschiedenen Orten innerhalb der Stadt auftritt.

Baustellen und Premieren

Die kulturellen und baulichen Herausforderungen beschränken sich nicht nur auf das geplante Konzerthaus. Auch das Münchner Nationaltheater steht vor einer Generalsanierung, die inzwischen auf 700 Millionen Euro geschätzt wird. Ein Lichtblick in diesem Chaos: die Premiere von „Rheingold“, einem der Kernwerke von Richard Wagner, wird in Kürze in München stattfinden. Der Regisseur Tobias Kratzer hebt das Thema der Götter und Göttinnen in den Fokus, die der modernen Welt schrittweise verloren gehen. Auch in Nürnberg wird die Wagner-Tradition fortgesetzt, wo GMD Roland Böer mit dem „Fliegenden Holländer“ ein weiteres gewichtiges Werk dirigiert.

Das Musiktheater in Nürnberg hat ebenfalls Großes vor. Vor der geplanten Sanierung des Opernhauses, das 2027 umziehen wird, werden zahlreiche bedeutende Werke aufgeführt. Hierzu zählen nicht nur Kauffmanns „Zauberflöte“ und Tschaikowskys „Eugen Onegin“, sondern auch Brechts „Dreigroschenoper“. Eine der aufregendsten Neuproduktionen wird die Regie von Goyo Montero sein, die für die „Zauberflöte“ verantwortlich ist. In der Wurstküche des Theaters wird die Musik nicht von ungefähr erklingen—man spricht von einem künstlerischen Beitrag, der auch das Publikum überraschen wird.

Inmitten dieser Durcheinanderfindung begeben wir uns jedoch auch auf den Weg zur Feier. Das Blaibacher Konzerthaus hat seinen zehnten Geburtstag und gilt als prima Beispiel für gelungene Kulturpolitik. Die einmalige Akustik und die Architektur haben dieses kleine Dorf in der Oberpfalz weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht. Der festliche Auftakt mit Haydns „Schöpfung“ zieht viele Gäste an und verspricht einen feierlichen Abend.

Mehr als nur bauliche Herausforderungen

Doch auch das Staatstheater Augsburg ist trotz der Sanierungsarbeiten aktiv und plant spannende Premieren. Werke wie Mozarts „Così fan tutte“ und Rossinis „La Cenerentola“ werden in Ausweichquartieren dargeboten. Eigentlich ist es auch eine Art von Leichtigkeit, die das Theater ausstrahlt: „aber witzig“ ist der Titel der Spielzeit, die mit einer Mischung aus Humor und spannender Kunst überzeugen will. Die groteske Oper „Die letzte Verschwörung“ von Moritz Eggert wird bald ihre deutsche Erstaufführung feiern, und das Timing könnte in diesem Zusammenhang kaum passender sein—kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA.

In einem solchen kreativen Wirbelwind erweisen sich die ständigen Anpassungen und Umstellungen in der bayerischen Kulturlandschaft als durchaus bemerkenswert. Und während einige Projekte noch auf eine Klärung der baulichen Risiken warten, zeigt sich, dass die Leidenschaft für Musik und darstellende Kunst in Bayern ungebrochen ist. Die Akteure hinter den Kulissen, seien es Dirigenten oder Regisseure, zeigen, dass auch unter schwierigen Bedingungen bemerkenswerte Werke erschaffen werden können.

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