In Bayern wurde im Juli und August eine umfassende Untersuchung von rund 17.000 Bäumen durchgeführt, um deren Gesundheitszustand zu bewerten. Diese jährliche „Waldzustandserhebung“ ist eine Antwort auf die Alarmzeichen des Waldsterbens, das in den 1980er-Jahren massive Schäden in den heimischen Wäldern verursachte. Experten erwarten, dass die Ergebnisse dieser Überprüfung noch bis Ende des Jahres im Bayerischen Landtag vorgestellt werden. Wolfgang Stöger von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising äußerte eine vorsichtige Hoffnung: „Nach mehreren Dürresommern hoffen wir, dass die Niederschläge im Frühjahr die Abwärtsspirale ein wenig gebremst haben.“
Die Zahlen sind alarmierend. Nur noch knapp zwölf Prozent der Bäume in Bayern zeigen keine signifikanten Trockenheits- oder Hitzezerstörungen, was den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnung darstellt. Im Vorjahr standen immerhin 28 Prozent ohne erkennbare Schäden da. Besonders stark betroffen sind die Kiefer und Fichte, während die Tanne seit ihrer dramatischen Abnahme in den 1980er-Jahren eine leichte Erholung zeigt. Stöger erklärt weiter, dass der Klimawandel dem Waldumbau Vorschub leistet und das Anpflanzen von trockenheitsresistenteren Baumarten notwendig macht. Vor 50 Jahren waren nur etwa 20 Prozent der bayerischen Wälder Laubbäume; heute sind es fast 40 Prozent. „Wir müssen weg von den Monokulturen und hin zu Mischwäldern“, fordert er.
Zustand und Überwachung der Wälder
Die Herausforderung der aktuellen Waldinventur liegt darin, dass die Folgen von Hitze und Dürre oft erst in den folgenden Jahren sichtbar werden. Die Niederschläge in den vergangenen Monaten haben zwar dem Ökosystem Luft zum Atmen gegeben, jedoch können bereits geschädigte Bäume nicht so schnell regenerative Fortschritte machen. Die Waldbesitzer sind sich oft nicht bewusst, dass ihre Bäume für diese Untersuchung ausgewählt wurden, um ein unverfälschtes Bild der Waldverhältnisse zu erhalten. Forscher besuchen dafür jährlich rund 450 sorgfältig ausgewählte Standorte, um die Bäume zu begutachten. Hierbei werden nicht nur der allgemeine Gesundheitszustand, sondern auch Merkmale wie die Anzahl der Zapfen oder Bucheckern sowie Anzeichen von Schäden durch Wettereinflüsse oder Schädlinge dokumentiert.
Eine positive Nachricht inmitten der Sorgen ist der Rückgang des Borkenkäferbefalls. Die Bayerischen Staatsforsten berichten von einer Halbierung des Schadens, den die Schädlinge in den Staatswäldern verursacht haben. Der Sprecher der Behörde nennt als Hauptursachen den reichlichen Regen und die aktive Bekämpfung der Borkenkäfer. Die verbesserten Wasserverhältnisse stärken das Wurzelsystem der Bäume und erhöhen deren natürliche Widerstandskraft.
Die Ergebnisse dieser weitreichenden Überprüfung der Baumbestände sind entscheidend für die weitere Waldstrategie in Bayern. Die Expertengespräche über die Entwicklung der Wälder und die Notwendigkeit nachhaltiger Bewirtschaftungspraktiken werden in den nächsten Monaten an Intensität gewinnen, während man sich den Herausforderungen des Klimawandels und der zunehmenden Umweltschäden stellt.