In der aktuellen Diskussion um die Wiedereinführung von Wölfen in Bayern sehen viele Alm- und Bauernfamilien ihre Existenz bedroht. Der emotionale Film „Der Wolf kehrt zurück“, produziert von der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbauern, zeigt eindrucksvoll die düsteren Folgen, die die steigende Wolfspopulation auf die Tierhaltung in den Alpen hat. Die Auswirkungen sind nicht nur finanzieller Natur, sondern betreffen auch die psychische Gesundheit der Landwirte.
Angst und Verlust bei den Almbauern
Die Bergbäuerin Sandra Höferer aus Schleching (Kreis Traunstein) erinnert sich schmerzlich an einen Vorfall vor zwei Jahren, als neun ihrer Kälber, panisch verfolgt, über eine steile Wand stürzten. „Sie wurden über 900 Meter gehetzt“, berichtet sie und verdeutlicht damit das Trauma, das den Landwirten widerfahren ist. Die Angst, dass sich solche Vorfälle wiederholen könnten, belastet die Tierhalter in der Region enorm. „Wir wissen, der Wolf wird dauerhaft in Deutschland sein“, betont Bauernpräsident Günther Felßner, und fordert ein Umdenken in der Wolfsverordnung, um die Almwirtschaft in Bayern zu schützen.
Die wachsende Wolfspopulation
Jährlich wächst die Wolfspopulation um 30 Prozent, was für viele Landwirte eine alarmierende Entwicklung darstellt. Der Vize des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, Josef Glatz, äußert seine Besorgnis: „Ich züchte meine Tiere nicht, damit sie vom Wolf gerissen werden.“ Diese Sorgen sind nicht unbegründet, denn immer wieder werden Tiere Opfer von Angriffen. Die Eindrücke aus dem Film zeigen verstümmelte Tiere und unterstreichen die emotionale Belastung, die die Almbauern erleben.
Folgen für die Almwirtschaft und den Tourismus
Die Bedrohung durch die Wölfe hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Tierhaltung, sondern könnte auch weitreichende Folgen für den Tourismus in der Region haben. Felßner warnt: „Die Weidehaltung und die Almwirtschaft in Bayern sind durch die Ausbreitung des Wolfs massiv gefährdet.“ Dies könnte auch bedeuten, dass die nachfolgenden Generationen nicht mehr bereit sind, die Tradition der Almwirtschaft fortzusetzen. Die positiven Aspekte der Landschaftspflege und die Verbindung zur Natur geraten in den Hintergrund.
Konstruktiver Dialog gesucht
Dennoch sind die Landwirte offen für einen Dialog mit Naturschützern und Behörden. Sie wünschen sich ein integriertes Management, das auch Abschüsse von Wölfen in Notfällen erlaubt. Dies wäre ein Schritt, um die Herausforderungen, die aus der Rückkehr des Wolfes resultieren, gemeinsam zu bewältigen. Der Schweizer Biologe Marcel Züger betont, dass die Zahl der Wölfe zunehmen wird und fordert eine realistische Auseinandersetzung mit den Konsequenzen.
Fazit: Ein gemeinsames Problem
Die Debatte um die Wolfspopulation in Bayern zeigt die Schwierigkeiten, die bei der Koexistenz von Natur- und Tierhaltung auftreten. Landwirte sind gefordert, ihre Tiere zu schützen, während Naturschützer für das Überleben des Wolfes eintreten. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um Lösungen zu finden, die sowohl dem Tierschutz als auch der landwirtschaftlichen Nutzung Rechnung tragen. Nur so kann eine Lösung gefunden werden, die sowohl den Wolf als auch die Almwirtschaft berücksichtigt.
– NAG