Im Kontext des internationalen Filmkunst wird häufig der Begriff «Slow Cinema» verwendet, um einen besonderen Zugang zur Filmgestaltung zu beschreiben. Der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul verkörpert diese Stilrichtung mit seinem Werk «Memoria», das in Berlin mit Tilda Swinton in der Hauptrolle glänzt. Der Film besticht durch seine meditative Herangehensweise und kommt ohne die klassischen erzählerischen Strukturen aus, was ihn zu einem eindringlichen Erlebnis macht. Geplant ist die Ausstrahlung am 22. November 2021 um 23.55 Uhr auf Arte.
Die zentrale Rolle des Tons
Die Protagonistin Jessica, gespielt von Swinton, sieht sich mit einem mysteriösen Geräusch konfrontiert, das ihr Leben grundlegend beeinflusst. Ein unerklärlicher Knall, den nur sie wahrnimmt, lässt sie nicht zur Ruhe kommen und zwingt sie dazu, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. In Zusammenarbeit mit dem Tontechniker Hernán versucht sie, das Geräusch im Studio nachzustellen, was zu einer intensiven Verbindung zwischen den beiden führt. Doch Hernán verschwindet plötzlich und verstärkt Jessicas Drang, das Geheimnis hinter dem Geräusch der Halluzinationen zu ergründen.
Erinnerung und Verbindung
Ein weiterer bedeutender Aspekt von «Memoria» ist die Erkundung von Erinnerung – sowohl auf persönlicher als auch auf kollektiver Ebene. Jessica reist nach Bogotá, um ihre Schwester zu besuchen, und trifft dort auf Agnès, eine Archäologin. Während ihrer gemeinsamen Zeit im Dschungel wird deutlich, dass die Themen des Films weit über die einfache Handlung hinausgehen und eine tiefere, philosophische Dimension ansprechen.
Kino als meditative Erfahrung
Apichatpong Weerasethakul, bekannt für seine eigenständigen künstlerischen Erkundungen im Film, schafft mit «Memoria» eine Atmosphäre, in der das Publikum durch ruhige, lange Einstellungen und eindrucksvolle Geräuschlandschaften gefesselt wird. Diese Erfahrung erfordert von den Zuschauenden volle Konzentration und einen Verzicht auf Ablenkungen. Es ist eine Einladung, sich auf den Film als eine Art fließende Meditation einzulassen, in der alles miteinander verbunden ist – Menschen, Natur und Erinnerungen.
Ein Werk des internationalen Autorenkinos
Der Film gewann den Jury-Preis während des renommierten Cannes Filmfestivals und festigte damit Weerasethakuls Status in der Welt des Autorenkinos. Seine Werke sind oft eine Erweiterung seiner bildnerischen Arbeiten und thematisieren somnambule Zustände sowie das kollektive Unterbewusstsein. «Memoria» erzählt nicht nur eine Geschichte; es ist ein Ausdruck der tiefen Verbundenheit aller Dinge, das den Zuschauer auf einer emotionalen und intellektuellen Ebene erreicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass «Memoria» ein Film ist, der durch seine anspruchsvolle Erzählweise und seine tiefgründigen Themen besticht. Es ist ein Beispiel für das Potenzial des Kinos, tiefere menschliche Erfahrungen und universelle Wahrheiten zu vermitteln. Die Zuschauer sind eingeladen, eine Verbindung zu schaffen und über ihre eigenen Erinnerungen und Wahrnehmungen nachzudenken.
– NAG