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Erste Testbergungen: Alt-Munition aus der Ostsee wird geborgen

Die ersten Probe-Bergungen von über 1,6 Millionen Tonnen Alt-Munition aus den beiden Weltmeeren beginnen Mitte September 2024 unter der Leitung der Firma Seascape, um Gefahren für Umwelt und Gesundheit zu minimieren.

In den Gewässern der Nord- und Ostsee liegt ein erschreckendes Erbe der beiden Weltkriege: Über 1,6 Millionen Tonnen Alt-Munition sind in ihren Tiefen verborgen. Um die Gefahren, die von diesen Kampfmitteln ausgehen, zu bekämpfen, hat die Bundesregierung jetzt einen entscheidenden Schritt unternommen. Die ersten erfolgreichen Abbauversuche aus den Meeren sollen bald beginnen, und zwar in der Lübecker Bucht, wie Bundesumweltministerin Steffi Lemke kürzlich in Berlin bekannt gab.

Der Pilotversuch zur Bergung der gefährlichen Altlasten startet Mitte September. Der Staat hat in diesem Zusammenhang eine spezielle Firma beauftragt – Seascape wird die Federführung bei diesen Vorgängen haben. Doch warum ist dieser Schritt so entscheidend? Der Zustand der am Grund des Meeres liegenden Munition könnte nicht nur für die Natur, sondern auch für die menschliche Gesundheit ein gewaltiges Risiko darstellen.

Risikofaktoren für Mensch und Umwelt

Laut Lemke könnte aus der verrostenden Munition Sprengstoff wie TNT und dessen Abbauprodukte in die Umwelt austreten. Wissenschaftler haben bereits im Jahr 2019 die Gefahren für Fischer, den Schiffsverkehr und sogar den Tourismus aufgezeigt. Die Ministerin hebt hervor, dass die Bedrohung durch die Munition eine neue Dimension erlangt hat, die nicht länger ignoriert werden kann. Je länger diese Altlasten am Meeresboden verweilen, desto größer ist das Risiko für die Tier- und Pflanzenwelt, die diese Gewässer bewohnen.

Zudem erklärte der Umweltminister von Schleswig-Holstein, Tobias Goldschmidt, dass es dringend notwendig sei, Maßnahmen zu ergreifen. Insbesondere in der Region um Kiel, wo allein 18.000 Großsprengkörper wie alte Bomben und Granaten in der Ostsee ruhen, besteht erheblicher Handlungsdruck.

Die Pilot-Bergungen werden sich zunächst auf die Standorte Haffkrug und Pelzerhaken Nord konzentrieren. Voraussichtlich wird die beauftragte Firma Mitte Oktober eine weitere Testentnahme in Pelzerhaken West durchführen. Ein weiterer Abbauauftrag in Großklützhöved, das im Küstenmeer von Mecklenburg-Vorpommern liegt, muss allerdings noch vergeben werden. Die Regierung rechnet im nächsten Jahr mit der Auftragsvergabe für diese Maßnahme.

Die Bundesregierung hat sich bereits im Koalitionsvertrag darauf verständigt, ein Sofortprogramm zur Bergung der Sprengstoffe aus Nord- und Ostsee auf die Beine zu stellen. Das Ministerium plant, dafür 100 Millionen Euro bereitzustellen und auch die Entwicklung einer speziellen Entsorgungsplattform anzustoßen. Diese soll erstmals in der Lage sein, Munitionsaltlasten in industriellem Maßstab zu bergen und sicher zu vernichten. Die Erkenntnisse aus den bevorstehenden Bergungen sollen in die Planung und Entwicklung dieser Plattform einfließen.

Mit diesen Schritten zeigt die Bundesregierung, dass sie das Problem der Altmunition im Meer ernst nimmt. Das Bewusstsein darüber, dass die geladenen Gefahren für die menschliche Gesundheit sowie die Natur nicht länger toleriert werden können, hat zu einem Umdenken geführt. Der Beginn der Probe-Bergungen ist somit ein wichtiger Meilenstein in der Bekämpfung dieser ernsthaften Umweltbedrohung.

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