Ein aufregendes neues Projekt, das in Berlin entwickelt wird, könnte die Art und Weise, wie Menschen durch die Stadt reisen, revolutionieren. Die Idee ist, eine innovative elektrisch betriebene Fähre zu schaffen, die in der Lage ist, sogar über die Spree zu „fliegen“. Damit könnte der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsoptionen einen entscheidenden Schritt nach vorne machen.
Zusammenarbeiten tut die Berliner Reederei Riedel mit dem schwedischen Unternehmen Candela. Ihr Ziel? Ein elektrisches Wassertaxi, das von der East-Side-Gallery zum Funkhaus Berlin verkehrt und die fünf Kilometer lange Strecke in nur zehn Minuten zurücklegt. Dieses Wasserfahrzeug, das als Katamaran konzipiert ist, soll durch seine innovative Technik nicht nur schnell, sondern auch umweltfreundlich sein. Im nächsten Frühjahr wird das erste Exemplar für rund 2,3 Millionen Euro ausgeliefert und könnte dann der Berliner Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Die Technik hinter der „schwebenden“ Fähre
Was diese Fähre besonders macht, ist ihre Fähigkeit, über dem Wasser zu schwebt. Bei einer Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Stunde hebt sich der Katamaran langsam aus dem Wasser, während nur seine Flügel, die an das Design eines Kite-Surfboards erinnern, in Berührung mit der Oberfläche bleiben. Die Reisegeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde ist mehr als dreimal so schnell wie die herkömmliche „Fähr-Bär“ der BVG. Zusätzlich hat der innovative Designansatz den Vorteil, dass das Schiff beim Fahren keine Wellen hinterlässt, was die Wasserqualität der Spree schont.
Die Fähre bietet Platz für 30 Passagiere sowie für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwägen, und ist von vornherein als öffentliches Verkehrsmittel konzipiert. Mikael Mahlberg von Candela betont, dass das Ziel ist, ein Transportsystem zu schaffen, in dem kleinere, aber zahlreiche Boote eingesetzt werden, um stärker nachgefragte Verkehrsverbindungen zu bedienen.
Doch die Vision könnte durch bürokratische Hürden beeinträchtigt werden. Damit die Fähre in Berlin tatsächlich in Betrieb genommen werden kann, benötigt sie eine Ausnahmegenehmigung vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, da auf dieser Bundeswasserstraße ein Tempolimit von lediglich 10 Kilometern pro Stunde gilt – eine Geschwindigkeit, bei der die neue Fähre noch nicht mal zu schweben beginnt. Das zuständige Amt zeigt sich bisher skeptisch gegenüber dem Vorschlag, trotz eines Gesprächs mit Projektbeteiligten.
Über die Hürden und die Perspektiven
Derzeit blicken die Entwickler mit einem gewissen Optimismus nach Stockholm, wo die Candela P-12 bereits im Regelbetrieb ab Ende des Jahres zwischen dem Vorort Ekerö und der Stockholmer Innenstadt verkehren soll. Dort wird eine vorübergehende Sondergenehmigung ermöglicht, die den Betrieb während der weniger stark frequentierten Monate erlaubt. Aber ob dieses Modell auch für Berlin in Frage kommt, bleibt ungewiss. Das Wasserstraßenamt sieht bisher keine Möglichkeit, Ausnahmen für erhöhte Geschwindigkeiten auf der Spree zu genehmigen.
Die Reederei Riedel bleibt jedoch zuversichtlich und sieht sich nicht als Störfaktor in der nachhaltigen Entwicklung Berlins. Alte, dieselbetriebene Fähren konnten in der Vergangenheit nicht mit einem durchgängigen Konzept für umweltfreundlichen Wasserverkehr überzeugen. Riedel und Candela möchten nun zeigen, dass es auch anders geht. Es wird bereits über Testfahrten mit einem kleineren Boot nachgedacht, und in der Vergangenheit gab es bereits eine Ausnahmegenehmigung für ein Wasserflugzeug.
Wenn alles gut geht, könnte die neuste Fähre im Frühjahr 2025 ihren Dienst antreten. Der Eigentümer des Funkhaus Berlin hofft, dass die Verbindung zur East-Side-Gallery nicht nur die Erreichbarkeit seines Standorts verbessert, sondern auch für die Bürger Berlins einen echten Anreiz bietet, dieses innovative Verkehrsmittel auszuprobieren, während es doch gleichzeitig ein Zeichen für die fortschreitende Wende hin zu umweltfreundlichen Transportmöglichkeiten ist.
Ob Berlin letztendlich bereit ist für diese Art der Verkehrswende auf Wasser, bleibt abzuwarten. Wie bei vielen bahnbrechenden Projekten könnte sich jedoch die Anlaufzeit als entscheidend herausstellen, und die Macher hoffen, dass es nicht lange dauert, bis die Urlaubsreise der Zukunft über die Wasserwege der Hauptstadt führt.