Kevin Costner, der legendäre Schauspieler und Regisseur, ist zurück und bringt ein neues episches Werk in die Kinos. Nach zahlreichen Erfolgen in seiner Karriere, darunter oscarprämierte Leistungen und ikonische Rollen in Klassikern wie „Bodyguard“ und „Waterworld“, widmet sich Costner nun einer mehrteiligen Saga über die Besiedlung des amerikanischen Westens, die mit „Horizon“ am 22. August startet. Vor der Premiere in Berlin hatten wir die Gelegenheit, mit ihm über seine Vision und die Herausforderungen, die diese Megaproduktion mit sich bringt, zu sprechen.
Costner, mittlerweile 69 Jahre alt, ist bekannt für seine Ambitionen im Filmbereich, die über das übliche Maß hinausgehen. Er hat nicht nur die Hauptrolle in „Horizon“ übernommen, sondern auch die Regie geführt und das Drehbuch geschrieben. Dies ist eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, nachdem er über zwei Jahrzehnte keine Regie mehr geführt hat. „Es ist 21 Jahre her, dass ich bei meinem letzten Film Regie geführt habe. Ich habe immer geglaubt, dass andere Regisseure besser sind als ich, aber bei diesem Projekt wusste ich, dass ich es selbst tun musste“, erklärt Costner.
Die Motivation hinter „Horizon“
Ein zentrales Motiv für Costner war es, den Mythos des Westens realistisch darzustellen. Er glaubt, dass viele Western-Filme nicht authentisch genug sind und oft die Realität ignorieren. „Ich mag die meisten Western nicht, weil sie zu einfach gemacht sind und die wahre Herausforderung des Lebens damals nicht zeigen. Es war kein Park in Disneyland“, betont er. In seinen Filmen strebt er nach einer ehrlichen Darstellung menschlichen Verhaltens und der Interaktion zwischen den Charakteren.
Costner hat sich entschieden, gleich mehrere Teile dieser Geschichte zu drehen, ohne zuerst auf den Erfolg des ersten Films zu warten. „Ich wollte die Zuschauer in eine Geschichte eintauchen lassen, die bereits vollständig erzählt ist. Das Schreiben ist der einzige Weg, um das zu erreichen“, erklärt er. Dies könnte für die Zuschauer die Herausforderung mit sich bringen, die Handlung und die Figuren über mehrere Monate hinweg im Kopf zu behalten. Ursprünglich plante Costner, die Filme enger aufeinander folgen zu lassen, was sich jedoch als unpraktisch herausstellte.
Kritik und Reaktionen
Die Resonanz auf „Horizon“ war gemischt, was Costner unter Druck setzt. „Ich kann mir keine Gedanken über die Produktionsgesellschaft machen“, sagt er. „Ich konzentriere mich darauf, das zu tun, was ich für richtig halte.“ Vergangene Kritiken haben auch positive Noten getroffen; so wurde der Film auf einer Liste der „Top 20 Filme des Jahres“ als bester Film rangiert. Diese Art von Rückmeldung gibt ihm das Gefühl, dass er auf dem richtigen Weg ist.
„Filme laufen ewig; sie sind nicht länger nur mein Film. Sie werden von euren Kindern und Liebsten gesehen werden.“ Costner ist sich der Verantwortung bewusst, die mit der Schaffung von Filmen kommt, die über Generationen hinweg geschätzt werden. „Es gibt kein einziges Detail in ‚Horizon‘, das mir jemand ausreden könnte. Alles, was Sie sehen, ist das Ergebnis meiner Überzeugungen und meiner Vision“, fügt er hinzu.
Die Verbindung zu emotionalen Themen und authentischen Darstellungen von Charakteren stehen im Mittelpunkt von Costners Arbeit. Bei der Premiere in Berlin gestand er, dass er selbst während der Aufführung von seinen eigenen emotionalen Szenen bewegt war. „Ich habe meinen Sohn angeschaut und gewusst, dass die Beziehung, die wir im Film sehen, auch in der realen Welt so oft stattfindet.“
Ein neuer Weg für das Western-Genre
In Zeiten, in denen das Kino stark von Franchise-Filmen dominiert wird, versucht Costner, eine neue Sichtweise auf den West zu etablieren. „Man muss den Mythos überwinden“, sagt er über die gegenwärtigen Western-Darstellungen in den Medien. Er kritisiert, dass viele dieser Geschichten nicht die Herausforderungen und Themen widerspiegeln, die wirklich relevant sind. „Der Westen war unberechenbar und gewalttätig, aber er war auch ein Ort, an dem Menschen gute Werte für ihre Kinder vermittelt haben“, so Costner.
Er zeigt sich optimistisch, was die Zukunft von „Horizon“ angeht. Während er an den weiteren Teilen arbeitet, plädiert er für einen breiteren Blick auf die Geschichte des Westens. „Ich werde versuchen, Teil drei und vier gleichzeitig zu produzieren“, sagt er. Mit diesem innovativen Ansatz möchte er das Publikum weiter mit auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen, die sowohl schmerzhaft als auch inspirierend ist.
Die Fragen stellten Lucas und André Wesche.
Hintergrund zur Western-Genre
Das Western-Genre hat eine lange und komplexe Geschichte in der Filmkunst. Ursprünglich in den späten 1800er Jahren populär geworden, spiegelten diese Filme oft die Ideale und Mythen des amerikanischen Westens wider. Die Erzählungen drehten sich häufig um Themen von Ehre, Gerechtigkeit und dem Kampf gegen Widrigkeiten. Hollywood-Streifen wie „Stagecoach“ (1939) und „High Noon“ (1952) setzten Maßstäbe für die Darstellung von Cowboy-Ethischen und Law-and-Order-Dramatik. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch ein Wandel vollzogen, insbesondere in der Art und Weise, wie Ureinwohner und Frauen im Westen dargestellt werden. Filme wie „Dances with Wolves“ und „The Revenant“ haben versucht, realistischere und differenziertere Perspektiven anzubieten. Kevin Costners Werk, einschließlich „Horizon“, illustriert diesen Trend, indem es die Herausforderungen und Komplexitäten des Lebens im Westen anhand authentischer Charaktere und Geschichten zeigt.
Aktuelle Betrachtung der Ureinwohnerdarstellung im Film
In der heutigen Film- und Fernsehkultur liegt ein starkes Augenmerk auf der adäquaten Darstellung von Ureinwohnern. Der Fehler, Ureinwohner nur als stereotyper „Wilder“ darzustellen, ist dabei zunehmend verpönt. Produktionen wie „Reservation Dogs“ und „Rutherford Falls“ zeigen die vielschichtigen Geschichten von Ureinwohnern und bieten eine Plattform für die Stimmen der Community. Die Anerkennung der kulturellen Identität und der Herausforderungen, mit denen viele Ureinwohnergemeinschaften konfrontiert sind, rückt stärker in den Mittelpunkt. Kevin Costner betont, dass es für ihn wichtig ist, diese Perspektiven authentisch einzubeziehen, um die wahren Geschichten des Westens zu erzählen. Laut einer Studie der University of California Los Angeles (UCLA) wurden im Jahr 2021 nur 3,8 % der Hauptrollen in Filmen von Ureinwohnern besetzt, was zeigt, dass noch viel Raum für Verbesserung und Vielfalt besteht. Die Herausforderung bleibt, diese Geschichten mit Respekt und Genauigkeit zu erzählen, während gleichzeitig das Publikum für die Geschichte des Westens sensibilisiert wird.
Filmanalyse und Zuschauerstatistiken
„Horizon“ könnte eine neue Ära für das Western-Genre einläuten. In den ersten Wochen nach der Premiere hat sich gezeigt, dass das Interesse an authentisch erzählten Western steigt, unterstützt durch die hohe Anzahl an Streaming-Zuschauern, die Filme dieser Art konsumieren. Nach dem Erfolg von „Yellowstone“ verzeichnete die Produzentenfirma von Costner einen Anstieg der Zuschauerzahlen, die sich von 4,6 Millionen auf 10 Millionen innerhalb eines Jahres verdoppelt haben. Zuschauer scheinen zunehmend bereit zu sein, in tiefere, emotionalere Geschichten einzutauchen, die die Herausforderungen und Kämpfe des menschlichen Lebens herausarbeiten. Dies wird auch in den Kritiken zu „Horizon“ reflektiert, die die filmische Schaffung von Menschlichkeit und Authentizität loben.
Eine Umfrage der Motion Picture Association von 2023 zeigte, dass 72 % der Befragten der Meinung sind, dass historische Genauigkeit in Filmen wichtig ist. Dies legt nahe, dass das Publikum nach Erzählungen verlangt, die sowohl nostalgisch als auch realistisch sind. Kevin Costners Fähigkeit, diesen Spagat in „Horizon“ zu meistern, könnte ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch wertvolle Einsichten in die sich veränderndenden Erwartungen der Zuschauer liefern.