Berlin (dpa) – In den Kinos Deutschlands ist die Besucherzahl in der ersten Hälfte des Jahres 2023 zurückgegangen. Laut der Filmförderungsanstalt (FFA) wurden in diesen sechs Monaten lediglich etwa 41,9 Millionen Tickets verkauft, was einem Rückgang von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, als noch rund 45,2 Millionen Karten über die Ladentische gingen. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig und hängen unter anderem mit den Auswirkungen des Hollywoodstreiks zusammen, der in den USA die Filmproduktion über Monate lahmlegte.
Dieser Streik, an dem sowohl Drehbuchautoren als auch Schauspieler beteiligt waren, führte dazu, dass viele Filmstarts in Deutschland verschoben werden mussten. FFA-Vorstand Peter Dinges kommentierte: „Die positive Überraschung ist im Gegensatz zum ersten Halbjahr 2023 diesmal leider ausgeblieben.“ Trotz des Rückgangs bezeichnete er den Trend als „moderat“, was bedeutet, dass die Einbußen nicht so dramatisch sind wie von vielen erwartet. Der Umsatz in den Kinos sank somit auf etwa 403,5 Millionen Euro, während es im Vorjahreszeitraum noch 455,1 Millionen Euro waren.
Besucherfreundliche Ticketpreise
Eine positive Nachricht für die Kinobesucher: Die Ticketpreise sind durchschnittlich auf 9,63 Euro gefallen, was im Vergleich zu etwas über 10 Euro im Vorjahr eine erfreuliche Ersparnis darstellt. Dies könnte potenzielle Kinogänger anlocken, die vielleicht ein wenig zögern, ins Kino zu gehen, insbesondere in Zeiten, in denen viele Menschen auf ihre Ausgaben achten. Günstigere Preise könnten hilfreich sein, um die Zuschauerzahlen wieder zu steigern, sobald mehr Filme in die Kinos kommen.
In der ersten Jahreshälfte 2024 sorgten vor allem Filme mit einem breiteren Publikum für den größten Ansturm. So war der erfolgreichste Film in Deutschland der lange erwartete zweite Teil des Science-Fiction-Musters «Dune: Part Two», der über 3,1 Millionen Besucher in die Kinos zog. Ihnen folgte die Komödie «Chantal im Märchenland», die rund 2,7 Millionen Tickets verzeichnen konnte. Auch der Pixar-Film «Alles steht Kopf 2» kam mit etwa 2,6 Millionen verkauften Karten in die Top 3.
Stabilität im Kinosektor
Trotz des Rückgangs bei den Ticketverkäufen bleibt das bundesdeutsche Kinoangebot stabil. In Deutschland gibt es weiterhin 1.221 Kinounternehmen mit 955 Standorten und 4.895 Leinwänden. Laut Dinges zeigen die aktuellen Zahlen, dass das Kinoangebot als leicht zugängliche Kulturform nach wie vor bei den Menschen gut angenommen wird. Es herrscht eine positive Stimmung innerhalb der Branche, und man blickt gespannt auf die zukünftigen Entwicklungen im zweiten Halbjahr 2024.
Die Kinoindustrie hat insgesamt noch nicht unter einem massiven Sterben gelitten, was in der heutigen digitalen Zeit, in der Streaming-Dienste eine große Rolle spielen, bemerkenswert ist. Die Kinos scheinen sich flexibel anpassen zu können, und das kulturelle Angebot bleibt in den Städten lebendig.
Ein Blick nach vorn
Mit dem Blick auf kommende Filmpremieren könnte der Rückgang der Ticketzahlen bald eine Wende erfahren, vor allem wenn sich die Situation in Hollywood stabilisiert und die neuen Produktionen auf den Markt kommen. Der Kinomarkt darf optimistisch sein, und die Kombination aus erschwinglichen Ticketpreisen und spannenden Filmen könnte einen wieder ankurbelnden Effekt auf die Besucherzahlen haben.
Die Rückmeldungen der Filmliebhaber und das allgemeine Interesse an Kinobesuchen zeigen, dass das Kino nach wie vor ein wertvoller Teil der Freizeitgestaltung in Deutschland ist. Mit anhaltenden Bemühungen, das Angebot attraktiv zu gestalten, könnte die Branche mittelfristig auf wieder wachsende Zuschauerzahlen hoffen.
Die Situation der Kinobranche in Deutschland ist nicht isoliert zu betrachten, sondern steht im Kontext globaler Entwicklungen. Auch international spüren Kinos die Auswirkungen von Veränderungen im Medienkonsum. Streaming-Dienste wie Netflix und Disney+ verzeichnen aufgrund ihrer flexiblen Verfügbarkeit und breiten Bibliothek einen stetigen Anstieg der Nutzerzahlen. Diese Shift in den Sehverhalten hat in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, zu einem Rückgang der Kinobesuche beigetragen. Laut FFA hat sich diese Tendenz besonders während der Pandemie, als das Kinovergnügen eingeschränkt war, verstärkt. Derartige Veränderungen erfordern von der Kinobranche innovative Ansätze, um die Zuschauer zurückzugewinnen und das Erlebnis Kino zu revitalisieren.
Ein Trend, der in der aktuellen Kinolandschaft zu beobachten ist, sind spezielle Events und Themenabende, die darauf abzielen, das Kinopublikum zu begeistern. Immer mehr Kinos setzen auf Veranstaltungen wie Filmfestivals, Retro-Abende oder Live-Übertragungen von Opern und Konzerten, um eine breitere Zielgruppe zu erreichen. Solche Maßnahmen können helfen, das Interesse der Zuschauer zu steigern und die Ticketverkäufe zu fördern.
Gestiegene Produktionskosten und deren Auswirkungen
Ein grundsätzlicher Einflussfaktor auf die Kinobesuche sind auch die gestiegenen Produktionskosten für Filme. Die Filmindustrie steht zunehmend vor der Herausforderung, qualitativ hochwertige Inhalte zu produzieren, während die Produktionsbudgets steigen. Laut Berichten von The Hollywood Reporter sind die durchschnittlichen Produktionskosten für Blockbuster in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Diese hohen Kosten können sich auf die Anzahl der Filme auswirken, die in die Kinos kommen, was potenziell die Auswahl für die Zuschauer einschränkt und damit auch die Ticketverkäufe beeinflusst.
Ein weiterer Aspekt sind die Möglichkeiten für Kreative durch Streaming-Plattformen, die ebenfalls talentierte Filmemacher anziehen und eine Alternative zum traditionellen Filmverleihsystem bieten. Dies kann dazu führen, dass weniger Kinofilme produziert werden, was die Auswahl an neuen Titeln verringert und damit die Attraktivität des Kinos gefährden könnte.
Die Rolle der Filmförderung
Die Filmförderungsanstalt spielt eine bedeutende Rolle im deutschen Filmökosystem. Neben der finanziellen Unterstützung für Filme und deren Vermarktung fördert die FFA auch innovative Ansätze, die Kinolandschaft zu beleben. Die Förderung von kleinen und mittleren Kinos ist besonders wichtig, um die kulturelle Vielfalt im Kino zu unterstützen. Im Jahr 2024 plant die FFA, verstärkt Initiativen zur Attraktivitätssteigerung von Kinos zu fördern, um den Herausforderungen durch die gestiegene Konkurrenz von Streaming-Diensten entgegenzuwirken.