In einem bewegenden Ereignis wurden am Dienstag in Berlin die Bücher der jüdischen Spitzensportlerin Lilli Henoch, die von den Nazis ermordet wurde, einem Nachfahren zurückgegeben. Diese Bücher wurden in der Nachkriegszeit in der Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg gefunden. Henoch, eine mehrfache Leichtathletik-Weltrekordlerin, gilt als Sportlegende ihrer Zeit. Das Forschungsprojekt zur Herkunft der Bücher wird gefördert vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste und der Moses Mendelssohn Stiftung Berlin und hat das Ziel, die ursprünglichen Eigentümer und deren Nachfahren zu ermitteln.
Marc Mendelson, Henochs Nachfahre, überreichte die Bücher 82 Jahre nach dem Verbrechen, das seine Familie traf. Lilli Henoch, die aus Königsberg stammte und ab 1919 beim Berliner Sport-Club trainierte, war zehnfache deutsche Meisterin in verschiedenen Disziplinen und stellte mehrere Weltrekorde auf. Nachdem sie 1933 aus dem Verein ausgeschlossen wurde, arbeitete sie als Turnlehrerin und trainierte eine erfolgreiche Handballmannschaft, bis sie im September 1942 von den Nazis deportiert und ermordet wurde. Zur Erinnerung an ihr Erbe gibt es in Berlin Straßen und Plätze, die ihren Namen tragen.