Berlin (dpa) – Nick Cave ist zurück und präsentiert mit seinem neuen Album «Wild God» eine aufregende musikalische Reise, die nach einer langen Wartezeit von fünf Jahren auf die Fans endlich zur Verfügung steht. In den letzten Jahren hat der australische Musiker, und Frontmann von Nick Cave & The Bad Seeds, durch persönliche Tragödien geprägt, die sich in seinen vorherigen Werken widerspiegelten. Nach dem Verlust seiner Söhne Arthur und Jethro, ist «Wild God» jedoch ein vielversprechendes Zeichen für einen Neuanfang.
Mit »Wild God« hat Cave mehr als nur den vertrauten melancholischen Klang seiner früheren Alben zurückgebracht – er hat den Beat zurückgebracht, was in seinen eigenen Worten bedeutet: „Es knallt aus den Lautsprechern, und ich werde davon mitgerissen.“ Dies zeigt sich bereits in der ersten Singleauskopplung und dem Titelsong, der die Komplexität des Lebens und die universellen Kämpfe des Menschseins behandelt.
Ein Album voller Emotionen
Das Album besteht aus zehn kraftvollen Songs, eine Zahl, die traditionsgemäß für Vollkommenheit steht und durch seine biblischen Assoziationen besticht. Die Arbeit an «Wild God» begann am Neujahrstag 2023, was dem gesamten Album einen frischen Start verleiht. Der erste Song, «Song of the Lake», eröffnet die Platte mit einer ruhigen, aber intensiven Atmosphäre, in der Wasser als zentrales Element auftaucht. Eine Frau schwimmt im See, während ein Mann brav beobachtet und erkennt, dass er dem Himmel näher ist, auch wenn die Hölle ihn zu belasten scheint.
Cave reflektiert in seinen Texten oft über Wasser und dessen heilende Wirkung. In seinen persönlichen Erfahrungen teilt er, dass Kaltwasserschwimmen für ihn eine Form der Trauerbewältigung wird. Auf seiner Internetseite „The Red Hand Files“ erklärt er, dass das Schwimmen in eiskaltem Wasser ihm half, seinen Kummer über den Verlust seiner Söhne zu lindern, da es unmöglich sei, in solch kaltem Wasser zu trauern. Diese Erkenntnis hat eine energische und bedeutungsvolle Beziehung zu seiner Musik geschaffen.
Die Rückkehr von Lebensfreude
In «Wild God» begegnen wir einem Protagonisten, der verzweifelt nach dem sucht, was er verloren hat. Cave beschreibt die Figur als jemanden, der in einem Zustand der Not ist und einen tiefen Glauben an die Menschen um sich herum braucht. Der mächtige Sound, kombiniert mit Caves eindringlicher Stimme, spiegelt eine Geschichte wider, die sowohl traurig als auch hoffnungsvoll ist. Der zweite Song, «Frogs», beschreibt ein Paar, das im Regen wandert, während im Hintergrund Kirchenglocken läuten. Die Frösche, die sie beobachten, symbolisieren die Menschheit, die ständig zwischen Liebe und Schmerz hin und her schwankt.
Besonders berührend ist der Song «O Wow O Wow (How Wonderful She Is)», der eine Hommage an die verstorbene Anita Lane darstellt, eine ehemalige Bandkollegin und Caves Ex-Partnerin. Die Texte sind durchzogen von mysteriösen, fantastischen Elementen, während sie gleichzeitig schmerzhafte Liebeserklärungen und dunkle Einsichten in das Leben vermitteln. In «As The Waters Cover The Sea» wird die Besinnung auf innere Ruhe thematisiert, ein Moment, der in der heutigen Zeit von Bedeutung ist.
Nick Cave ist ein Künstler, der mit seiner einzigartigen Mischung aus rockigen Klängen, gesprochenen Gedichten und gleichzeitig experimentellen Sounds immer wieder neue Facetten seines Könnens zeigt. Trotz der schweren Inhalte seiner Texte und der Trauer, die in ihnen mitschwingt, bleibt der zentrale Gedanke, dass Cave schlussendlich auch Freude am Leben hat. „Ich glaube nicht, dass man eine solche Erfahrung hinter sich lassen kann, aber meine Kinder wollten, dass ich mich über mein Leben freuen kann“, äußerte er und zeigt damit, dass «Wild God» nicht nur ein Album ist, sondern eine bewegende Erklärung des Lebens, des Verlusts und der Hoffnung. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln des Lebens, die Nick Cave durch seine Musik zelebriert.
