In vielen deutschen Städten können Frauen oberkörperfrei im Freibad baden, doch nur ein kleiner Teil nutzt diese Freiheit. Die gesellschaftlichen Normen und Ängste spielt dabei eine große Rolle.
Der Wandel der Regeln in Berliner Schwimmbädern
Die Diskussion um das Schimmen „oben ohne“ in öffentlichen Schwimmbädern erlangte mehr Aufmerksamkeit, als eine Frau im Dezember 2022 in einem Hallenbad in Berlin-Kaulsdorf das Bad verlassen musste, weil sie ohne Oberteil schwimmen wollte. Dies führte zu einer Beschwerde, die letztlich einen Paradigmenwechsel bewirkte. Die Berliner Bäderbetriebe entschieden, dass es in Zukunft erlaubt sei, „oben ohne“ zu schwimmen – eine Regelung, die auch in Städten wie Göttingen, Siegen, Köln und Frankfurt inzwischen akzeptiert wird.
Gesellschaftliche Wandel oder schüchterne Rückhaltung?
Trotz der neuen Regelung zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Norstat, dass die Mehrheit der Frauen nach wie vor lieber mit bedeckter Brust schwimmt. Lediglich 45 Prozent der Frauen sprechen sich für eine geschlechterübergreifende Nutzung der neuen „Oben ohne“-Regel aus, im Gegensatz zu 71 Prozent der Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig: neben individuellen Vorlieben ist das Gefühl der Sicherheit ein wesentlicher Aspekt.
Angst vor Belästigung und Wunsch nach Freiheit
Sehr viele Frauen fühlen sich durch die Möglichkeit, oberkörperfrei schwimmen zu können, in einer Zwickmühle. Die Angst, von Männern belästigt zu werden, überlagert oft den Wunsch nach mehr Freiheit. Dies bestätigte auch die Autorin, die bei ihrem eigenen Versuch, „oben ohne“ zu baden, zunächst unter einem Baum Schutz suchte.
Positive Erfahrungen und verfestigte Normen
Trotz anfänglicher Unsicherheit stellten viele Frauen, so auch die Autorin, fest, dass sie in der weiblichen Gemeinschaft sicher waren. Das Gefühl, sich nicht allein zu fühlen, kann einen positiven Einfluss auf die Entscheidung haben, die neue Regelung zu nutzen. Doch bleibt die Frage, warum so viele sich nicht trauen, diese Freiheit voll auszuleben.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch viel zu tun
Die Einführung der „Oben ohne“-Regel ist ein Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung in Schwimmbädern. Dennoch bleibt die Realität, dass diese Regelung in der Praxis nur von wenigen Frauen tatsächlich genutzt wird. Für viele wird es weiterhin eine Herausforderung bleiben, sich von gesellschaftlichen Normen und der damit verbundenen Angst vor Belästigung zu befreien. Ein anhaltender Dialog über das Thema wird notwendig sein, um die Akzeptanz und Sicherheit für alle Schwimmer zu fördern.